Synagoge Graz
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Religion

Jüdische Gemeinden kooperieren

Es ist eine Neuaufnahme historischer Verbindungen: Die jüdischen Gemeinden der steirischen Landeshauptstadt Graz bzw. der slowenischen Hauptstadt Ljubljana werden miteinander kooperieren. Am Montag wurde ein entsprechender Vertrag unterzeichnet.

Man nennt sich „Verband der jüdischen Gemeinden Graz und Ljubljana“. Im Herbst soll in Ljubljana ein neues Bethaus eröffnen, sagte der Präsident der jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen.

„Gemeindeleben ausbauen“

„Diese Föderation ist ein in dieser Form in Europa einzigartiger supranationaler Zusammenschluss jüdischer Gemeinden. Ziel ist es, das jüdische Gemeindeleben beider Entitäten zu stärken und auszubauen“, sagten Rosen und der Vizepräsident der Jüdischen Gemeinde Sloweniens, Igor Voititz.

Gemeinsames historisches Erbe

Die Zusammenarbeit der jüdischen Gemeinden Ljubljana und Graz kann auf ein gemeinsames historisches Erbe blicken. Von den 1880er-Jahren bis zum Zusammenbruch der Donaumonarchie 1918 gehörten die Juden der Krain, zu der auch Laibach zählte, offiziell zur Jüdischen Gemeinde Graz. Der Grazer Oberrabbiner versah auch die rabbinischen Funktionen in der heutigen slowenischen Hauptstadt. Die Standesregister der Juden Ljubljana werden bis heute im Archiv der Jüdischen Gemeinde Graz aufbewahrt.

Graz selbst ist nach Wien die zweitgrößte jüdische Gemeinde Österreichs. Sie zählt rund 150 Mitglieder, sagte Rosen. Die slowenische Gemeinde zähle rund 120 Personen, sie konzentriert sich vor allem auf Ljubljana, aber auch in Nordslowenien gibt es einige Mitglieder, die schon bisher religiöse Verbindungen nach Graz hatten, erzählte Rosen.

Grazer Synagoge
APA

Kultureller Austausch und Veranstaltungen

Das Zentrum der steirischen jüdischen Gemeinde ist die zwischen 1998 und 2000 erbaute Synagoge mit ihrer imposanten und in Europa einzigartigen Glaskuppel. „Neben einem lebendigen religiösen Leben ist die jüdische Gemeinde heute weit über die Landesgrenzen hinaus vor allem für ihre vielfältigen kulturellen und pädagogischen Aktivitäten bekannt.“ Laut Rosen soll es künftig einen kulturellen und veranstaltungsmäßigen Austausch zwischen Graz und Laibach geben. „Dazu zählen die Web-Auftritte, das pädagogische Bildungsprogramm, die jüdischen Filmveranstaltungen und eine Kooperation zwischen den Rabbinaten von Graz und Triest.“

Neue Räumlichkeiten

Die kleine jüdische Gemeinde von Ljubljana und Slowenien geht in eigenständiger Organisation nämlich auf die Zeit der slowenischen Unabhängigkeit 1991 zurück. 2003 wurde der Triester Rabbiner Ariel Haddad zum Oberrabbiner von Slowenien ernannt. Aus Mangel an finanziellen Mitteln ist es der Gemeinde allerdings bisher noch nicht gelungen, ein eigenes dauerhaftes Gebetshaus zu errichten. Sie war bisher vielmehr auf Provisorien angewiesen. Dies soll sich nun ändern. Als erstes sichtbares Zeichen der gegenseitigen Unterstützung wird die Jüdische Gemeinde Ljubljana – mit Unterstützung ihrer Schwestergemeinde Graz im Herbst neue – gemietete – Räumlichkeiten beziehen, in denen auch die neue Synagoge und das jüdische Gemeindezentrum der slowenischen Hauptstadt untergebracht sein werden. Mittelfristig plane man ein entsprechendes Objekt zu kaufen, sagte Rosen.