Ein Stück Schokokuchen
APA/AFP
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Soziales

Studie: Österreich erstaunlich sozial achtsam

Wer nimmt das begehrteste Tortenstück; achtet man auf sich oder auf andere? Eine Wahl, vor die Forschende jetzt weltweit über 8.300 Menschen gestellt haben. In Österreich fielen die Entscheidungen besonders sozial aus – nur in Japan war man noch achtsamer.

Bei der sozialen Achtsamkeit, „geht es darum, dass man bei einer eigenen Entscheidung immer mit bedenkt, was das für andere Leute bedeuten kann“, so Sozialpsychologin Ursula Athenstaedt von der Uni Graz gegenüber der APA. Wie sozial achtsam 31 Länder im Stichprobenvergleich agieren, haben 65 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen jetzt weltweit mit mehr als 8.300 Menschen erforscht. Über 300 kamen aus Österreich – es waren Studenten verschiedenster Fachrichtungen an der Uni Graz, so Athenstaedt.

Zur Studie

Die Studie können Sie hier nachlesen.

Ein Stück Torte gefällig?

Angenommen, es befinden sich drei Tortenstücke auf einem Tisch, von denen nur noch eines von einer begehrten Schokoladentorte stammt. Nimmt man eher dieses Stück oder präsentiert man sich sozial achtsam und lässt auch anderen Personen die Wahl? Wer ist hierbei besonders sozial achtsam? Die österreichische Stichprobe landete in der Auswertung hinter Japan auf Platz zwei, gefolgt von Mexiko und Israel, heißt es im Fachblatt „PNAS“. Die vier hintersten Plätze belegen Südafrika, Indien, die Türkei und Indonesien.

„Gewisse Höflichkeitskultur“

Tatsächlich fanden sich in der von Niels Van Doesum von der Universität Leiden (Niederlande) geleiteten Untersuchung erhebliche Unterschiede zwischen den Ländern. Die Studenten aus Österreich präsentierten sich besonders bedacht, auch anderen noch alle Optionen offenzulassen, nachdem sie selbst zum Zug gekommen waren. Erklären könne man sich das vielleicht mit einer doch vorhandenen, „gewissen Höflichkeitskultur in Österreich“, so Ahrenstaedt.

Von kleinen zu großen Entscheidungen

Auch beim Ausmaß an sozialer Wertorientierungen weist der österreichische Teil der Studie den zweithöchsten Wert aus. Der stärkste untersuchte Zusammenhang zwischen der sozialen Achtsamkeit und einem anderen Faktor ergab sich mit dem Umweltschutz: Teilnehmer aus Ländern, in denen Letzterer mehr Stellenwert hat und die auch wirtschaftlich besser dastehen, präsentierten sich tendenziell umsichtiger. Insgesamt sei das als Hinweis zu werten, dass die Einstellung, die sich mitunter in kleinen Gesten zeigt, auch gewisse Auswirkungen auf größere gesellschaftliche Strömungen haben kann.