Ausbau Gewaltschutz
ORF
ORF
Politik

Graz schnürt Gewaltschutzpaket für Frauen

Angesichts der steigenden Zahl an Frauenmorden in Österreich hat die Stadt Graz am Dienstag ein eigenes Gewaltschutzpaket präsentiert, das auf den drei Säulen Männerarbeit, Familienangebote und Gewaltprävention beruht.

Allein in Graz ist die Zahl der Betretungsverbote letztes Jahr von durchschnittlich 100 auf 150 gestiegen. Der Gewaltschutz sei ihm daher ein wichtiges Anliegen, sagte der Grazer ÖVP-Bürgermeister Sigfried Nagl am Dienstag bei der Präsentation des Gewaltschutzpakets: „Das wirklich Schreckliche ist, dass Männer in Österreich durchschnittlich jedes Monat drei Frauen töten. Da haben wir etwas zu tun. Es gibt Gott sei dank viele Institutionen, viele NGOs, viel Unterstützung auch der Politik in Richtung Frauenorganisationen – das begrüße ich und kann den Forderungen nur zustimmen, auch hier noch mehr zu tun.“

37 Prozent mehr Anrufe beim Männernotruf

Hilfe sei aber oft auch akut nötig. Die Stadt Graz arbeitet daher eng mit Organisationen wie dem Frauenhaus, aber auch mit dem Männernotruf zusammen, der einen großen Teil der Männerarbeit abdeckt. Geleitet wird dieser von Eduard Hamedl – er hat im letzten Jahr deutlich mehr Anrufe verzeichnet: „Von 2019 auf 2020 haben wir um 37 Prozent mehr Anrufe und wir merken, wenn wir mehr Informationen hinausgeben, werden wir viel mehr kontaktiert. Männer kommen leider mit den Problemen nicht so gut zurecht und genau da wollen wir ansetzen, um eine Lösung für ihr Problem zu finden.“

Erst im Mai dieses Jahres wurde eine weitere Initiative gestartet, die gewaltbereiten Männern Mut machen soll, Hilfe zu suchen Gewaltschutz-Initiative per Kassenbeleg (25.5.2021).

Ausweitung auf ganz Österreich gefordert

Bürgermeister Nagl fordert daher auch, den Männernotruf bundesweit zu betreiben und zu finanzieren: „Der Bund und alle Bundesländer müssen entweder ein Bundeszentrum unterstützen – das könnte auch in Graz sein –, oder sonst rollen wir es über die Bundesländer und die Gemeinden aus. Wir wollen helfen, bevor es zu spät ist.“ Aktuell gibt die Stadt Graz rund 600.000 Euro pro Jahr für Gewaltschutzmaßnahmen aus. Städtische Einrichtungen sind dabei laut Stadt Graz noch nicht eingerechnet.