Wirtschaft

Voest-Bau in Kapfenberg um bis zu 70 Mio. teurer

Beim geplanten Edelstahlwerk der voestalpine in Kapfenberg gibt es gleich zwei Hiobsbotschaften: Das Werk soll nicht nur sechs Monate später als geplant fertig werden, es soll auch zwischen 35 und 70 Mio. Euro mehr kosten als kalkuliert.

Bei dem Werk in Kapfenberg handelt es sich um das erste Stahlwerk, das in Europa seit 40 Jahren gebaut wird; der Spatenstich erfolgte im April 2018, nun soll es erst Mitte 2022 in Betrieb gehen – ein halbes Jahr später als geplant, wie die „Kleine Zeitung“ berichtet; zudem soll es auch deutlich mehr kosten.

Kostenerhöhung zwischen zehn und 20 Prozent

Sowohl die Verzögerung der Inbetriebnahme, als auch die Mehrkosten wurden am Freitag von der voestalpine bestätigt. Laut Vorstandschef Herbert Eibensteiner sei eine „Kalt-Inbetriebnahme“ trotz aller Herausforderungen noch 2021 angepeilt, der Vollbetrieb ist nun Mitte 2022 geplant – gegenüber dem ursprünglichen Zeitplan bedeute das eine Verzögerung von rund sechs Monaten. Aus heutiger Sicht erwarte man eine Kostenerhöhung zwischen zehn und 20 Prozent, ausgehend vom Investitionsplan von 350 Millionen Euro.

Verzögerungen beim Bau „CoV-bedingt“

Die Hallen seien fertig, die Infrastruktur im Inneren stehe ebenfalls schon zur Verfügung. „Wir rechnen jetzt mit weiteren Anlagenlieferungen, da laufen die Montagearbeiten“, sagte Eibensteiner am Freitag. Die Verzögerungen führte das Unternehmen am Freitag zum einen auf einen „schwierigen Baufortschritt während der Pandemie zurück“, man sei mit Lieferkettenproblemen, Engpässen bei der Verfügbarkeit von Personal und auch Knappheit und Preissteigerungen von Baumaterialien konfrontiert gewesen.

Zum anderen haben Anlagenlieferanten ihre Lieferzusagen nicht einhalten können. „Wir hatten ja vor einem Jahr einen Komplettlockdown, das ist auf einer Baustelle schwierig, ohne einem fehlenden Teil hilft das andere schon gelieferte nichts“, sagte voestalpine-Sprecher Peter Felsbach gegenüber der APA.

Das alte Werk gleicht Lieferungen aus

Die Verzögerung lasse sich nicht aufholen; es sei aber auch nicht so dramatisch, weil das alte Kapfenberger Stahlwerk ja in Betrieb sei, dadurch entstehe kein Lieferverzug. Für die Beschäftigten bedeute das aber keinen Unterschied, man schule vom alten auf das neue Werk ein, so Felsbach.

Laut Eibensteiner ist man im Drahtbereich von den Lockdowns stark betroffen gewesen, weil wichtige Abnehmerbranchen, wie etwa der Automobilbereich, aber auch andere Branchen, ihre Produktion zurückgefahren haben. Dies betrifft konkret das Drahtwalzwerk Donawitz. Aber im Herbst sei es besser geworden, seit Jänner habe man im Drahtbereich eine sehr gute Auslastung, auch im Drahtwalzwerk.

Personalabbau abgeschlossen

Im März 2020 beschäftigte die voestalpine in der Steiermark rund 9.000 Menschen, mittlerweile sind es 8.500 – der Personalabbau sei mittlerweile aber abgeschlossen, hieß es am Freitag; laut voestalpine lief dies über Sozialpläne und Pensionierungen.

Die Lage in den Problembereichen Energie und Luftfahrttechnik bessere sich langsam, so Eibensteiner. Die Kurzarbeit laufe im Juni aus, zuletzt waren noch 180 Mitarbeiter davon betroffen, vor allem im Bereich voestalpine Boehler Aerospace. Bei den Lehrlingen wurden auch in der Krise laut Eibensteiner nie Abstriche gemacht – derzeit sind in 20 Berufen rund 400 in Ausbildung, im Herbst kommen 140 neu hinzu.