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Soziales

20 Jahre anonyme Geburt

Seit 20 Jahren haben Frauen in schwierigen Notsituationen die Möglichkeit zur anonymen Geburt – und genauso lange gibt es die Kontaktstelle Anonyme Geburt bei der Caritas, die Frauen auf diesem Weg begleitet.

Insgesamt 155 Frauen entschieden sich seit 2001 in der Steiermark für die anonyme Geburt, sie gaben ihr Kind unmittelbar nach der Geburt zur Adoption frei. Eine Betroffene schildert ihre Beweggründe so: „Es war damals einfach eine ganz schwierige Situation auf mehreren Ebenen, und ich hab’ mich damals einfach nicht rausgesehen, das Kind so groß zu ziehen, wo ich das Gefühl gehabt hätte, das ist wirklich lebenswert.“

20 Jahre „Kontaktstelle Anonyme Geburt“

Seit 20 Jahren gibt es die Möglichkeit für schwangere Frauen – die nicht abtreiben möchte, aber ihr Baby auch nicht behalten will oder kann – zur anonymen Geburt. Und genauso lange gibt es die „Kontaktstelle Anonyme Geburt“ bei der Caritas, die Frauen auf diesem Weg begleitet.

Aus allen Schichten und allen Altersgruppen

Durch die Möglichkeit zur anonymen Geburt konnten Kindesweglegungen oder gar Tötungen drastisch gesenkt werden. Am LKH Graz bringen im Schnitt acht bis zehn Frauen jährlich ihr Kind anonym zur Welt, erzählt die leitende Hebamme Petra Seibitz: „Sie sind aus allen sozialen Schichten, sie sind von sehr jung bis eher älter. Für manche Mütter ist es von vornherein ganz klar, dass sie sich dafür entscheidet, das Kind anonym zu entbinden, die möchten dann auch das Kind manchmal gar nicht mehr sehen; andere möchten Zeit mit dem Kind verbringen, und das wird ihnen auch ermöglicht.“

Bis sechs Monate nach der Geburt kann die leibliche Mutter ihre Entscheidung noch rückgängig machen – das passiert aber nur in seltenen Fällen, beobachtet man bei der Kontaktstelle Anonyme Geburt der Caritas, wo Frauen in dieser Notsituation beraten und auch danach begleitet werden. „Oft fehlt der Halt in der Familie, Gewalt spielt manchmal eine Rolle, die Frauen haben das Gefühl, überfordert zu sein – zwei Drittel der Frauen haben bereits Kinder und möchten für die Kinder, die sie in ihrer Familie haben, gute Mütter sein“, sagt Gerhild Krenn-Gugl, sie leitet die Kontaktstelle.

„Die Frauen wollen einen guten Platz für ihre Kinder“

Zum Herkunftsmuttertag – traditionell der Vortag zum Muttertag – richten Adoptivmütter wertschätzende Briefe an die unbekannten leiblichen Mütter, die auf der Homepage der Caritas zu lesen sind. „Ich weiß von unseren Klienten, dass sie immer an ihre Kinder denken. Die Grundidee ist immer, dass die Frauen einen guten Platz für ihre Kinder haben wollen“, erzählt Krenn-Gugl.

Die anonyme Geburt ist für betroffene Frauen eine Errungenschaft, gleichzeitig erschwert sie Kindern aber oft die Chance auf ein späteres Kennenlernen.