Mountainfilmfestival 2020 wird im Frühling 2021 nachgeholt
© Bill Hatcher
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„Auf dünnem Eis“ mit Grand Prix Graz geehrt

Die Sieger des Mountainfilmfestivals 2020, das heuer im Juni nachgeholt worden ist, sind gekürt. Den „Grand Prix Graz“ gewann der deutsche Film „Auf dünnem Eis“ von Henry M. Mix und Boas Schwarz. Bester österreichischer Beitrag wurde „Die Tage wie das Jahr“.

Das Mountainfilmfestival 2020 konnte wegen der Coronaviruspandemie nicht ausgetragen werden. Im Juni wurde das international renommierte Festival nachgeholt – mehr dazu in Mountainfilmfestival wird nachgeholt (07.06.2021). Seit Samstagabend stehen die Sieger in allen Kategorien fest.

Die Jury begründete die Vergabe des „Grand Prix Graz“ an die Deutschen mit dem „stringenten dramaturgischen Bogen“, mit dem „Auf dünnem Eis“ die Probleme der in Nordsibirien ansässigen Nenzen in unsere Realität projiziert – „ohne jemals plakativ zu werden“. Dabei sei das Narrativ „stets sensibel und doch konsequent umgesetzt. Der Film zeichnet sich besonders auch durch die sorgfältige journalistische Recherche und Arbeit sowie die hervorragend geführte Kamera aus.“

„Schnörkellose Bildsprache“ ausgezeichnet

Als Begründung für die Auszeichnung für „Die Tage wie das Jahr“ von Othmar Schmiderer erklärte die Jury: „In der Tradition des Direct Cinema begleitet und dokumentiert der Regisseur ohne jegliche Intervention den Alltag seines Protagonistenpaars. Unmittelbar, ungekünstelt und in schnörkelloser Bildsprache werden die Zuschauer und Zuschauerinnen eingeladen, das Leben der beiden ein Stück zu begleiten. Eine scheinbar kleine alltägliche Geschichte wird so transformiert in eine große. In diesem Dokumentarfilm erhält die Erzählung die nötige Zeit und das teilhabende Publikum taucht in eine verborgene Welt ein.“

Über das Scheitern in den Bergen

Die „Kamera Alpin in Gold“ in der Kategorie „Alpinismus und Expeditionen“ gewann „Everest – The Hard Way“ von Pavol Barabas aus der Slowakei. Der Film behandelt einen zentralen Topos des Höhenbersteigens – das Scheitern. „In perfekt ausbalancierter Verknüpfung werden aktuelle Interviews mit Expeditionsteilnehmern mit historischem Filmmaterial verbunden. Dies geschieht in ästhetischer und klarer Bildsprache und ohne übertriebene Heroendarstellung. In aller Bescheidenheit vor dem Erlebten und mit all ihren Selbstzweifeln, lassen uns die Überlebenden dieser Tragödie an ihren Erlebnissen teilhaben. Der Regisseur dieses filmischen Zeitdokuments arbeitet die Geschehnisse behutsam und emphatisch auf“, urteilte die Jury.

Henna Taylor aus den USA wurde in der Kategorie „Sport in Berg- & Naturräumen“ für ihren Beitrag „A Thousand Ways to Kiss the Ground“ mit der „Kamera Alpin in Gold“ ausgezeichnet. „Formal konsequent zeigt die Regisseurin den Klettersport von seiner gefährlichen Seite – im Bericht trauernder Hinterbliebener von Sportler und Sportlerinnen, die bei der Ausübung ihres Sports tödlich verunglückten. Immer bleibt jedoch die positive Lebenseinstellung sichtbar, die dieser Aktivität zugrunde liegt und Höchstleistungen hervorbringt, aber auch fatal enden kann“, erklärte die Jury.

Probleme und Lösungen rund um den Wolf

In der Kategorie „Natur & Umwelt“ holte sich Thomas Horat aus der Schweiz die „Kamera Alpin in Gold“ für „Die Rückkehr der Wölfe“. Laut Jury habe er „auf hohem journalistischem und wissenschaftlichem Niveau“ ein Thema behandelt, das immer drängender in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücke. „Die unterschiedlichen Perspektiven und die Auseinandersetzung der Protagonisten und Protagonistinnen mit der Problematik werden objektiv erörtert und stellen mehrere Lösungsmöglichkeiten in den Raum.“

Die Inuit und der Klimawandel

Johannes Hano aus Deutschland heimste mit „Nordlichter – Leben am Polarkreis: Von Ostgrönland nach Alaska“ die „Kamera Alpin in Gold“ in der Kategorie „Menschen & Kulturen“ ein. Der Film folgt Menschen am Polarkreis und beleuchtet die Komplexität des Themas im Spannungsfeld verschiedener ökonomischer und ökologischer Interessen. „Anhand der Lebenswelt der Inuit wird eindrücklich sichtbar, was die Veränderung des Klimas bewirkt. Aber auch die Mit-Verursacher der Klimakrise, die Arbeitenden in der Ölindustrie, haben mit den Auswirkungen ihres Tuns unmittelbar zu kämpfen. Die Lebensgrundlagen beider Seiten werden durch die Erderwärmung beeinträchtigt. Das Schmelzen des Eises und der tauende Permafrostboden erschweren Jagd und Ölförderung – ein Paradoxon,“ beschrieb die Jury. Für die „Kamera Alpin in Gold“ wird jeweils ein Preisgeld von 3.000 Euro vergeben.