Pflegekraft geht neben Person mit Rollator
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Chronik

„Rot-Weiß-Rot-Karte“: Pflegebetreiber begrüßen Erleichterung

Um den Bedarf an Pflegepersonal in Österreich zu decken, soll der Zugang zur „Rot-Weiß-Rot-Karte“ für ausländische Pflegekräfte erleichtert werden. Steirische Pflegebetreiber begrüßen diese Erleichterung grundsätzlich, es brauche aber auch neue Modelle, heißt es.

Schätzungen zufolge werden für die Pflege in Österreich bis 2030 100.000 Fachkräfte benötigt, darunter 40.000 Personen mit einem Diplom für Gesundheits- und Krankenpflege. Diplomierte Pflegekräfte aus Drittstaaten sollen künftig leichter und schneller in der Pflege eingesetzt werden, kündigte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) am Sonntag an – mehr dazu in Rot-Weiß-Rot-Karte: Zugang für Pflegekräfte wird erleichtert (news.orf.at)

Erleichterungen, damit gut ausgebildete Personen aus Drittstaaten in der Pflege eingesetzt werden können, seien zu begrüßen. Denn derzeit sei das unglaublich schwierig, sagt etwa Mario M. Martinelli, der als Personalbereitsteller in Kapfenberg für Gesundheitseinrichtungen in ganz Österreich Pflegekräfte rekrutiert: „Weil einfach der Prozess derzeit in Österreich so lange dauert und dadurch die Mitarbeiter meistens auch wieder dazu gezwungen sind, zuhause zu bleiben und gar nicht nach Österreich zu kommen.“

Pflegeberuf für Arbeitssuchende attraktivieren

Das Bemühen, Menschen aus dem Ausland zu bekommen, um sich für Mangelberufe bei uns einzusetzen, sei im Vergleich zu vielen anderen Staaten in Österreich sehr gering. Es gebe generell nur wenige Pflegekräfte, die mit „Rot-Weiß-Rot-Karte“ in der Steiermark arbeiten. Der Bedarf sei aber groß, denn allein in der Steiermark seien es Schätzungen zufolge bis zu 50.000 diplomierte Pflegekräfte, die fehlen werden, sagt Petra Prattes von der Caritas Steiermark.

Daher bräuchte es neue Modelle, dass Menschen überhaupt in die Ausbildung gehen, so Prattes: „Wir müssen schauen, Schulungen mit Einstiegen und Umstiegen von anderen Berufen, Möglichkeiten schaffen, sodass wir jetzt möglichst viele Personen – Pflege ist ein zukunftsträchtiger Beruf, den es noch sehr lange geben wird – auch vom Arbeitslosenmarkt in unsere Richtung ziehen können und begeistern können.“

Ausbildung leistbarer machen

Ähnlich sieht man die Situation beim Hilfswerk Steiermark. Derzeit gäbe es viele Interessierte, etwa Umsteiger aus anderen Berufen, die sich eine dreijährige Ausbildung aber schlichtweg nicht leisten könnten, sagt Gerald Mussnig vom Hilfswerk Steiermark: „Man müsste daran ansetzen, dass wir sagen, wir brauchen viele Menschen, die bereit sind – und diese gibt es, aber die müssen sich eine Pflegeausbildung leisten können. Wir müssen ihnen ermöglichen, dass die Kosten gedeckt sind und vor allem die Lebenskosten während der Ausbildung gedeckt sind.“

Mögliche Modelle wären für Mussnig etwa jene der Polizei oder der Lehrlingsausbildung, wo Auszubildende bereits während der Ausbildung eine Entschädigung bezahlt bekommen: „Dann haben wir eine Chance, dass junge Menschen den Beruf ergreifen und auch Wiedereinsteigerinnen oder Umsteigerinnen sich diese Ausbildungen leisten können“, so Mussnig.