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Getty Images/iStockphoto/lechatnoir
Getty Images/iStockphoto/lechatnoir
Bildung

Studie: Nicht alle Studenten sind digital fit

Bereits vor der CoV-Krise hat sich der Großteil der Studierenden mehr Online-Angebote gewünscht, gleichzeitig fühlen sich nicht alle digital fit – das zeigt eine aktuelle Umfrage. Steirische Hochschulen wollen nun digitale Kompetenz und Angebot ermöglichen.

Wie ist es um das digitale Wissen der Studienanfänger bestellt – das war die Kernfrage der umfangreichen Untersuchung, an der im Herbst 2019 4.700 Studienanfänger teilgenommen und 113 Fragen beantwortet haben; rund 80 Prozent der Uni-Einsteiger nahmen daran teil. Ergänzend zu den mehr als 100 Fragen eines Selbsteinschätzungsbogens wurden im April und Mai 2020 ergänzende Tiefeninterviews mit höhersemestrigen Studierenden zur Situation während der Covid-19-Pandemie durchgeführt.

15 Prozent von Digitalisierung nicht abgeholt

Digitale Geräte und das Internet bestimmen den Alltag der Studienanfänger – für mehr als die Hälfte (54 Prozent) ist ein Leben ohne Internet nicht vorstellbar, zwölf Prozent sind nach eigenen Angaben nie offline: So ist laut den Studienergebnissen für 96 Prozent der Teilnehmer das Internet die erste Anlaufstelle bei offenen Fragen, und 84 Prozent nutzen Online-Kalender, E-Mails und Notizen-Apps.

Allerdings zeigten sich auch 16 Prozent der Befragen von der digitalen Transformation überfordert, und auch wenn viele junge Menschen zu den sogenannten Digital Natives gehören, gibt es auch einige, die sich in der digitalen Welt nicht perfekt auskennen, sagt Studienautorin Michaela Stock bei der Präsentation der Studienergebnisse am Montag: „Unsere Studierenden sind sehr divers. Der Großteil liegt in der digitalen Mitte, aber 15 Prozent all unserer Studierenden sind eher weg von der Digitalisierung, und 15 Prozent sind Spitze.“

Frauen bleiben Digitalisierung eher fern

Auffallend ist laut Stock, dass zwei Drittel der digital Fernen Frauen sind, während der Großteil jener, die sich sehr gut auskennen, Männer sind. So zeigte sich in der Studie, dass Männer ihre Internetkenntnisse höher einschätzen als Frauen: Während 80 Prozent der männlichen Befragten ihre Kenntnisse als sehr gut und gut einschätzen, sind nur 67 Prozent der Frauen von ihren Kenntnissen überzeugt.

Studienleiterin Michaela Stock, Rektor Martin Polaschek und Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl (v. l.)
Uni Graz/Tzivanopoulos
Studienleiterin Michaela Stock, Rektor Martin Polaschek und Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl (v. l.) präsentierten die Ergebnisse

Dass möglicherweise künftige Studienanfänger durch das CoV-bedingte Distance Learning mehr Online-Erfahrung haben, meint Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP), doch man sehe auch in den Schulen, dass man einen gewissen Teil der Kinder so gar nicht erreicht. Hier müsse man ansetzen, betont die Landesrätin: „Es muss insgesamt für die Politik ein Auftrag sein, auch früher anzusetzen, im Schulbereich, bei den Jüngeren. Besonderes Augenmerk auf Mädchen.“

Module für mehr digitales Know-How

Man wisse nun, welche Kompetenzen Studienanfänger mitbringen und welche sie brauchen, hielt Martin Polaschek, Rektor der Universität Graz und aktuell Vorsitzender der steirischen Hochschulkonferenz, fest. Im vergangenen Jahr habe die Uni bewiesen, „dass sowohl Lehre als auch Forschung in Zeiten räumlicher Distanz gut funktionieren kann“, so Polaschek.

Doch die Erwartungshaltung sei groß, und es sei auch ein Bedarf vorhanden: „Gerade was die Studienanfänger anbelangt, werden wir uns etwas überlegen, damit sie sich zusätzliches Know-How aneignen“, so Polaschek. Denkbar sei etwa auch, Module zu digitalem Wissen im Studium zu verankern.

Fokus auf Lehrende und Digitalisierung von Literatur

Weil sich laut Studie der Großteil der jungen Studierenden schon vor der CoV-Krise mehr Online-Angebote gewünscht hat, werden die Universitäten auch darauf noch stärker reagieren – so werde man etwa die digitalen Kompetenzen der Lehrenden stärken, so Polaschek: „Sei es, dass wir konkrete Schulungen für die Lehrenden anbieten, aber auch dahingehend, dass wir Beispiele ins Netz stellen, Best-Practice-Beispiele, wie man gut Online-Lehre machen kann.“ Außerdem wolle man noch mehr in elektronische Zeitschriften und Publikationen investieren sowie ältere Literatur einscannen und ebenfalls digital zur Verfügung stellen.