Der Bedarf an Behandlung von PatientInnen, die an den Folgen einer Coronaerkrankung leiden, wird in der Steiermark derzeit auf 5.000 bis 7.000 Personen geschätzt – zehn bis 15 Prozent der Infizierten, so die Landesrätin am Mittwoch nach dem Treffen mit Vertretern der Spitäler, der Pensionsversicherungsanstalt, der Gesundheitskasse und der Ärztekammer.
„Akzeptanz für die Erkrankung notwendig“
„Wir haben alle Meinungen abgeholt, auch jene aus Patientensicht, denn wir hatten eine ‚Long Covid‘-Patientin in der Runde“, fasste Bogner-Strauß zusammen. Dabei wurde klar, dass es für „Long Covid“-Patienten gute Diagnosen braucht und die Personen mit Symptomen auch ernst genommen werden: „Es braucht in der Gesellschaft auch eine Akzeptanz für diese Erkrankung, sprich, dass einem geglaubt wird, dass man an einer Erkrankung leidet.“
Diagnose-Fragebogen in Arbeit
Damit es überhaupt zu einer richtigen Diagnose kommt, müssen Ärzte die vielfältigen möglichen Folgen einer Coronavirusinfektion erkennen können – die KAGes arbeitet gerade in Kooperation mit den niedergelassenen Ärzten einen entsprechenden Fragebogen aus. „Wir haben einen Leitfaden für Diagnose, Therapie und Definition aufgestellt – zusammen mit der Uniklinik und anderen. Das Papier ist fertig und wird nun in einen Fragekatalog gepackt, mit dem man unter anderem eine Definition erhält: Wer ist ein ‚Long Covid‘-Patient? Und es soll eine Anleitung geben, damit jeder Patient, egal ob er in ein Spital geht oder zum Hausarzt, überall in gleicher Art und Weise behandelt und diagnostiziert wird“, sagte KAGes-Vorstand Karlheinz Tscheliessnigg.
Strukturen müssen erst wachsen
Hinzu kämen Therapien, die es bereits gibt und von denen auch immer mehr hinzukommen. Patienten, die nach einer Infektion noch gesundheitliche Probleme haben, werden sich dann an mehrere Stellen werden können. Bisher sind nur wenige Einrichtungen damit befasst: „Wir haben mit zwei Ambulanzen rasch auf den Bedarf reagiert: Graz-West und das Uniklinikum“, so Tscheliessnigg; dort habe man auch schon viele Post-Covid-Patienten behandelt. Langfristig müssen aber Strukturen erst wachsen.
Seitens der Pensionsversicherungsanstalt hieß es, dass die bestehenden Reha-Einrichtungen für die bevorstehenden Patienten reichen werden, schilderte Bogner-Strauß. Weiters stehen auch privat geführte Kliniken bereit, wie etwa jene in Judendorf-Straßengel: Diese hat ein Therapieprogramm für die neurologische Rehabilitation beim Post-Covid-Syndrom erstellt.
„Der Patient ist kein Simulant“
Tscheliessnigg ist es wichtig, dass die Krankheiten ernst genommen werden: „Der Patient ist kein Simulant, sondern der hat schwere Krankheiten.“ Für die stationäre Behandlung dieser Patienten nannte der KAGes-Vorstand das ehemalige Krankenhaus in Hörgas, wo seit Monaten Corona-Infizierte behandelt werden, weiters das Spital Stolzalpe und das Krankenhaus in Bad Radkersburg. Die entsprechenden Konzepte würden nun entwickelt, bald sollte man mehr dazu wissen, kündigte Tscheliessnigg an.
Bei der Reha von „Long Covid“-Patienten müssen die Pläne auch noch adaptiert werden, denn das Fatigue-Syndrom darf nicht übersehen werden: „Man ist so müde, dass man in der Reha nicht fünf bis sechs, sondern nur ein bis zwei Einheiten machen kann. Eigentlich erwartet man sich, dass man nach einer Reha wieder voll arbeitstauglich ist und im Leben steht, aber es ist ein langer Prozess“, erklärte Bogner-Strauß nach dem Runden Tisch.
Tscheliessnigg beschrieb den Krankheitskomplex bei „Long Covid“: „Nervenschädigungen, Hirnschädigungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen, Geruchs- und Geschmackssinn geht verloren, Herz- und Lungenprobleme. Durch die geschädigten Lungen kommt auch erst in Jahren etwas auf uns zu – Stichwort pulmonale Hypertonie. Es sind viele Krankheiten, die durch den einen Erreger ausgelöst werden.“