Pfleger schiebt alte Frau im Rollstuhl
ORF.at/Zita Klimek
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Graz-Wahl

KPÖ pocht auf Änderungen im Pflegebereich

Die KPÖ hat am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Graz – mitten im Gemeinderatswahlkampf – einmal mehr Änderungen in der Pflege eingefordert: Vor allem in den Bereichen Ausbildung, Personal und Bezahlung müsse stark nachgeschärft werden.

„Der Hut brennt“, meinte der Grazer Stadtrat Robert Krotzer (KPÖ). Die KPÖ will daher nun die Forderungen der Kollektivvertragsverhandlungen von 2019 wieder aufgreifen: Faire Gehälter, Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden bei vollem Lohn- und Personalausgleich und eine sechste Urlaubswoche. „Viele Beschäftigte leisten Großartiges, aber sie arbeiten am Limit. Sie brauchen dringend eine Entlastung“, so der Pflegestadtrat.

Bessere Bezahlung seit Monaten gefordert

KPÖ-Landtagsklub-Chefin Claudia Klimt-Weithaler unterstrich das: „In den letzten Jahren wurde sehr viel über die Pflege geredet, viel weitergegangen ist nicht. Die Rahmenbedingungen müssen geändert werden.“ Im November 2020 beantragte sie im Landtag, an die Bundesregierung heranzutreten, um sich für eine Entlohnung aller Auszubildenden in Pflegeberufen ähnlich jener der Polizeischülerinnen und Polizeischüler (2.370 Euro brutto pro Monat) einzusetzen, das Taschengeld anzuheben und auch auf Auszubildende in der Pflegefachassistenz und Pflegeassistenz auszudehnen – SPÖ und ÖVP hätten diese Forderungen damals abgelehnt.

„Zehn nach Zwölf“ in Pflegeheimen

Wolfgang Schwab, Diplomkrankenpfleger und Stellvertreter der Pflegedienstleitung im „Haus am Ruckerlberg“, schlug außerdem vor, die gewinnorientierte, private Pflegeheimlandschaft in öffentliches Eigentum zu überführen – ähnlich wie im Burgenland: „Gewinnorientierte Träger sind Teil des Problems“, meinte er.

Schwab berichtete aus eigener Erfahrung: „In den Pflegeheimen ist es zehn nach zwölf. Wir wissen nicht, ob wir die Dienste in ein bis zwei Monaten überhaupt noch besetzen können. Das System steht vor dem Kollaps, und im Herbst wird ganz klar noch mehr Personal ausfallen“, so Schwab.

Personalknappheit und zu wenig Ausgebildete

Aktuell werden Pflegekräfte in großer Menge gesucht. Gründe für diese Umstände sind laut Schwab die Personalknappheit – zu wenig Ausgebildete kommen nach – und die Pandemie: Nach der monatelangen harten Arbeit mussten viele die Arbeit aufgeben; aus politischer Sicht sei viel falsch gemacht worden. Christine Anderwald, pensionierte Krankenschwester, sprach außerdem darüber, dass der Pflegeberuf in der Gesellschaft an Wertigkeit verloren hätte.