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pixabay/Dennis 112
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Verkehr

Verkehrsbilanz 2020: Zwei Bezirke ohne Tote

Keine Verkehrstoten hat es im Vorjahr in den Bezirken Leoben und Murau gegeben, die meisten Menschen verloren hingegen auf Straßen im Bezirk Liezen ihr Leben – der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) fordert nun überall niedrigere Tempolimits.

In den zwölf steirischen Bezirken und in Graz verloren in den vergangenen fünf Jahren 341 Menschen ihr Leben wegen eines Verkehrsunfalls; fast 34.000 Menschen wurden verletzt, das sind doppelt so viele wie Bruck an der Mur Einwohnerinnen und Einwohner hat, hieß es am Mittwoch vom VCÖ.

Im Coronajahr 2020 erreichten erstmals zwei Bezirke, nämlich Leoben und Murau, das Ziel „null Verkehrstote“, wie eine aktuelle Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt – in den vergangenen Jahren gelang das nur dem Bezirk Deutschlandsberg, wo im Jahr 2017 kein tödlicher Verkehrsunfall passierte.

Bezirk Liezen trauriger Spitzenreiter

Auffallend ist, dass in der Steiermark in den vergangenen fünf Jahren allein im Bezirk Liezen ein Siebentel der tödlichen Verkehrsunfälle passierte, so die VCÖ-Analyse: Im Bezirk Liezen kamen in den Jahren 2016 bis 2020 insgesamt 49 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben kamen, das ist im Österreich-Vergleich der zweithöchste Wert. Im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld wurden 34 Menschen im Straßenverkehr getötet, im Bezirk Graz-Umgebung 33 und im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag 32.

Unfälle vermeiden als oberstes Gebot

„Im Vergleich zu den verkehrssichersten Staaten Europas ist das Unfallrisiko in Österreich hoch. Es braucht daher neben der konkreten Arbeit vor Ort – wie etwa die Entschärfung von Gefahrenstellen – auch bundesweite Maßnahmen. In der Vergangenheit wurden zwar viele Maßnahmen gesetzt, die im Fall eines Unfalls die Verletzungsschwere reduzieren, aber zu wenige Maßnahmen, die überhaupt den Unfall vermeiden“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. Zu unfallvermeidenden Maßnahmen zählen unter anderem eine sichere Infrastruktur für das Gehen und Radfahren, der verstärkte Einsatz von Anrufsammeltaxis und Discobussen in den Regionen sowie niedrigere Tempolimits.

Tempo 30 im Ortsgebiet gefordert

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat diese Woche die Einführung von Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet gefordert – der VCÖ unterstützt diese Forderung. Tempo 30 statt 50 reduziert den Anhalteweg (Reaktionsweg plus Bremsweg): Ein Pkw, der bei Tempo 30 einen Anhalteweg von elf Metern hat, hat bei Tempo 50 einen Anhalteweg von 24 Metern – nach elf Metern hat das Auto noch eine Geschwindigkeit von 49 km/h. Wird ein Fußgänger mit diesem Tempo angefahren, ist das Risiko schwerster oder gar tödlicher Verletzungen extrem hoch.

Graz als Vorreiter

In Österreichs Landeshauptstädten ist Tempo 30 unterschiedlich verbreitet: Graz war ein Pionier und hat bereits im September 1992 auf rund 80 Prozent des Straßennetzes Tempo 30 eingeführt – in Linz dagegen gilt nur auf 45 Prozent des Straßennetzes Tempo 30. Dieser Unterschied macht sich auch in der Unfallstatistik bemerkbar, wie die VCÖ-Analyse zeigt: In Graz kamen in den vergangenen drei Jahren 1,7 Personen pro 100.000 Einwohner bei Verkehrsunfällen ums Leben, in Linz waren es mit 2,6 pro 100.000 Personen um 50 Prozent mehr.

Mehr Geh- und Radwege am Land

Für die Reduktion der schweren Verkehrsunfälle in den Regionen ist zudem Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen eine wichtige Maßnahme. Ein Sicherheitsrisiko in den Regionen sind fehlende sichere Geh- und Radverbindungen zwischen Siedlungen und dem nächst gelegenen Ortsgebiet. „Baulich getrennte Geh- und Radwege verhindern schwere Unfälle. Die vom Land Steiermark geplanten Maßnahmen zum Ausbau der Rad-Infrastruktur sind daher nicht nur aus Umweltsicht, sondern auch aus Sicht der Verkehrssicherheit sehr zu begrüßen“, betont VCÖ-Experte Schwendinger.