Digitales Leben Computer, Zahlen
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Wissenschaft

Erstes Studium zu digitaler Gesellschaft

In der Steiermark wird österreichweit erstmals ein Studium angeboten, das Informatik mit Psychologie, Soziologie, Recht und Wirtschaft verbindet. Der englischsprachige Masterstudiengang „Computational Social Systems“ startet im Herbst in Graz.

Das neue Studienangebot „Computational Social Systems“ der TU Graz und Universität Graz zielt auf Studierende ab, die sich vertieft mit Auswirkungen, Herausforderungen und Chancen der digitalisierten Gesellschaft beschäftigen möchten. Durch die Digitalisierung werden zunehmend mehr Daten über unser Verhalten und unsere Gesellschaft generiert und gespeichert.

Das neue englischsprachige Masterstudium ist auf vier Semester ausgelegt und will Absolventen hervorbringen, die mit Methoden der Informatik und ihrer jeweiligen fachlichen Expertise aus diesen Datenmengen sowohl wertvolles Wissen ableiten als auch eine verantwortungsvolle Nutzung dieser Daten anstreben.

Menschliches Verhalten im Wandel

Wie verändert sich in Gegenwart scheinbar ständig lauschender Haushaltsgegenstände unsere Fähigkeit, über Gefühle zu sprechen oder Hilfe zu suchen? Und wie kommunizieren Menschen etwa nach Ereignissen wie einem Terroranschlag oder einer Umweltkatastrophe? Forschende der TU Graz nutzen hierzu computerwissenschaftliche Methoden, um das Verhalten der Gesellschaft in und nach solchen Situationen besser zu verstehen.

Gemeinsam mit seinem Team untersucht Informatiker Daniel Garcia etwa auch online komplexe soziale Geflechte. Der Professor für Computational Behavioral and Social Sciences an der TU Graz beobachtet, wie unterschiedliche Gruppen Cluster bilden, und möchte erkennen, wie sich großgesellschaftlich Meinungen bilden oder über längere Zeiträume hinweg verändern.

Mehrere Disziplinen verschmelzen

Im neuen Studium sollen Studierende mit Schwerpunkt Betriebswirtschaft, Soziologie, Psychologie und Recht eine akademische Ausbildung in Themen der Informatik wie Datenstrukturen, Algorithmen, Statistik, maschinelles Lernen und Data Science erhalten. Andererseits lernen Informatiker, das Verhalten der User digitaler Technologien zu verstehen, einzuordnen und vorherzusagen. „Wir wollen mehr Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen aus dem Bereich Sozial- und Wirtschaftswissenschaften mit fundierten Informatikkenntnissen ausstatten und umgekehrt Informatikerinnen und Informatiker in den Bereichen Recht, Soziologie, Psychologie und Wirtschaft ausbilden“, sagte Heinz Königsmaier, Studiendekan der SOWI-Fakultät der Universität Graz.

Im Fokus: Mensch-Computer-Interaktion

Je nach Schwerpunkt sollen die Absolventen etwa als Social Data Scientists mit Hilfe digitaler Daten soziale Themen und unser Verhalten erforschen können bzw. als Business Analytics Experts Unternehmen durch die Auswertung statistischer Daten bei der Verbesserung ihrer Performance unterstützen. Als Interface Designer sollen sie mit ihrem psychologischen und digitalen Fachwissen Technologien der Mensch-Computer-Interaktion entwickeln und als Digital Law Expert Unternehmen und Organisationen zu rechtlichen Fragestellungen wie im Bereich Datenschutz und Urheberrecht beraten.