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APA/Herbert Neubauer
APA/Herbert Neubauer
Soziales

Arbeitslose häufig unter Armutsgrenze

Neun von zehn Arbeitslosen leben an oder unter der Armutsgrenze. Das geht aus einer Erhebung des SORA-Instituts hervor. Die Situation verschärft sich oftmals in der Langzeitarbeitslosigkeit, von der fast 13.000 Menschen in der Steiermark betroffen sind.

Johann Maierhofer hat vor mehr als einem Jahr seinen Job als Qualitätsmanager bei einem Autozulieferer verloren. Trotz seiner Qualifikationen sind 145 Bewerbungen des Wirtschaftsingenieurs bis heute erfolglos geblieben: „Ich habe ein solides Fundament an Bildung, ich habe wirklich viele Dinge die ich nennen kann, für die ich stehen kann, die ich bewegt habe in meinem Berufsleben, worauf ich stolz bin. Auch die Bildung, die ich mir angeeignet habe – ich hätte es mir nicht gedacht.“

„Man dreht jeden Cent zehnmal um“

Auch die finanzielle Lage ist eine andere für Maierhofer, seit er arbeitslos ist: „Dass ist durchaus der Fall, dass man den Gürtel enger schnallen muss, man dreht jeden Cent zehnmal um, bevor man ihn ausgibt. Man verzichtet auf Dinge, wo man sonst eigentlich eher gesagt hat ‚packen wir mit links‘ – das geht heute in dem Sinn nicht.“

Durchschnittliches Einkommen liegt bei 994 Euro

Richtig prekär ist die Situation für jene, die schon vor der Arbeitslosigkeit ein geringes Einkommen hatten. Laut AMS müssen Arbeitslose in der Steiermark mit durchschnittlich 994 Euro im Monat auskommen.

Vor allem Langzeitarbeitslosen bleibt oft nur noch der Weg in die Beratungsstelle Existenzsicherung der Caritas, sagt David Prabitz, der dort für die Rechtsberatung zuständig ist: „Die Menschen die hauptsächlich zu uns kommen fallen mit diesem Einkommensverlust in die Höhe ihrer Fixkosten zurück und sind daher nicht mehr in der Lage, das schuldenfrei zu bewältigen.“ Oft hätten die Betroffenen auch keine Ersparnisse oder sozialen Ressourcen, wie etwa Freunde, auf die sie zurückgreifen könnten, so Prabitz.

Bis zu 400 Menschen in Beschäftigungsprogrammen

Die aktuelle Forderung des Österreichischen Gewerkschaftsbund(ÖGB), das Arbeitslosengeld zu erhöhen, greift für die Caritas jedoch zu kurz, sagt Christian Taucher von der Caritas Steiermark: „Ganz ganz wichtig ist eben, dass man Langzeitarbeitlosigkeit im Idealfall gar nicht entstehen lässt oder wenn sie entsteht, die Leute wieder gut hinausbegleitet.“

Man habe bei der Caritas permanent 300 bis 400 Personen in Beschäftigungsprogrammen, um die Menschen wieder an das Arbeitsleben heranzuführen, so Taucher: „Das gelingt ganz gut und wenn die Leute dann wieder ein geregeltes Einkommen haben, dann kommen sie auch aus der Armut heraus.“ Das Arbeitsmarktservice (AMS) finanziert Beschäftigungsmodelle für 2.500 Arbeitslose jährlich, 2022 werden es über das Programm „Sprungbrett“ des Arbeitsministeriums deutlich mehr sein.