Plan der neuen Trassenführung
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Verkehr

Streit um B 70-Ausbau: Trasse quert Feld

Heftige Kontroversen sind in der Weststeiermark um den geplanten Ausbau der B 70, der Packer-Straße, ausgebrochen: Die neue Trasse soll entlang der Kainach, zwischen Mooskirchen und Krottendorf, gebaut werden. Die Wirtschaft ist dafür, die Landwirte sind dagegen.

Der Ballungsraum Köflach/Voitsberg müsse besser an die A2 angebunden werden, hieß es am Mittwoch bei einer Pressekonferenz der Wirtschaftskammer. Es gehe um 5,3 Kilometer und ein Investitionsvolumen von 55 Millionen Euro.

Bessere internationale Anbindung

Die Region hat starke Unternehmungen, sagte Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk, diese Betriebe seien international vernetzt. Die Infrastruktur in der Region hinke aber nach – daher sei die Forderung klar: „Diesen Lückenschluss der B 70 von Mooskirchen nach Krottendorf rasch umzusetzen.“ Es müsse die wirtschaftliche Entwicklung, die in dieser Region hinten nach hinke, weiter vorangebracht werden.

Ein Drittel weniger Jahreseinkommen durch Trassenbau

Klingt plausibel, würde die geplante Trasse nicht über landwirtschaftliche Gründe führen, die für die betroffenen Bauern lebenswichtig sind. Von einer Ablöse könne keine Rede sein, sagt Landwirt Josef Archan: „Es gibt keine Ablöse, weil wir den Grund brauchen. Unser Betrieb ist ruiniert. Der Sohn braucht ein Jahreseinkommen für die Familie, damit er leben kann, von etwa 30.000 Euro. Durch die Trasse würde er 10.000 bis 15.000 Euro vom Reingewinn verlieren. Damit kann die Familie nicht mehr leben.“

Landstraße und Acker wo die neue Trasse verlaufen soll
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Hier, quer durch die landwirtschaftlichen Nutzflächen, soll die neue Trasse verlaufen.

„Alle werden nicht Vegetarier werden“

Im Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen Interessen und Biolandwirtschaft gibt es kaum einen gemeinsamen Nenner. Man mache genau das, was die Bevölkerung wolle, sagte Archan: Biologische Bewirtschaftung, Kreislaufwirtschaft, einheimische Lebensmittel, gesundes Tierwohl. „Alle werden nicht Vegetarier werden. Es werden manche auch weiterhin ein Schweinefleisch wollen,“ stellt der Landwirt fest.

Grüne und Umweltanwalt auf Seite der Bauern

Der Konflikt hat mittlerweile auch eine politische Komponente. Die Grünen im Landtag haben auf Seiten der Bauern Position bezogen, auch die steirische Umweltanwaltschaft kritisiert den hohen Flächenverbrauch durch die geplante neue Streckenführung.

Anrainer könnten erleichtert sein

Es gibt aber noch eine dritte Seite. Nämlich die jener Menschen, die an der derzeitigen B 70 leben müssen. Täglich fahren hier fast 20.000 Fahrzeuge mitten durch die Ortschaften. Die Landespolitik wird über den Ausbau der B70 entscheiden müssen. Eine Lösung, die allen Betroffenen gefällt, wird es nicht geben.