Sujet Gewalt Schatten Frau
ORF.at/Christian Öser
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Soziales

Gewaltpräventionsberatung verpflichtend

Eine Gesetzesnovelle sieht vor, dass Gefährder, gegen die ein Betretungsverbot ausgesprochen wurde, sich verpflichtend beraten lassen müssen. Polizei, Politik und Gewaltschutzeinrichtungen begrüßen das und sprechen von einem wichtigen Lückenschluss.

Vier Frauenmorde im vergangenen Jahr, drei bisher in diesem Jahr – dazu jährlich 2.000 angezeigte Fälle von Gewalt im privaten Bereich. Diese heute von der Polizei präsentierten Zahlen für unser Bundesland zeigen, wie wichtig es ist, von Gewalt Betroffene noch stärker zu schützen.

Ab September

Rund 1.000 Steirer, mehr als 90 Prozent davon sind Männer, werden jedes Jahr wegen Gewalt im privaten Bereich weggewiesen. Von der Gewalt betroffen sind meist Frauen und Kinder. Eine Novelle des Sicherheitspolizeigesetzes sieht nun vor, dass künftig auch mit den Tätern verstärkt gearbeitet wird. Ab September müssen Gefährder, gegen die ein Betretungsverbot vorliegt, eine verpflichtende sechsstündige Gewaltpräventionsberatung absolvieren.

Ein wichtiger Lückenschluss, um weitere Gewalttaten zu verhindern, wie Vertreter von Politik, Polizei und Organisationen wie dem Gewaltschutzzentrum und dem Frauenhaus am Mittwoch bei einer Pressekonferenz betonten.

„Täterarbeit unerlässlich“

Viele Gewaltopfer kehren zum Täter zurück, oft aus finanziellen Gründen, so
Soziallandesrätin Doris Kampus SPÖ): „Das heißt, man muss mit den Tätern arbeiten, wenn es nicht dieselbe Frau ist, die zurückkehrt, ist die Gefahr sehr groß, dass der Täter, wenn mit ihm nicht gearbeitet wird, aus seinem Muster nicht herauskommt und mit der nächsten Frau dasselbe passiert. Deswegen ist Täterarbeit unerlässlich, um Frauen und Opfer noch besser zu schützen.“

Bewusstsein schaffen

Durchgeführt werden die Beratungen vom Verein Neustart. Gefährder müssen sich dazu innerhalb von fünf Tagen nach der Wegweisung bei Neustart melden, sagte Susanne Pekler von Neustart, die die Verpflichtung begrüßt: „Der überwiegende Teil der Gefährder hat für sich nicht das Bewusstsein, ich gehe in eine Beratungsstelle, ich lasse mir helfen, das sind diese – in der Regel Männer – so nicht gewohnt, das machen sie nicht, sie haben für sich das Bild, ich mache das schon mit mir selber aus, ich schaffe das schon – und sie schaffen es aber nicht.“

Die Gewaltpräventionsberatung wird auch in den Neustart-Außenstellen in einigen Bezirken angeboten, sie wir vom Bund finanziert und ist für die Teilnehmer kostenlos. Wer sie verweigert, muss mit einer Verwaltungsstrafe rechnen.

Polizeikräfte werden speziell ausgebildet

Bei der Polizei werden derzeit weitere Beamte ausgebildet, die speziell in diesem Bereich eingesetzt werden, sagte Landespolizeidirektor Gerold Ortner: „Dieses Schulungsprogramm ist bereits aufggetzt und wird im Laufe des Hebst erfolgen, sodass wir ab Jänner 118 speziell ausgebildete Polizisten im Einsatz haben werden.“