Kultur

Kultur: 625 Mio. Euro Wertschöpfung im Jahr

„Die Kulturszene ist wichtiger Motor der steirischen Wirtschaft, 11.600 im Kulturbereich tätige Personen leisten eine Wertschöpfung von 625 Mio. Euro im Jahr“: Das sagte kein Politiker oder Kulturschaffender, sondern der Chef der RLB Steiermark, Martin Schaller.

Schaller zeigte sich in einer Pressekonferenz zu den Auswirkungen der CoV-Pandemie auf den Kunst- und Kulturbereich optimistisch angesichts der Lockerungen: „Wir sperren auf, wir sind in Feierlaune, was könnte besseres passieren“, so der Raiffeisen-Landesbank-Generaldirektor, mit dem Raiffeisen-Kultursommer und für rund tausend Kultursponsorings im Land selbst Förderer.

„Weg aus Lockdown mit Entbehrungen gepflastert“

"Der Weg aus dem Lockdown war mit finanziellen und kulturellen Entbehrungen gepflastert, für Künstler, Sponsoren und Kulturkonsumenten. Man habe selbst als RLB Netze gespannt, etwa Künstler persönlich betreut und Kredite gestundet. Ein Instrument zur Förderung der Ausbildung von Künstlern sei mit dem Kunstbankomat in der Herrengasse geschaffen worden: Für jede Abhebung legt die RLB 10 Cent in einen Fonds. Eine Jury werde über die Vergabe entscheiden, infrage kommen junge Künstler aus allen Bereichen. Man rechne mit zumindest 10.000 Euro – mehr dazu in „Kunst-Bankomat“ fördert junge Künstler (26.2.2021).

Der Generaldirektor berichtete weiters, dass laut einer Studie des Wifo an den in der Steiermark tätigen rund 11.600 Künstlern rund 15.000 weitere Beschäftigungsverhältnisse hingen: Rechne man die Effekte von Gastronomie und Tourismus hinzu, klettere die Wertschöpfungssumme von 625 auf 925 Millionen Euro. „Das ist auch für einen Banker eine hohe Zahl“, so Schaller.

Unterschiedliche Erfahrungen mit der Pandemie

Der Intendant des Musikfestivals styriarte, Mathis Huber, berichtete am Donnerstag von der Gründung eines Hilfsfonds für Künstlerinnen und Künstler für die ausgefallenen Konzerte 2020 – er sei sehr froh gewesen, dass etwa Hauptsponsor Raiffeisen in der Pandemie zu seinen Verpflichtungen gestanden sei.

Styriarte: „Inhalte komplett neu gedacht“

„Wir sind gut durchgekommen, wir konnten von Sommer 2020 bis jetzt alles, was wir uns vorgenommen haben, durchführen, mit Publikum oder über Video, je nachdem, was vorgesehen war. Dennoch, die Zeit war eine einzige Katastrophe, nervenzermürbend.“ Allerdings habe es auch sein Gutes gehabt, man musste Inhalte komplett neu denken. „Dabei haben wir bemerkt, was nicht mehr zeitgemäß war“, so der Intendant. Säle seien nur teilweise zu füllen gewesen, dadurch gab es mehr Termine und kürzeres Programm – das habe sich nicht als Einschränkung, sondern als großes Glück herausgestellt.

Man müsse ja ein Konzert nicht grundsätzlich um 19.30 Uhr beginnen, auch 18.00 Uhr und etwa eine Stunde Veranstaltung hat funktioniert. Bei der styriarte werde man jedenfalls die Sitzanordnung im Schachbrettmuster in der Wintersaison 2021/22 beibehalten, da bleibe Platz zum Atmen, „Komfort für unser Publikum“.

Arsonore: „Künstler müssen gut bezahlt werden“

Pianist Markus Schirmer, künstlerischer Leiter von arsonore, berichtete von der Erschließung neuer Publikumsschichten, die mit der Pandemie einhergegangen sei. Er habe unterschiedliche Erfahrungen als Huber mit der Konzertdauer: „Unser Publikum folgte uns auch deshalb, weil plötzlich ein Konzert ungeplant drei Stunden dauert, das war ganz spannend.“

Bei arsonore, wo Stars mit Preisträgern der Kunstuni zusammengespannt werden, sei die Aufbruchstimmung enorm. Schirmer erzählte von teils großen Elend im Zuge der Pandemie: „Wir hatten etliche Fälle, da kamen Studenten zu mir und liehen sich Geld, weil sie sich das Essen nicht mehr leisten konnten und etwa ihre Eltern aufgrund der Krise arbeitslos waren.“

Künstler müssen ordentlich bezahlt werden, appellierte Schirmer, er kenne Fälle, in denen sie etwa nach Spanien zu einem Auftritt fliegen mussten, und praktisch nichts verdienten. Jedenfalls hätten sich neue Formen der Darbietung – Live, Streams, Hybrid – entwickelt, um zu bleiben: „Und das ist gut so.“

Joanneum: Große Herausforderungen

Die kaufmännische Direktorin des Universalmuseum Joanneum (UMJ), Alexia Getzinger, berichtete von wahnsinnig herausfordernden Unwägbarkeiten in der Pandemie. Von einem auf den anderen Tag waren im ersten Lockdown alle Häuser des UMJ zu schließen, 400 von 540 Personen waren auf einmal in Kurzarbeit. Man sei aber auch mit anderen Institutionen zusammengewachsen, habe sich gegenseitig informiert, wie man diese und jene Schwierigkeit meistere. Zudem kenne sie Künstler, die ein ganzes Jahr kein Bild, kein Objekt verkauft hätten.

Nun zögen allerdings die Besucherzahlen wieder an, und wenn auch noch Bustouristen und Schüler wieder kämen, werde man etwa die budgetierte Besucherzahlen der Steiermark-Schau wahrscheinlich erreichen.