Erster schwerer Hagel trifft die Landwirtschaft in der Steiermark
APA/ÖHV
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Wetter

Die Steiermark ist Europas Hagel-Hotspot

Über das ganze Jahr gesehen ist die Steiermark jene Region in Mitteleuropa mit den meisten Hagelgewittern. Wohl auch deshalb ist man im Spitzenfeld bei der Produktion von Hagelnetzen.

Ein kurzes, aber heftiges Unwetter zog in der Nacht auf Donnerstag über das Murtal: Im Raum Knittelfeld, St. Margarethen und Kobenz wurden Keller überflutet, Bäume entwurzelt und Häuser abgedeckt. Ein Unwetterschaden in St. Lambrecht hat auch zur Folge, dass in Kärnten und Osttirol die Züge teilweise nicht fahren können – hier ist laut ÖBB 110 kV-Bahnstromversorgung für den Bereich Kärnten und Osttirol ausgefallen.

Auch in Kärnten und Osttirol selbst sowie in Salzburg und Oberösterreich sind schon die zweite Nacht in Folge heftige Unwetter niedergegangen – mehr dazu in Erneut heftige Unwetter im Westen und Süden (news.ORF.at).

Besondere Konstellation aus Wärme und Feuchtigkeit

Übers Jahr gesehen ist allerdings die Steiermark Europas Hagel-Hotspot, so Herbert Muster – er leitet das Obstbaureferat der steirischen Landwirtschaftskammer: „Genau. Da sind wir europaweit ganz vorne. Das hat mit unserer Wetter-Konstellation zu tun. Wir haben dieses warme Süd-Wetter, wir haben aber genug Feuchtigkeit, die verdunsten kann, und diese Konstellation aus Wärme und Feuchtigkeit bringt diese enorme Hagel-Häufigkeit.“

Kürbis in Hartl
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Laut Muster ist jede steirische Obstanbauregion im Schnitt von ein bis zwei Hagelunwettern im Jahr betroffen. Wohl auch deshalb setzten sich hierzulande im Obstbau Hagelnetze durch: 90 Prozent der Plantagen sind so geschützt. „Das Hagelnetz ist heute praktisch Standard in der Obstwirtschaft. Ohne Hagelnetze wäre eine Qualitätsproduktion nicht möglich, und Neuanlagen sind praktisch zu 100 Prozent mit Hagelnetzen überspannt“, so Muster.

Europaweit führend bei Hagelnetzen

Damit einher geht auch, dass heimische Hagelnetzproduzenten im europäischen Markt-Spitzenfeld zu finden sind. Ganz vorne dabei ist etwa der Landring Weiz, so der dortige Leiter des Hagelschutzes, Philipp Kulmer: „Wir sind eigentlich mit dem Landring jetzt schon seit über 35 Jahren im Hagelnetz-Geschäft tätig. Wir verkaufen unsere Systeme hauptsächlich in Europa, aber auch nach Übersee. Wir sind jetzt in mehr als 34 Ländern aktiv.“ So exportiere man etwa auch nach Brasilien, Australien oder Neuseeland.

Die Hagelnetze wurden vor einigen Jahrzehnten von Obstbauern entwickelt, und man übernahm sie dann in den Betrieb, so Kulmer, „und die haben dann eben auch Vor- und Nachteile gesehen, wie kann ich das System weiter verbessern. Und anhand von Versuchsanstalten haben wir mit einigen Versuchsanlagen gesehen, wie man zu einem möglichst guten System kommt.“ Dabei geht es unter anderem um das möglichst einfache Öffnen der Netze vor dem ersten Schnee und das Schließen im Frühling.