Am Grazer Schlossberg wurden unter dem Uhrturm die Regenbogen-Fahnen gehisst
APA/INGRID KORNBERGER
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Chronik

Regenbogenfahnen am Schloßberg gehisst

Wenige Tage vor der Parade anlässlich des Christopher Street Day (CSD) in Graz sind am Montag am Schloßberg unter dem Uhrturm die Regenbogen-Flaggen gehisst worden. Sie sind ein Zeichen der Toleranz und Akzeptanz.

Das Hissen der Regenbogen-Fahnen am Schloßberg war zum ersten Mal möglich. Bisher waren die Flaggen entweder am Rathaus oder der Herrengasse in Graz zu sehen. Unter den Parteienvertretern nahmen unter anderem Landesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP), Landesrätin Doris Kampus (SPÖ), Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler (KPÖ), Stadträtin Judith Schwentner (Grüne) und Gemeinderätin Sabine Reininghaus (NEOS) teil.

Thema „in Gesellschaft angekommen“

„Das Thema ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, sagte Joe Niedermayer, Obmann der Rosalila PantherInnen. Man blicke auf drei Jahrzehnte Arbeit für die LGBT-Community zurück, so Niedermayer. Man habe schon viel erreicht in Österreich, „aber wir hoffen, dass wir auch in Ungarn, Polen und anderen Ländern weiterkommen“, meinte er mit einem Verweis auf das umstrittene neue Gesetz in Ungarn, das unter anderem Materialien über Homosexualität und Geschlechtsumwandlungen an Schulen verbietet – und er hoffe auch, dass man irgendwann „auch die FPÖ überzeugen“ kann.

Regenbogenparade am Samstag in der Grazer Innenstadt

Die Parade am Samstag, angemeldet als Demonstration, beginnt gegen Mittag bei der Grazer Oper und führt über die Herrengasse, den Hauptplatz und die Annenstraße bis zum Volksgarten. Dort folgt am Nachmittag ein Parkfest – unter Einhaltung der Bestimmungen zur Eindämmung des Coronavirus. So ist etwa eine Registrierung Voraussetzung, um Getränke oder Speisen kaufen zu können.

Schon am Tag vor der Parade wird in der Heilandskirche der evangelischen Pfarrgemeinde Graz ein Ökumenischer CSD-Gottesdienst stattfinden, zu der die Gruppe „Homosexuelle und Glaube“ (HuG) lädt: „Eingeladen sind alle, die Gott für ihr Leben danken möchten, die mit sich hadern, die Kraft für ihr Coming Out brauchen oder die bitten möchten für die Vielen, die weltweit aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden.“

Regenbogenfahne in Mürzzuschlag verbrannt

In Mürzzuschlag stehen fünf Männer im Alter von 18 und 19 Jahren im Verdacht, in der Nacht auf Sonntag eine Regenbogen-Fahne gestohlen und verbrannt zu haben. Sie sollen die Fahne vom Fahnenmast einer Schule gestohlen und angezündet haben. Eine Zeugin, die den Vorfall beobachtete rief die Polizei. Beamte der Polizeiinspektion Mürzzuschlag nahmen im Rahmen der Fahndung fünf Personen auf einer Parkbank wahr, auf die die Personsbeschreibung passte. Als diese die Polizei bemerkten, versuchten sie vorerst zu flüchten. Polizisten konnten die offensichtlich leicht alkoholisierten Burschen jedoch rasch stellen. Bei einer Kontrolle stellten die Beamten eine geringe Menge an Suchtmittel sowie einschlägige Utensilien bei einem 19-Jährigen sicher.

Die fünf Männer zeigten sich bislang nicht geständig und bestreiten die Tat trotz eindeutiger Zeugenwahrnehmungen. Sie werden nach Abschluss der Ermittlungen wegen des Verdachts des Diebstahls sowie der Sachbeschädigung angezeigt. Zudem erwartet den 19-Jährigen eine Anzeige nach dem Suchtmittelgesetz.

NEOS verurteilen „Vandalenakt“

Die steirischen NEOS verurteilten in einer Aussendung den „Vandalenakt“: „Ich bin fassungslos, die Regenbogenflagge ist ein Symbol der Toleranz, Akzeptanz und Gleichbehandlung. Der Vandalismus gegenüber der Regenbogenfahne ist nichts anderes als ein Angriff auf die Freiheit eines jeden Menschen. So etwas hat in der Steiermark keinen Platz. Wir müssen endlich ein weltoffenes und liberales Bundesland werden,“ sagte Klubobmann Niko Swatek.

SPÖ fordert nationalen Aktionsplan

SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner forderte mehr Diskriminierungsschutz und einen nationalen Aktionsplan gegen Hass. „Das Jahr 2021 hat leider eine neue Welle von Angriffen gegen die Sichtbarkeit von Schwulen, Lesben, Bisexuellen, transidenten, intergeschlechtlichen und queeren Menschen in Österreich mit sich gebracht. Dabei bleibt es nicht immer bei der Zerstörung von Symbolen, immer öfter erreichen uns tragische Berichte über handfeste Gewalt gegen LGBTIQ-Personen – mitten in Österreich im Jahr 2021. Die Politik darf dieser Art von Hass und Gewalt nicht weiter tatenlos zusehen. Es braucht endlich konkrete Handlungen.“

Lindner verwies darauf, dass es in Österreich immer noch legal ist, dass Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung aus einem Lokal geworfen werden oder ein Taxi nicht bekommen. Die schwarz-grüne Bundesregierung blockiere den „längst überfälligen Diskriminierungsschutz bis heute“.