Mai-Aufmärsche und Aktionen
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Politik

CoV: Mai-Aufmärsche nicht ganz aufgegeben

Erneut standen die Feierlichkeiten zum 1. Mai im Schatten der Coronavirus-Pandemie. Ein Großteil der Feiern fand im Internet statt – ganz hat man die Straßen und traditionellen Mai-Aufmärsche allerdings nicht aufgegeben.

Am 1. Mai ist der Tag der Arbeit – traditionell der Tag großer Kundgebungen, doch die meisten wurden pandemiebedingt zum zweiten Mal abgesagt und stattdessen virtuell abgehalten. Die Landes-SPÖ hat ihren Maiaufmarsch digital aus ihrer Parteizentrale begangen und sich „Wir schaffen das – und Arbeitsplätze“ auf die virtuellen Fahnen geschrieben.

SPÖ-Landesparteivorsitzender und Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang am Freitagabend im Interview mit „Steiermark heute“-Moderator Franz Neger.

Die Grazer SPÖ marschierte unterdessen um 9.00 Uhr vom Volksgarten-Pavillon los: „Wir haben uns dazu entschieden, ein Zeichen zu setzen. Wir wollen Flagge zeigen. Unter diesem Motto steht auch der 1. Mai 2021 für die Grazer SPÖ. Daher haben wir uns dazu entschieden, die Straße nicht ganz zu verlassen“, so der Grazer SPÖ-Chef Michael Ehmann.

SPÖ: „Tag der Arbeit wichtiger denn je“

Der Tag der Arbeit sei in Corona-Zeiten wichtiger denn je, „weil wir wissen, was in Zukunft auf uns zukommt mit der Digitalisierung. Und wenn die Pandemie vorbei ist, wissen wir auch, dass ein Steuerloch da ist und dann wollen wir nicht die Krise zahlen“, so ÖGB-Steiermark-Vorsitzender Horst Schachner. „Deshalb ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen, die täglich arbeiten gehen, dieses Land am Laufen halten“, betonte Doris Kampus in ihrer Funktion als Frauenvorsitzende der SPÖ Graz.

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„Flagge zeigen“ lautete das Motto der Grazer SPÖ für den 1. Mai.

„Wir fordern eine Lehrstellengarantie, ein Recht auf Arbeit und eine Arbeitszeitverkürzung. Es braucht endlich Initiativen, damit junge Menschen einen Job finden“, so Felix Schmid von der Sozialistischen Jugend Steiermark. Unter den 200 Teilnehmern war auch Altbürgermeister Alfred Stingl, der seit 70 Jahren mitmarschiert. Er appelliert an die Bevölkerung: „Vorsicht bei Auftritten, beim Weggehen. Und selbst einen Beitrag leisten, dass es besser wird.“ Am Hauptplatz endete die Demo, keine Ansprachen, nur ein Foto, dann löste sich alles auf.

KPÖ: Lautstarke Forderungen zum 1. Mai

Wesentlich mehr zelebriert wurde der 1. Mai von der KPÖ. Auf dem Mariahilfer Platz gab es Ansprachen und Musik. KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler forderte: „Eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes, weil die Leute einfach nicht mehr über die Runden kommen. Abgesehen davon muss die öffentliche Hand in Bildung, Pflege und Gesundheit investieren!“

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Unter dem Motto „Unsere Stärke: Solidarität“ marschierte die KPÖ – mit lautstarken Forderungen.

„Und es braucht eine Umverteilung! Eine Vermögenssteuer, die den Namen verdient. Wenige verdienen so viel wie nie zuvor und ganz viele kommen nicht über die Runden“, ga die Grazer KPÖ-Stadträtin Elke Kahr zu bedenken. Rund 450 Teilnehmer marschierten über die Herrengasse zum Eisernen Tor – unter dem Motto „Unsere Stärke: Solidariät“.

ÖVP: „Wirtschaft springt wieder an“

ÖVP-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer nutzt seit Jahren den 1. Mai dazu, um sich bei jenen zu bedanken, die auch an diesem Feiertag arbeiten – dieses Mal bei den Diensthabenden der Erzherzog-Johann-Kaserne in Straß und der Polizeiinspektion Gamlitz.

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Schützenhöfer besuchte unter anderem die Erzherzog-Johann-Kaserne in Straß.

Es seien herausfordernde Zeiten, doch es gehe bergauf: „Die Wirtschaft springt an, neue Arbeitsplätze werden geschaffen. Darum geht es jetzt: Dass wir in dieser Zeit Arbeit schaffen, Arbeit ist sinnstiftend. Und das ist der wesentliche Punkt, warum es den sozialen Ausgleich im Lande immer noch gibt“, streute der Landeshauptmann Zuversicht.

FPÖ: Schokolade für Leistungsträger

Die steirischen Freiheitlichen beschenkten unterdessen von ihnen ausgesuchte Leistungsträger mit Schokolade: „Der 1. Mai ist ein guter Anlass, ein großes Dankeschön an alle Leistungsträger auszusprechen. Der Fokus all unserer politischen Bemühungen muss nun darauf liegen, dass möglichst viele Menschen bald wieder in Beschäftigung sind und die Arbeitslosigkeit gesenkt wird“, so FPÖ-Klubobmann Mario Kunasek, der im Bezirk Graz und Graz-Umgebung unterwegs war.

Die Grünen nahmen den 1. Mai zum Anlass, um in der Steiermark massive Investitionen in den Klimaschutz, die Pflege und in die öffentliche Infrastruktur zu fordern, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Neos wollen den Tag der Arbeit in einen Tag der Elementarbildung umwandeln.

Der erste Marsch durch den Prater

Die ursprüngliche Bedeutung des 1. Mai als Feiertag ist zunehmend verblasst. Waren die Märsche am „Tag der Arbeit“ Ende des 19. Jahrhunderts ein Zeichen revolutionären Aufbegehrens der Arbeiter gegen Ausbeutung, so ist die Zahl derer, die an den Märschen teilnehmen nach und nach geringer geworden.

Seinen Ursprung hat der Tag der Arbeit in Protesten von Arbeitern in den USA, die Ende des 19. Jahrhunderts für einen Acht-Stunden-Tag protestierten. Die Proteste endeten blutig, doch die Idee sich gemeinsam für die Rechte von Arbeitern einzusetzen, nahm Viktor Adler auf – und am 1. Mai 1890 marschierten erstmals Arbeiter durch den Wiener Prater. Offizieller Feiertag wurde der 1. Mai dann unter der Regierung des Sozialdemokraten Karl Renner im Jahr 1919.

Gemeinsame Feiern mit Fanfarenklängen 1968 in Graz

Seit damals war der 1. Mai, mit Unterbrechung in der Zeit des Nationalsozialismus, der Feiertag der Sozialdemokraten und des Gewerkschaftsbundes, doch mit den Jahren versuchte man den Tag der Arbeit zunehmend als gemeinsamen Feiertag zu begehen.

1968 begann zum Beispiel die erste gemeinsame Mai-Feier der Stadt Graz und des Gewerkschaftsbundes mit einer Festfanfare. Damals begingen erstmals in Österreich die politischen Parteien den Tag der Arbeit nicht getrennt, sondern fanden sich zu einer gemeinsamen Kundgebung zum 1. Mai zusammen.