Illustration zum Thema „Impfen/Medikament/Pharma/Injektionen“. Spritzen und Nadeln.
APA/BARBARA GINDL
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Steiermark impft

Steiermark nähert sich 50- bis 65-Jährigen

23 der bisher 13.900 geimpften KAGES-Mitarbeiter sind positiv auf Covid-19 getestet. Die Quote von 0,16 Prozent sei normal, zumal keiner der Impfstoffe einen vollkommen Schutz verspreche. Unterdessen nähert sich die Steiermark der Altersgruppe 50 bis 65.

Am Höhepunkt der dritten Welle finden im Bundeskanzleramt am Freitag zu den CoV-Maßnahmen wieder Beratungen der Bundesregierung mit Opposition und Bundesländern statt. Zentrales Thema aus Sicht von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wird sein, welche Auswirkung die früher erwartete knappe Million an Biontech-Pfizer-Impfstoffdosen haben wird, die im April, Mai und Juni kommen soll – mehr dazu in Impfungen im Zentrum der Debatte (news.ORF.at).

In der Steiermark wurde in den vergangenen Tagen die 200.000er-Schwelle überschritten: Mittlerweile erhielten rund 207.000 Steirerinnen und Steirer ihren ersten Stich, rund 73.000 auch schon den zweiten.

In der kommenden Woche sind etwa 42.000 Impfungen geplant, die Woche darauf wieder um die 40.000. Die Kapazitäten für diese Menge reichen jedenfalls aus, denn in der laufenden Woche gab es rund 50.000 Immunisierungen, Impfstraßen und Hausärzte zusammengerechnet, die man über die Bühne brachte.

Bis Ende Juni dürften alle Impfwilligen durch sein

Laut dem steirischen Impfkoordinator Michael Koren dürften mit den vorgezogenen Biontech/Pfizer-Lieferungen noch im zweiten Quartal rund 600.000 Steirerinnen und Steirer geimpft sein – das dürften in etwa auch jene sein, die sich vorerst impfen lassen wollen und dürfen (unter 16-Jährigen und Schwangeren wird die Impfung vorerst beispielsweise nicht empfohlen, Anm.).

Für die zahlreichen Absagen – bei AstraZeneca waren es rund 20 Prozent bei den Impfstraßen – zog man seitens des Landes die Bergrettung als „Einspringer“ heran: Von den etwa 1.700 steirischen Mitgliedern haben sich rund 1.000 für die Impfung bereit erklärt, und von ihnen wurden im Laufe der Woche auch schon rund 700 geimpft, schilderte Harald Eitner, der für die Impf- und Teststraßen des Landes zuständig ist. Ähnliches soll in den kommenden Wochen bei der Feuerwehr geschehen – da werde streng nach Alter und nach tatsächlich aktiven Kameraden gereiht. Im April könnte ein Großteil von ihnen durch das Einspringen immunisiert werden.

Bei Biontech/Pfizer sagen übrigens rund sechs Prozent der Angemeldeten bei den Impfstraßen ab. Bei den Hausärzten ist die Quote der Absagen bei beiden Vakzinen deutlich geringer, da die Mediziner ihre Patienten meist in Gesprächen über das geringe Risiko einer gravierenden Nebenwirkung aufklären und Bedenken entkräften.

Thrombosegefahr: Arzt beruhigt

Der oststeirische Hausarzt Alexander Moussa versucht ebenfalls Ängste vor den äußerst seltenen Blutgerinnungsstörungen nach AstraZeneca-Impfungen zu nehmen: Habe jemand Sorge, dass etwas nicht stimmt, so könne ein entsprechender Bluttest in der Ordination durchgeführt werden, und das Ergebnis liege binnen weniger Minuten vor. Die Gefahr einer solchen Störung der Blutgerinnung sei sowohl bei der Einnahme der „Pille“ als auch bei Rauchern oder bei einer Covid-Infektion um ein Vielfaches höher.

Selbsttests unter Aufsicht gut angelaufen

Die Selbsttests unter Aufsicht sind sowohl in den Gemeinden als auch bei ausgewählten Teststraßen gut angelaufen: 139 Gemeinden beteiligen sich momentan und die anderen werden seitens des Landes neuerlich angeschrieben. Bei den Impfstraßen gab es zunächst Skepsis, sagte Eitner, doch seit Mittwoch würden die Selbsttests auch dort gut angenommen.

Beschwerden: Gegenseitiger Respekt geht verloren

Der stellvertretende Landesamtsdirektor Wolfgang Wlattnig sprach am Freitag auch die zahlreichen Beschwerden der Bevölkerung an, die laut Umfragen mit dem Impfmanagement des Landes zu großen Teilen nicht oder wenig zufrieden ist. Er meinte, dass sachliche Kritik aufgenommen werde, aber Beleidigungen und Beschimpfungen seien nicht in Ordnung – das sei für die Betroffenen vielleicht befreiend, aber das gehe auf Kosten der Beamten. „Grundwerte des geordneten Zusammenlebens“ scheinen da verloren zu gehen – ebenso wie „gegenseitiger Respekt und das Zurückstehen für Schwächere und Ältere, die die Impfung jetzt am dringendsten benötigen“, bedauerte Wlattnig.

Der stellvertretende Landesamtsdirektor betonte ein weitere Mal, dass die Anmeldeplattform für Impfungen keine Abmeldeplattform sei. Täglich würden rund 1.000 Anrufe beim Impf-Support des Landes einlangen. Das Personal wurde ein weiteres Mal aufgestockt – so kümmern sich nun 40 bis 50 Personen um Ummeldungen, so Wlattnig. Die Ankündigung, dass „Impf-Taktiker“ nach zwei Absagen nach hinten gereiht werden, werde demnächst umgesetzt. Bisher wurde es noch nicht vollzogen, weil das erst im System programmiert werde – mehr dazu in „Impftaktiker“ werden nach hinten gereiht.

KAGes: 0,16 Prozent trotz Impfung infiziert

Bei der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) werden seit Beginn der CoV-Schutzimpfungen auch Zahlen über Infektionen trotz Immunisierung erhoben. Klaus Vander, ärztlicher Leiter vom Institut für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie, zufolge wurden bei den rund 13.900 geimpften Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 23 Covid-19-Infektionen festgestellt worden. „Damit war zu rechnen“, so Vander, denn die Impfung biete nun mal keinen 100-prozentigen Schutz.

Die erhobenen Zahlen sind vom Stand 14. April, und die 23 Infektionen bedeuten, dass 0,16 Prozent der Geimpften infiziert wurden. Entdeckt wurde das bei den Routine-Tests, denen sich alle Mitarbeiter ein bis zwei Mal pro Woche unterziehen. Ein Drittel der 23 Betroffenen hatte gar keine Symptome, beim Rest waren leichte Symptome erkennbar; keiner hatte aber einen schweren Verlauf oder musste gar medizinisch behandelt werden, betonte Vander. Überraschung sei das keine, denn das Versprechen der Impfung sei nie ein 100-prozentiger Schutz gewesen, sondern – je nach Vakzin – ein hoher bis sehr hoher Schutz vor schweren Verläufen.

Von den 23 Infizierten waren 14 mit AstraZeneca und neun mit Biontech/Pfizer geimpft worden. Da insgesamt rund 5.900 Mitarbeiter mit AstraZeneca immunisiert wurden, entspricht die Quote bei diesem Impfstoff 0,23 Prozent. Bei den rund 8.000 mit Biontech/Pfizer-Geimpften ist die Quote bei 0,11 Prozent, wobei bei letzteren alle auch schon ihre zweite Dosis erhalten hatten. Bei AstraZeneca war das noch nicht der Fall, doch da soll laut Vander der Schutz nach der ersten Teilimmunisierung auch höher sein als etwa beim Vakzin von Biontech/Pfizer.

Infektiosität trotz Impfung sei normal

Nun sollen noch weitere Untersuchungen gemacht und Kulturen angelegt werden, um mehr Daten zu generieren. Ersten Erhebungen zufolge war die Infektiosität der Betroffenen ähnlich hoch wie ohne Impfung, was für Vander auch logisch sei. Hintergrund ist, dass die Impfung in den Muskel verabreicht wird – die Viren gelangen allerdings über die Schleimhaut in den Körper, und auf der Schleimhaut können sie sich auch vermehren. Durch die gebildeten Antikörper können die Viren allerdings nicht in die Organe vordringen und den ganzen Körper befallen, erklärte der Mediziner.

Impfung als Lösung der Pandemie

Für Vander bleiben trotz dieser einzelnen Infektionen die Impfungen die Lösung: Sobald die ältere Bevölkerungsgruppe gut durchgeimpft sei, würden Infektionen nicht mehr so stark ins Gewicht fallen, denn „wichtig ist, dass es keine schweren Verläufe mehr gibt“, betonte er. Ziel der Impfungen sei es, die Krankheitslast zu reduzieren, und das gelinge, selbst wenn sich Menschen trotz Impfung infizieren. Er geht aber auch davon aus, dass Masken im Gesundheits-und Spitalsbereich „gekommen sind, um zu bleiben“.