Frau zapft Bier
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Wirtschaft

Gastronomie sucht dringend Mitarbeiter

Gastronomie und Hotellerie haben mit einem massiven Personalmangel zu kämpfen – viele Betriebe suchen händeringend nach Fach-, aber auch Hilfskräften. Laut Gewerkschaft sind daran auch die Arbeitsbedingungen schuld.

Barbara Höfer-Schwarze betreibt ein Wirtshaus in Weinitzen – sie ist seit Wochen auf Personalsuche, so schlimm sei es noch nie gewesen: „Ich suche im Moment ganz dringend Servicepersonal, geschultes Servicepersonal. Ich suche mittlerweile seit März, und es ist einfach nichts zu finden. Wenn jetzt nicht bald Personal kommt, dann müssen wir einfach runterschrauben und gewisse Räume schließen, weil wir es nicht bewirtschaften können.“

Nicht nur diese Gastwirtin klagt über Personalmangel, es gehe nahezu allen so, sagt der steirische Gastronomiesprecher Klaus Friedl: „Es geht sogar so weit, dass viele Betriebe auch noch einen weiteren Ruhetag einschieben und auch die Speisekarte verringern, um das Angebot halten zu können.“

Noch nie so viele offene Stellen

In den letzten sechs Wochen sei die Zahl der offenen Stellen im Hotellerie- und Gastro-Bereich sprunghaft angestiegen, sagt AMS-Chef Karl-Heinz Snobe und vergleicht das mit Mai 2019, einem Hochkonjunktur-Jahr: „Es ist eine außergewöhnliche, eine sehr außergewöhnliche Situation, vor allem in dieser kurzen Phase, was sich hier abgespielt hat. Es haben die offenen Stellen im Bereich Beherbergung und Gastronomie um 38 Prozent zugenommen, alleine Ende Mai haben wir 1.750 offene Stellen in der Steiermark gemeldet, das ist ein Rekordhoch.“

Problem könnte sich noch verschärfen

Die Gründe für das Personalproblem sind vielfältig: Während der coronabedingten Schließungen haben sich viele eine andere Arbeit gesucht; hinzu kommt, dass die Betriebe jetzt alle gleichzeitig Personal suchen – eine noch nie dagewesene Situation. Außerdem würden die Arbeitskräfte aus dem benachbarten Ausland fehlen, so Snobe, etwa aus Slowenien, Ungarn oder dem Kosovo. Und das Problem dürfte sich verschärfen, befürchtet Klaus Friedl, denn die Nachtgastronomie oder viele Stadthotels hätten noch gar nicht geöffnet.

Arbeitsbedingungen tragen ihr Übriges bei

Dass viele Betriebe keine Mitarbeiter finden, liege aber nicht zuletzt auch an den Arbeitsbedingungen, sagt wiederum die Gewerkschaft – an überlangen Arbeitszeiten, zu geringer Bezahlung und schlechter Planbarkeit.

„Die Leute müssen am Wochenende arbeiten und bekommen nicht mehr bezahlt, sie müssen spät arbeiten, sie wissen oft nicht, wann sie nach Hause gehen, wenn jetzt Gesellschaften sind, dass sie Dienstplan bis 22.00 Uhr haben, und dann müssen sie oft bis 2.00 Uhr in der Früh bleiben, und die Bezahlung ist generell sehr schlecht“, sagt Barbara Schmidl – sie ist Betriebsratsvorsitzende bei der Therme Nova in Köflach und in der Gewerkschaft Vida engagiert.

Bezahlung generell sehr schlecht

Als ungelernte Kraft verdient man laut Kollektivvertrag 1.540 Euro brutto pro Monat, als ausgelernte aber nicht wesentlich mehr, so Schmidl, und wer am Sonntag arbeitet, bekomme in der Gastronomie gleich viel bezahlt wie an einem Mittwoch – einzig Feiertagsdienste würden extra honoriert. Das Trinkgeld kommt zwar dazu, sei aber je nach Betrieb unterschiedlich hoch und wirke sich auf Pension und Arbeitslosengeld nicht aus.

Viele könnten sich das Leben kaum leisten, so Schmidl: „Das hat man jetzt gesehen in der Kurzarbeit, wenn man nur 90 Prozent Lohn hat – die zehn Prozent, die fehlen, sind für manche fatal.“

Martin Oberfeichtner, Fachbereichssprecher der Vida und Betriebsratsvorsitzender bei den JUFA-Hotels, macht darüber hinaus noch zu wenig Wertschätzung für den Personalmangel verantwortlich. Zudem sei der Nachwuchs vernachlässigt worden, die Lehrlingszahlen stark gesunken: „Grundsätzlich muss die Bezahlung in die Höhe, man muss über ein verpflichtendes freies Wochenende reden, über Zuschläge nicht nur am Feiertag, sondern auch sonntags reden. Vielleicht soll man darüber nachdenken, dass die Sechs-Tage-Woche und die 60-Stunden-Woche auch nicht unbedingt attraktiv sind und manche abschreckt, überhaupt in diese Branche zu wechseln.“

Auch Arbeiten mit Maske ein Thema

Auch beim Arbeitsmarktservice bestätigt man, dass die herausfordernden Arbeitsbedingungen und auch das Arbeiten mit Maske derzeit ein Thema seien – das würden sich viele in der herrschenden Corona-Lethargie nicht antun, so AMS-Chef, Snobe; man werde aber wieder zur Normalität zurückkommen.