Wirtschaft

Sattler AG weiter auf Wachstumskurs

Alexander Tessmar-Pfohl hat im Frühjahr das Ruder bei der steirischen Sattler AG übernommen und nun die Bilanz für 2020 vorgelegt: Demnach ist bei dem Spezialtextilhersteller von einem Corona-Jahr kaum noch etwas zu bemerken.

Der Umsatz lag bei 116 Mio. Euro (2019: 112), das EGT stieg von 4,3 auf 6,2 Mio. Euro, so Tessmar-Pfohl. Kurzarbeit gab es, allerdings nur bis Mitte September, seither ziehe der Markt wieder an, mehr als die vorhandenen Rohstoffe zulassen.

Problem Rohstoffmangel

„Die Preissteigerungen bei den Rohstoffen sind so massiv, dass auch wir sie nun an unsere Kunden weitergeben müssen – gleich wie die Mitbewerber“, schilderte Tessmar-Pfohl. Rund zehn Prozent seien es die vergangenen Monate zusammengerechnet gewesen. „Wir haben nun in einzelnen Bereichen sogar Monatspreise – das hatten wir noch nie.“ Derzeit habe die Sattler AG „gewaltige Schwierigkeiten“, an Rohstoffe zu kommen. Lieferanten lassen aus und stellen nur geringe Mengen zur Verfügung.

„Mit mehreren blauen Augen davongekommen“

Aufgrund „rückblickend betrachtet richtiger Entscheidungen“ sei man „mit mehreren blauen Augen davongekommen“, so der Vorstand, denn im Vorjahr, als viele Unternehmen ihre Lager leerten, habe die Sattler AG ihre Vorräte aufgestockt – das machte sich später bezahlt, denn als die Wirtschaft wieder anzog, haben die Steirer sofort liefern können – die Konkurrenz dagegen brauchte mehrere Wochen Vorlaufzeit.

Einen wahren „Boom“ habe die AG durch die eingeschränkten Reisemöglichkeiten erfahren: „Home- und Garden-Produkte waren und sind gefragt.“ Statt in Urlaube werde in neue Gartenmöbel und Markisen investiert – und die Sattler Sun-Tex liefert nun mal die Textilien für diese Produkte.

Lkw-Planen als Konjunkturbarometer

Einbrüche waren dagegen bei der Sattler Pro-Tex zu befürchten, denn diese Tochtergesellschaft stellt hauptsächlich Lkw-Planen und Zeltplanen für den Eventbereich her. „Wir erkennen einen Konjunktureinbruch oder -aufschwung meist schon vorher anhand der Bestellungen von Lkw-Planen“, beschrieb der Vorstand das persönliche Konjunkturbarometer. Doch der Einbruch blieb weitgehend aus, denn es waren Zelte für Hallen oder auch Impf- oder Teststraßen gefragt – daher dürfte der Umsatz 2021 nach mehreren Jahren im Bereich von um die 110 Mio. Euro nun kräftig steigen – das Wachstum dürfte im zweistelligen Bereich liegen, so Tessmar-Pfohl.

Größtes Innovationsprogramm seit 1995

Das Geld soll investiert werden und zwar in das umfassendste Investitionsprogramm seit 1995 – damals war beim Beitritt zur EU ein neuer Maschinenpark gekauft worden. Nach knapp drei Jahrzehnten des stetigen Modernisierens sei dieser nun auszutauschen: „Es ist Zeit für neue Maschinen und Anlagen.“ Mehr als zwölf Mio. Euro sollen in den kommenden beiden Jahren hineinfließen – in normalen Jahren sind es gerade einmal zwei Millionen, stellte der Vorstand den Vergleich auf. Das meiste davon fließt in die österreichischen Standorte, wo aktuell um die 430 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angestellt sind.

Neben dem Markt für Sonnenschutz (Sun-Tex), der etwa 50 Prozent des Geschäfts ausmacht, und dem Bereich Lkw-Planen (Pro-Tex), der 35 bis 40 Prozent des Umsatzes bringt, ist die Sattler AG auch im Bereich Umwelttechnik und Textilarchitektur tätig: Mit Ceno Top-Tex will man die Wertschöpfung des Unternehmens erhöhen, denn im Gegensatz zu den anderen Bereichen, wo man „nur“ Textilien zuliefert, reicht das Leistungsspektrum im Unternehmensbereich Ceno vom Engineering bis zur Montage. „Wir verkaufen beispielsweise fix montierte Biogasspeicher“, so Tessmar-Pfohl.

Immer mehr Nachwuchs aus den eigenen Reihen

Mit dem Wachstumskurs des Unternehmens wird auch die Suche nach Mitarbeitern dringender – sowohl in Österreich als auch in den USA. „Da jene Fachkräfte, die wir brauchen, kaum noch ausgebildet werden, setzen wir auf Nachwuchs aus den eigenen Reihen. Etwa acht bis zehn Lehrlinge werden pro Jahr neu aufgenommen.“ Gefragt seien Industriekaufleute, Textiltechnologen und -chemiker sowie Instandhalter und Elektriker.