Baustelle, Bauarbeiter, Arbeitslosenzahlen
APA/Harald Schneider
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Wirtschaft

Baugewerkschaft will „Hitzefrei“ per Gesetz

Die aktuell große Hitze ruft die Baugewerkschaft auf den Plan und zwar mit der Forderung, die so genannte „Hitzeregelung“ zur Pflicht zu machen. Derzeit liegt das im Ermessen der Arbeitgeber.

Seit 2019 können Bauarbeiter ab 32,5 Grad wegen Hitze freigestellt werden, sie bekommen dafür eine 60-prozentige Entschädigung aus der Bauarbeiter Urlaubs- und Abfertigungskasse. Dem Arbeitgeber werden die Kosten vollständig refundiert. Im Jahr 2019 hätte laut Gewerkschaft trotzdem nur jede zweite Baufirma diese Möglichkeit genutzt.

Gewerkschaft fordert Rechtsanspruch

Die Gewerkschaft Bau-Holz (GBH) ist zwar mit der jetzigen Regelung einverstanden, will aber einen rechtlichen Anspruch darauf und die Entscheidung nicht länger dem Arbeitgeber überlassen, sagt Josef Muchitsch, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft: „Leider gibt es noch immer zu viele schwarze Schafe unter den Arbeitgebern und Auftraggebern, denen die Beschäftigten anscheinend egal sind. Hitzefrei muss offenbar gesetzlich verankert werden."

Auch der Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft in der Steiermark, Anderas Linke, betont die Notwendigkeit einer solchen Regelgung: „Angesichts der derzeitigen Hitzewelle erreichen uns wieder zahlreiche Fragen von Bauarbeitern, aber auch Arbeitgebern, zur Hitzeregelung. Leider gibt es immer noch Firmen, die die Hitzeregelung nicht in Anspruch nehmen. Für die Bauarbeiter kann das äußerst gefährlich werden.“

Hitze provoziert schwere Arbeitsunfälle

Die Gewerkschaft untermauert ihre Forderung mit dem Hinweis auf die Gefahren, die durch große Hitze auf Baustellen bestehen. So steige vor allem bei Schwerstarbeit die Arbeitsunfallgefahr deutlich, betont GBH-Landesvorsitzender Christian Supper, selbst Betriebsratsvorsitzender eines großen Baubetriebs: „Niemand kann doch wegen ein paar ’Schlechtwetter´- Stunden in Kauf nehmen wollen, dass Menschen gefährdet werden und sich im schlimmsten Fall bei Arbeitsunfällen schwer verletzen oder gar sterben."

Generell appelliert die Gewerkschaft an die Baufirmen, ihren Mitarbeitern an heißen Sommertagen, ausreichend Schutzkleidung zur Verfügung zu stellen und Trinkpausen zu ermöglichen.

Auch in anderen Berufen kaum Rechtsansprüche

Laut Arbeiterkammer Steiermark gibt es auch in anderen Berufen nur wenig Schutz bei großer Hitze. Es gebe zwar Arbeitnehmerschutzregelungen, die sich auf die Raumtemperatur in Büros beziehen – diese solle demnach bei höchstens 25 Grad liegen-, die Verpflichtung, eine Klimaanlage einzubauen, gebe es aber nicht; stattdessen sollte mit Ventilatoren oder Rollos versucht werden, die Raumtemperatur zu senken. Selbst in Fabriken, wo auch die Maschinen Hitze erzeugen, gebe es keine fixen verpflichtenden Vorgaben.

Bereits sieben Hitzetage über 30 Grad

Die aktuelle Hitzewelle schlägt sich vor allem im Süden nieder. Höchsttemperaturen von 32 Grad sind keine Seltenheit, am Dienstag könnten es bereits 35 Grad sein, am Donnerstag noch mehr, ehe es zu einer Abkühlung kommt.

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) geht inzwischen sogar davon aus, dass der Juni 2021 mit großer Wahrscheinlichkeit einer der zehn heißesten Juni-Monaten der Messgeschichte werden wird. Bisher gab es im Juni 2021 sieben Hitzetage, doch es könnten den Experten zufolge noch mehr werden. Zunächst dürfte die heiße Luft aber für kräftige Entladungen sorgen. Erste Vorboten dafür gab es bereits am Montag – mehr dazu in Erste Schäden nach Hagelunwettern.