ASB – Tafel
APA/BARBARA GINDL
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Wirtschaft

Tannenhof-Betreiberin ASB Graz insolvent

Die ASB Graz – Betreiberin von acht Pflegeheimen und eines Rettungsdienstes – ist insolvent. Die ASB betrieb auch den Tannenhof in St. Lorenzen im Mürztal, wo im Herbst 18 Bewohner an den Folgen einer Covid-Infektion starben.

Die gemeinnützige Gesellschaft steht im Alleineigentum des Vereins „Arbeiter Samariter Bund Österreichs, Gruppe Graz“ (ASB) und betreibt acht Heime, darunter den Tannenhof, der Ende des Vorjahres traurige Bekanntheit erlangte: 18 Bewohner starben damals an den Folgen einer Covid-Infektion; da auch ein Großteil des Pflegepersonals infiziert war, musste sogar das Bundesheer aushelfen – mehr dazu in CoV: Heer übernimmt Pflegeheim im Mürztal (30.11.2020). In dem Fall ermitteln mittlerweile eine Kommission und der Staatsanwalt – mehr dazu in Pflegeheim Tannenhof: Kommission bestellt (8.4.2021).

Keine Sanierung angestrebt

Laut den Kreditschützern AKV und KSV1870 betragen die Passiva 5,9 Mio. Euro, die Überschuldung 3,5 Mio. Euro; an Barvermögen sollen 1,2 Mio. Euro und an Anlagevermögen 1,2 Mio. Euro vorhanden sein. Im Unternehmen sind 311 Dienstnehmer beschäftigt, eine Sanierung wird nicht angestrebt.

Defizitärer Rettungs- und Krankentransportdienst

Wegen der Entwicklungen unter anderem im Tannenhof habe man Schwierigkeiten mit Nachbesetzungen bzw. beim Spendenaufkommen gehabt, zuletzt waren auch finanzielle Schwierigkeiten des ASB Graz infolge des defizitären Rettungs- und Krankentransportdienstes ruchbar geworden: Der Rettungs- und Krankentransportdienst in Graz mit rund 40 Fahrzeugen hatte im Jahr ein Minus von 0,32 Mio. Euro eingefahren – es habe weniger Rettungseinsätze aufgrund der Lockdown-Maßnahmen und weniger Krankentransporte gegeben. Gleichzeitig mussten jedoch für CoV-Transporte teure Schutzausrüstungen angeschafft und Fahrzeuge umgebaut werden. Hinsichtlich der Insolvenzursachen führte man auch aus, dass der bis 2019 positiv geführte Pflegebereich durch die CoV-Pandemie in die Verlustzone geraten sei.

Laut den Kreditschützern soll nun im Interesse der Bewohner ein kurzfristiger Fortbetrieb sichergestellt werden, Übernahmeverhandlungen mit Interessenten sollen eingeleitet werden; der Rettungsdienst wird sofort geschlossen – die Fahrten könne das Rote Kreuz abfedern, heißt es seitens des Roten Kreuzes.

Bogner-Strauß: „Versorgung gewährleisten“

Die für Pflegeheime zuständige Landesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) sagte in einer ersten Stellungnahme: „Dem Land Steiermark obliegt die Aufgabe, nach dem steirischem Pflegeheimgesetz die Betreuung und Pflege sicherzustellen. Aufgrund dessen werden ab Montag die Einrichtungen des steirischen Arbeitersamariterbundes von den Bezirksverwaltungsbehörden kontrolliert. Die Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner muss gewährleistet sein – das ist jetzt das Wichtigste.“

Opposition sieht Landesregierung gefordert

Die Grünen sagten dies kritischer: „Wir werden zu den neuen Entwicklungen im Landtag aktiv werden“, kündigte Klubobfrau Sandra Krautwaschl an. Sie sieht die Landesregierung und insbesondere Landesrätin Bogner-Strauß gefordert. Diese versuche „laufend zu beschwichtigen“, wie zuletzt in der Landtagssitzung, so Krautwaschl.

FPÖ-Klubobmann Mario Kunasek forderte, dass sich Bogner-Strauß und Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) zur Vermittlung einschalten müssten – beim Samariterbund handle es sich bekanntlich um eine Organisation, die eine besondere Nähe zur SPÖ habe. Keinesfalls dürften die Arbeitnehmer oder die Heimbewohner unter dieser neuen Situation leiden.

Nur „ASB, Gruppe Graz“ betroffen

Österreichweit arbeiten beim Samariterbund mehr als 2.000 Beschäftigte und mehr als 7.000 Freiwillige, nach dem Roten Kreuz ist es die zweitgrößte Rettungsorganisation Österreichs. Betroffen von der Insolvenz ist allerdings nur der ASB, Gruppe Graz. Von der Geschäftsführung der „Gruppe Graz“ gab es bislang keine Stellungnahme.