Umwelt

Schladming: Mit Wasserstoff gegen Blackout

Schladming bereitet sich auf den energetischen Krisenfall vor: Für das Kongresszentrum wurde am Montag ein in der Steiermark entwickelter Energiespeicher auf Wasserstoffbasis installiert.

Ein Blackout, ein großflächiger Strom- und Infrastrukturausfall, kann schnell zu einer enormen Belastungsprobe für Gesellschaft und Wirtschaft werden. Um für so einen Ernstfall gerüstet zu sein, suchte die Schladming Innovations- und EntwicklungsgmbH nach einer technischen Lösung, die im Krisenfall als Notstromversorgung eingesetzt werden kann – dabei wird auf Wasserstoff gesetzt.

„Johann“ versorgt Schladming mit erneuerbarem Strom

Wasserstoff ist ein wichtiger Bestandteil der Energiewende – und zwar wenn es darum geht, überschüssige Energie aus Solarstrom oder Windkraft zwischenzuspeichern. Schladming ist Teil der Initiative „Steiermark gibt Wasserstoff“ und startet nun mit der ersten aktiven Wasserstoffspeicheranlage ein Projekt zur Versorgung des Congress Schladming mit erneuerbaren Strom.

„Johann“ heißt der Wasserstoffenergiespeicher, der ab sofort das Schladminger Kongresszentrum mit Strom mitversorgt. Überschüssiger Strom aus den Solarpanelen wird dabei zunächst in Wasserstoff umgewandelt. Wird der Strom dann gebraucht, wird der Wasserstoff in der Brennstoffzelle wieder in Strom, Wärme und Sauerstoff zurück gewandelt, auch die Wärme wird für die Gebäudeversorgung genutzt.

Die Anlage kann auch für mehrere Tage einen Notstrombetrieb leisten, sagte Christian Purrer, Vorstand des Projektpartners Energie Steiermark am Montag: „Die Anlage kann 300 Kilowattstunden speichern, das reicht aus, um zum Beispiel den Congress oder die wichtigsten Funktion des Kongresszentrums über zwei bis drei Tage in Betrieb zu halten.“

„Mit dem ersten installierten ‚Johann‘ können wir die energetische Notversorgung von Teilen der kritischen Infrastruktur in der Gemeinde Schladming im Krisenfall, wie beispielsweise bei Naturkatastrophen, sicherstellen. Dabei wird die technische Lösung durch ein System zum operativen Krisenmanagement perfekt ergänzt“, schilderte wiederum der Schladminger Bürgermeister Hermann Trinker. Abseits des akuten Anwendungsfalls wird das System technisch in den bestehenden Energiekreislauf der Stadtgemeinde eingebunden – durch Kaskadenlösungen könne das Gesamt-Speichervolumen von 300 kWh Energie um ein Vielfaches erhöht werden.

Auch für Landwirtschaft und Hotellerie gedacht

Für Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) ist dieses Projekt in Schladming ein wichtiger Startpunkt für die Initiative „Steiermark gibt Wasserstoff“: „Mit ‚Johann‘ haben wir erstmals eine Anwendung, die auf Wasserstoff basiert, wo man auch im kleineren Rahmen, also für Einzelprojekte, Energie speichern und auch wieder abrufen und wiederverwenden kann. Wir erwarten uns sehr viel von dieser Anwendung und haben jetzt einen Prototyp schaffen können.“

Laut Eibinger-Miedl sind aber auch Anwendungsfälle in der Hotellerie oder in der Landwirtschaft denkbar: So soll etwa in den nächsten Monaten ein landwirtschaftlicher Betrieb im Ennstal mit dem System ausgestattet werden.

Kosten betragen 50.000 Euro

Die Schladminger Innovations- und Entwicklungsgesellschaft war an der Mitentwicklung dieses System beteiligt, es soll nicht nur bei Solastromanlagen zum Einsatz kommen, sagte Geschäftsführer Hannes Zeichen: „Generell funktionieren die Anlagen als Plug and Play, das heißt, die kann man überall aufstellen, wie man will. Man kann sie auch zu einem Windrad hinstellen.“

Die geschätzten Kosten des Systems am Schladminger Congress betragen etwa 50.000 Euro; gefördert wird die Iniative vom Land Steiermark der Energie Steiermark und der steirischen Wirtschaftsförderung SFG.