mobiles Bethaus Außenansicht
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Religion

Mobiles Bethaus ziert Grazer Hauptplatz

Ein künstlerisches Statement gegen Antisemitismus ist seit Montag am Grazer Hauptplatz zu erkunden. Im Rahmen des Kulturjahres 2020 lädt die Jüdische Gemeinde Graz in ein „Mobiles Bethaus“.

Im Herzen der Grazer Innenstadt lädt das von den Künstlern Oskar Stocker und Luis Rivera gestaltete Mobile Bethaus zur Begegnung mit der jüdischen Gemeinde. Im Inneren kann man spirituelle Symbole betrachten, etwa Säulen aus Schnüren, die für Gott stehen, der Moses im Buch Exodus als Wolken- und Feuersäule leitet.

„Mit sich selbst beschäftigen“

Der Kunstraum soll aber auch ein Ort der Selbstreflexion werden, sagt Elie Rosen, der Präsident der jüdischen Gemeinde Graz. „Ein Ort des Nachdenkens und ein Ort der Auseinandersetzung. Um Begegnung mit sich selbst zu schaffen, sich Zeit schaffen, um Themen anzugehen, mit denen man sich sonst vielleicht nicht auseinandersetzt.“

Innenansicht
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Es geht nicht nur um Vergangenheit

An den Außenwänden des Mobilen Bethauses kann man man kurze Filmszenen und Interviews mit Personen des öffentlichen Lebens sehen: Sie thematisieren Begriffe wie „Toleranz“ und „Religion“, aber auch Grazer Straßennamen, die mit nationalsozialistischem Gedankengut in Verbindung stehen, werden thematisiert.

Menschen vor dem Bethaus
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„Es geht in vielen Dingen eigentlich auch um die Gegenwart, nicht nur um die Vergangenheit und um alle Emotionen, die da mitspielen“, sagt Künstler Luis Rivera. „Es sollte eine Auseinandersetzung sein mit Toleranz, mit Akzeptanz, wie gehen wir mit Minderheiten um, mit anderen Religionsgemeinschaften, also es dekliniert eigentlich die gesamte Palette des alltäglichen Lebens und auch des Menschseins,“ ergänzt Oskar Stocker.

Angriffe auf Religionsgemeinschaften sind aktuell

Die jüngsten Entwicklungen auch in anderen Glaubensgemeinschaften hier in Graz würden zeigen, dass das kein Ausnahmethema sei, „sondern dass wir uns immer wieder damit beschäftigen müssen, dass Religionsgemeinschaften angegriffen werden“, sagt Christian Mayer, Intendant des „Kulturjahres 2020“.

Auch das hohe Sicherheitsaufgebot bei der Eröffnung erinnerte an antisemitische Konflikte der letzten Jahre. Dem entgegen arbeiten soll das Mobile Bethaus in den kommenden zwei Wochen: Als offener Raum in einer Stadt der Menschenrechte, die Gemeinschaft leben und erleben möchte.