Intensivstation LK Graz
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Chronik

Alle CoV-Intensivpatienten sind ungeimpft

Das Land Steiermark hat am Freitag erstmals Zahlen über den Impfstatus der CoV-positiven Intensivpatienten veröffentlicht. Elf Menschen, die an CoV erkrankt sind, werden derzeit in der Steiermark intensivmedizinisch behandelt, alle sind ungeimpft.

Keiner der Intensivpatienten sei gegen das Coronavirus geimpft, sagte Virologe Bernhard Haas von der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) am Freitag im wöchentlichen Impfupdate des Landes. Von den 33 weiteren CoV-positiven Patienten auf Normalstationen liege der Anteil der Ungeimpften bei über 80 Prozent.

Neuerlicher Impfaufruf

Etwas mehr als 57 Prozent der steirischen Bevölkerung sind aktuell gegen das Coronavirus geimpft, dieser Anteil steigt jetzt nur noch sehr langsam. „Man kann sich mit den bisherigen Impfzahlen nicht zufriedengeben“, sagte Haas weiter, der als Infektionsspezialist bei der KAGes tätig ist. Die Impfrate der impfbaren Bevölkerung müsse höher werden: „Das ist ein Akt der Solidarität“ gegenüber jenen, die sich nicht impfen lassen können, so Haas weiter. Harald Eitner, Koordinator der steirischen Impfstraßen, begrüße daher auch, dass Wohnzimmertests künftig kostenpflichtig werden sollen. Das würde hoffentlich vor allem noch mehr jüngere Menschen zu einer Impfung bewegen.

„Fake News“ auf WhatsApp

Auf diversen Plattformen, wie etwa auf WhatsApp, werden derzeit tausendfach Kettennachrichten verschickt, die genau das Gegenteil behaupten, nämlich, dass sehr viele Geimpfte derzeit auf einer Intensivstation behandelt werden, das seien „Fake News“, so die Mediziner. Es zeige sich also keine Übereinstimmung mit den Zahlen der KAGes, so Haas weiter. Die Impfung wirke gegen schwere Verläufe, so sei sie auch immer ausgelegt gewesen. Man könne also auch mit Impfung an CoV erkranken, aber die Verläufe seien weitaus milder, so die Experten.

„Auch wenn Geimpfte Symptome haben, sind das leichte Symptome, und genau das war immer das Ziel dieser Impfung. Man möchte bei den Geimpften die Erkrankung auf ein normales Maß der Symptome und der Krankheitslast von anderen uns bekannten Erkältungsviren zurückbringen. Man hat auch Schnupfen, kann Husten haben, das kennen wir alle, aber man erkrankt nicht weiter, und das war das Ziel der Impfung.“

Teststraßen des Landes vor dem Aus?

Eitner hält das Einführen einer Kostenpflicht bei den Teststraßen des Landes für schwierig, weil ein Kassensystem installiert und auch Gesundheitsdaten der E-Card, beispielsweise die Befreiung von der Rezeptgebühr oder eine Erkrankung, die eine Impfung nicht möglich macht, an Ort und Stelle ausgelesen werden müssten. Das hält er für kaum umsetzbar, weshalb er eher die Überlegung habe, dass diese Teststraßen dann gänzlich eingestellt werden und nur noch in Apotheken Tests durchgeführt werden können.

Impfaktion am Samstag in steirischen Einkaufszentren

Impfkoordinator Michael Koren machte bei der Videokonferenz am Freitag noch einmal Werbung für das Impfen in vier Einkaufszentren am Samstag. E-Card, Ausweis und Impfpass seien nötig, aber ansonsten können sich Impfwillige an Ort und Stelle spontan eine Dosis holen. Zeitgleich laufen die Vorbereitungen für das Impfen zu Schulbeginn und zu Beginn des neuen Semesters an den Hochschulen an. Koren appellierte weiters besonders an die Gruppe der 45- bis 54-Jährigen. Die sei momentan von allen Altersgruppen in der Steiermark jene, die am „impfmüdesten“ sei. Das zeige sich auch bei den Patienten in den Spitälern.

Ab kommender Woche wird dreimal jeden Dienstag auch ein „freies“ Impfen bei 16 Impfstraßen des Landes (alle außer Mürzzuschlag, Bad Aussee, Bad Radkersburg und Fürstenfeld) stattfinden, und zwar von 12.00 bis 20.00 Uhr, damit auch berufstätige Menschen nach der Arbeit noch die Möglichkeit haben, sich immunisieren zu lassen. Es werden Biontech und Pfizer ab dem zwölften Lebensjahr und Johnson & Johnson ab dem 18. Lebensjahr angeboten.

Drittimpfung: Honorarverhandlung mit Ärzten

Details gab es am Freitag auch zu den Auffrischungsimpfungen, also den Drittimpfungen bzw. Zweitimpfungen nach der J&J-Erstimpfung. Besonders gefährdete Gruppen sind zuerst an der Reihe. Das betrifft etwa ältere Menschen in Pflegeheimen und auch Menschen mit Vorerkrankungen.

Hier soll der dritte Stich schon sechs Monate nach der Vollimunisierung gemacht werden, neun Monate sind es bei der übrigen Bevölkerung. Laut Impfkoordinator Michael Koren ist die Organisation dafür schon sehr weit. Was noch fehle, seien etwa die Honorarverhandlungen für die niedergelassenen Ärzte und die Freischaltung der Eintragungsmöglichkeit der dritten Impfung im elektronischen Impfpass vonseiten des Bundes, auch die offizielle Zulassung fehle noch, so Koren.

„Derzeit sind die beiden zu verwendenden mRNA-Impfstoffe für den dritten Stich nicht zugelassen. Das heißt, es wird im Off-Label-Use verwendet. Alle Ländervertreter haben eines ganz klar eingefordert: Für die impfenden Ärzte muss ganz klar sein, dass die Haftung dieses Off-Label-Uses nicht bei den jeweiligen Ärzten liegt, sondern über das Gesetz diese Haftungsfragen abgedeckt sind. Und der Bund hat uns zugesagt, dass derartige Schreiben in Ausarbeitung sind“, so Koren. Verwendet für die Auffrischung werden die Impfstoffe von Biontech und
Pfizer beziehungsweise Moderna.