Schild „Zum Arzt“
ORF.at/Georg Hummer
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Gesundheit

Gesundheitsrisiko Armut durch CoV verstärkt

Armut gilt auch in Österreich als Gesundheitsrisiko. Die CoV-Pandemie könnte diese Situation verschärfen, heißt es vom Armutsnetzwerk Steiermark. Immer mehr Familien würden Hilfe brauchen.

Zwischen Armut und Gesundheit besteht ein direkter Zusammenhang. Wer in Österreich von Armut betroffen ist, befindet sich im Durchschnitt in einem schlechteren Gesundheitszustand als die Restbevölkerung. Organisationen wie das Armutsnetzwerk Steiermark befürchten nun, dass die Pandemie noch mehr Menschen in die Armut treiben könnte.

Weniger Geld = häufiger krank

Jedes Jahr befragt die Statistik Austria rund 6.000 österreichische Haushalte nach ihren Lebensbedingungen, Einkommen, Bildung und Gesundheit. Dabei zeigt sich: Wer arm ist, ist auch häufiger krank.

Sozialmediziner Wolfgang Freidl von der MedUni Graz erklärt: „Armut wirkt sich insofern auf die Gesundheit aus, dass diese Personen, die unter Armut leiden, unter schlechteren Lebensbedingungen leben. Also beispielsweise weniger Zugang zur gesundheitlichen Versorgung, sie haben schlechtere Wohnbedingungen, sie haben anstrengendere Arbeitsbedingungen – zum Teil schädliche.“

Außerdem, so Freidl, könne der dadurch entstehende Stress kaum kompensiert werden, da kein Geld für Urlaub oder Entspannung vorhanden ist.

Armut bedeutet auch Hunger und Kälte

Mehr als 140.000 Menschen in Österreich, die von Armut und Ausgrenzung betroffen waren, befanden sich 2019 laut der Befragung in einem schlechten bis sehr schlechten Gesundheitszustand. Brigitte Brand vom Armutsnetzwerk Steiermark nennt eines von vielen Beispielen, wie es dazu kommt: „Zum Beispiel, wenn ein Kind eine spezielle Diät braucht, dann ist es fast nicht möglich, die richtigen Lebensmittel zu kaufen.“

Oft können laut Brigitte Brand auch Wohnungen nicht ausreichend beheizt werden, was unmittelbar zu Verkühlungen der Bewohner führen kann. Langfristig kann es aber auch zu schädlicher Schimmelbildung in den Wohnräumen kommen.

Immer mehr Familien hilfsbedürftig

Die Coronavirus-Krise habe die Armuts-Situation noch verschärft, sagt Brand: „Das merken unsere Mitgliedsorganisationen, dass Familien, die sich bisher nie vorstellen konnten, Hilfen in Anspruch zu nehmen oder in einem Sozialshop einzukaufen, dass die mittlerweile auch zur Klientel gehören.“ Rund 14 Prozent aller steirischen Haushalte gelten als armutsgefährdet oder in Armut lebend. Das Armutsnetzwerk Steiermark fordert, dass Gesundheit keine Frage der finanziellen Möglichkeiten sein dürfe.

Gesundheitskompetenz verlängert Leben

Am 7. April wird auch der Weltgesundheitstag begangen. Gesundheitskompetenz ist dabei ein zentrales Thema unserer Zeit, ist Sandra Marczik-Zettinig vom Gesundheitsfond Steiermark überzeugt: „Personen mit einer höheren Gesundheitskompetenz sind weniger oft im Krankenhaus, brauchen weniger Arztbesuche, leiden auch weniger an chronischen Erkrankungen, haben einen gesünderen Lebensstil und damit auch eine höhere Lebenserwartung.“

60 Prozent aller Steirer würden sich schwer tun, Angaben auf Lebensmittelpackungen zu verstehen. Daher liege es auch an den Behörden, ihre Art zu kommunizieren sprachlich so einfach wie möglich zu gestalten, sagt Marczik-Zettinig. Zahlreiche Projekte des Landes seien darauf aufgebaut. Dabei gehe es etwa um leicht verständliche Informationsbroschüren zur Gesundheitsversorgung als auch um Gesprächsschulungen für Ärzte und Gesundheitspersonal, wie man mit Patienten einfach und verständlich kommuniziert.