„Wir befinden uns im Wahlkampf, und in den letzten Wochen haben sehr viele die Courage verloren, die sie in den vergangenen Jahren hatten, wenn es um das Thema Stadtentwicklung geht“, meinte Nagl auf einer Pressekonferenz: „Ich sehe es als eine Beleidigung, wie manche Fraktionen nun agieren.“
Nagl hob das große Bevölkerungswachstum in Graz in den vergangenen zwei Jahrzehnten hervor – dieser Trend solle sich laut Analysen und Einschätzungen fortsetzen. Man hätte sehr viel richtig gemacht, die Stadt Graz sei in den vergangenen Jahren planungs- und zukunftsorientiert vorgegangen.
„Man muss Leerstand wegbekommen“
Nagl sprach politische Wünsche an, die aktuell aufgeworfen wurden, etwa die Frage, wie viele Leerstände bei Wohnungen es in Graz gebe. Elke Achleitner, Abteilungsleiterin der Stadtvermessung: „Es ist sehr schwierig, diese Daten zu erfassen, wir halten den Datenschutz akribisch genau ein. Für 17 Bezirke würden wir über zwei Jahre brauchen, um den Leerstand in Graz darzustellen.“ Dazu meinte Nagl: „Man muss diesen Leerstand wegbekommen. Nur dann hat man die Chance, dass nicht mehr gebaut wird. Wir haben bemerkt, dass neue Wohnungen gerne angenommen werden. Man sucht sich die bessere Qualität.“
Zwei Lösungsansätze
Der Bürgermeister, der am 26. September die Gemeinderatswahl zu schlagen hat, sprach zwei Modelle an, die er umsetzen möchte: Zum einen soll eine Arbeitsgruppe zusammengestellt werden, die sich darum kümmert, dass ein Fördertopf für den Leerstand ins Leben gerufen wird – ein sogenannter Leerstandsmobilisierungsfonds. Dieser Fonds könnte in Graz jährlich mit zwei Millionen Euro bedeckt werden. Förderungen für thermische Sanierung, Balkonbauten und Lifteinbauten könnten ausgesprochen werden. Zum anderen sprach er an, dass man in Graz weniger bauen müsste, wenn die Stadt selbst die Anmietung der leer stehenden Wohnungen übernehmen würde: „Die Stadt würde das Mietrisiko übernehmen, die Wohnungen zu einem geringeren Preis mieten und diese zum Beispiel an Jungfamilien weitervermieten.“
Bebauungsplanpflicht für ganze Stadt „unmöglich“
Der Wunsch nach einer Bebauungsplanpflicht für die ganze Stadt sei aus seiner Sicht gar nicht machbar: „Es würde zu großen Wartezeiten kommen. Wir haben uns ganz bewusst für wichtige Bereiche der Stadt entschieden. Das für die ganze Stadt einzufordern, ist unmöglich.“