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Wirtschaft

Auspuffhersteller Remus schließt Werk in Bärnbach

Der Auspuffhersteller Remus schließt sein Stammwerk im weststeirischen Bärnbach und verlagert Teile der Produktion nach Bosnien. Vor allem die Begründung dafür sorgt bei der Gewerkschaft für großes Unverständnis.

Rund 60 der 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden zum wenige Kilometer entfernten Standort Voitsberg verlegt, wo dafür rund 60 Leiharbeiter ihren Job verlieren. 30 Mitarbeiter aus Bärnbach gehen in Pension und wiederum 30 werden zum Standort Bosnien ausgelagert.

„Nicht mehr wettbewerbsfähig“

Das Werk wird mit Ende des laufenden Jahres geschlossen. Der Grund dafür sei der zunehmende Kostendruck und die permanent steigenden Personalkosten durch jährlich automatisierte Kollektivvertragserhöhungen. Man sei deshalb nicht mehr wettbewerbsfähig und müsse gegensteuern, so Remus-Chef Christoph Zöchling.

Remus-Werk in Bärnbach
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„Es ist ja auch die Ankündigung von verschiedenen Vertretern der Gewerkschaft, dass es dieses Jahr rascheln muss, mit hinter der Hand diskutierten Gehaltserhöhungen von gewünschten vier bis viereinhalb Prozent. Da muss man schlicht und ergreifend sagen, dass wir im internationalen Bewerb stehen, und diese automatisierten Gehaltserhöhungen letztes Jahrhundert sind – das hat in einer modernen Arbeitswelt nichts mehr verloren, und ich ziehe meine Konsequenzen daraus und sage: OK, dann müssen wir uns halt danach richten, wo wir produzieren können, so dass wir im globalen Konzert wettbewerbsfähig bleiben“, so Zöchling.

Gewerkschaft: „Verlagerung immer schon geplant“

Gewerkschafter Hubert Holzapfel hält das für einen Vorwand, der auch die derzeitigen Kollektivverhandlungen beeinflussen soll: „Diese Botschaft von Herrn Zöchling ist sicher passend für die Kollektivvertragsverhandlungen – aber sie bezieht sich sicher nicht auf eine Lohnerhöhung von viereinhalb Prozent, das ist ein Vorwand. Letztendlich hat Herr Zöchling immer schon eine Verlagerung von Bärnbach nach Bosnien geplant gehabt. Das ist typisch Herr Zöchling: Über die Medien etwas ausrichten und vorher kein Gespräch führen. Wir haben mit dem Betriebsrat Rücksprache gehalten, und es wird nächste Woche Betriebsversammlungen geben.“

Bosnisches Werk wird ausgebaut

Von der Gewerkschaft werden auch die Zahlen zu den verbleibenden Arbeitsplätzen bezweifelt – man befürchtet, dass deutlich mehr Arbeitsplätze nach Bosnien abwandern. Das wiederum wird von Remus-Chef Christoph Zöchling – der den Auspuffhersteller im Jahr 2016 mit Geschäftspartner Hans Peter Haselsteiner mehrheitlich übernommen hatte – bestritten; die Schließung sei aber beschlossene Sache: „Das ist fix.“ Der Standort im bosnischen Sanski Most soll unterdessen ausgebaut werden, weil man dort kaum Lohnnebenkosten habe – laut Zöchling herrsche dort eine hohe Bereitschaft zu arbeiten, und man sei als Arbeitgeber willkommen.

Politik: Betroffene nicht im Regen stehen lassen

„Jeder Arbeitsplatz, der in der Steiermark durch zu hohe Steuern und Abgaben verloren geht, ist einer zu viel. Der Faktor Arbeit muss in Österreich endlich entlastet werden. Nur so wird den Steirerinnen und Steirern wieder mehr Geld im Börserl, und unserer Wirtschaft wieder mehr Luft zum Atmen bleiben“, sagt NEOS-Klubchef Niko Swatek in einer Aussendung.

Der Voitsberger FPÖ-Bezirksparteiobmann Bundesrat Markus Leinfellner fordert: „Alle Arbeitnehmer müssen die volle Unterstützung der Politik erhalten. Es braucht hier auch einen überparteilichen Schulterschluss – die Betroffenen dürfen keinesfalls im Regen stehen gelassen werden.“