Gleich mehrere Tote forderte am Sonntag das Seilbahnunglück unweit des Lago Maggiore in Norditalien – mehr dazu in Mehrere Tote bei Seilbahnunglück (news.ORF.at). Mittlerweile stellte sich heraus, dass offenbar die Notbremse der Gondel nicht funktionierte – mehr dazu in Notbremse funktionierte nicht (news.ORF.at).
Seilbahn ein „sehr sicheres Verkehrsmittel“
Dieter Jussel, Seilbahnexperte an der Technischen Universität Graz, ist dennoch davon überzeugt, dass Seilbahnen ein „sehr, sehr sicheres Verkehrsmittel“ seien. Dass ein Seil einer Personenbahn reißt, wie in Italien geschehen, habe er noch nie erlebt; in der Steiermark werde sehr streng kontrolliert und gewartet, so Jussel: „Für die bewegten Seile – also für Zugseile und auch für die Tragseile – gibt es Seillagekontrollen, so dass immer sichergestellt ist, dass diese beiden zentralen Elemente der Seilbahn immer an Ort und Stelle ihre Lage richtig einnehmen. Für die Seile gibt es die sehr wichtige permanente periodische magnetinduktive Prüfung, wo man kontrolliert und dann eben entscheidet, ob das Seil abgelegt wird oder nicht.“
Dachstein-Seilbahn auf „neuestem Stand“
Auch die steirischen Seilbahnbetreiber selbst sind sich sicher, dass ein Unglück wie in Norditalien zur absoluten Ausnahme gehöre, denn die Sicherheitsstandards in der gesamten Seilbahnbranche seien ähnlich hoch wie in der Luftfahrt.
Selbst die erste Seilbahn auf den Dachstein, die in den 60er-Jahren errichtet wurde, sei auf dem neuesten Stand, sagt Georg Bliem, Geschäftsführer der Planai-Hochwurzen-Bahnen: „Die Seilbahn auf den Dachsteingletscher ist 2012/2013 komplett überholt worden. Sie ist absolut am neuesten technischen Stand. Wichtig auch der Hinweis, dass die Tragseile 2010 auf der linken Seite und 2015 auf der rechten Seite erneuert wurden und die Zugseile im Mai 2020 ebenso erneuert wurden.“
Regelmäßige Revision bei Schöckl-Seilbahn
Bereits seit den 50er-Jahren fährt die Schöckl-Seilbahn auf den Hausberg der Grazer; in den 90er-Jahren wurde die Sechser-Kabinenbahn komplett neu gebaut. Im Vergleich zur Gondel in Italien gebe es außerdem noch andere Unterschiede, sagt Gerald Pichler, Sprecher der Holding Graz: „Wir haben ein anderes System als in Italien. In Italien war es eine klassische Pendelbahn – der Schöckl hat eine Einseilumlaufbahn. Wir haben zweimal im Jahr eine Revision, dazu haben wir alle fünf Jahre eine Hauptrevision, die wird extern durchgeführt – ein TÜV für die Seilbahn sozusagen.“