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Sonntagsgespräch

Nagl: „Vieles in Graz, was mir nicht gefällt“

In zwei Wochen wird in Graz gewählt. Zum Abschluss der Sonntags-Interviewserie mit den Spitzenkandidaten der Parteien verrät ÖVP-Spitzenkandidat, Bürgermeister Siegfried Nagl: „Es gibt vieles, was auch mir in Graz nicht gefällt“ – etwa der Bauboom.

Gerade jetzt gibt es viel Kritik, dass in den letzten Jahren zu viel gebaut und damit auch Boden versiegelt wurde. Sind in der Stadtplanung Fehler passiert? Im Sonntagsgespräch mit ORF-Steiermark-Chefredakteur Wolfgang Schaller entgegnet Nagl: „Vorweg: Es gibt vieles, was auch mir in Graz nicht gefällt. Auch nicht, dass so viel gebaut wurde.“ Man müsse sich die Frage stellen, wer baue – die meisten Menschen hätten auf ihren Sparbüchern nicht viele Zinsen bekommen und sich für Anlegerwohnungen entschieden.

„Wir sind auch um fast 100.000 Menschen mehr geworden. Und Wahlkampfzeiten sind auch Zeiten der besonderen Vergesslichkeit. In den letzten zehn Jahren haben Stadträtin Elke Kahr und Vize-Bürgermeister Mario Eustacchio die Verantwortung in der Baubehörde gehabt und 20.000 Baubescheide gemacht und alle Planungsstücke, die wir gemacht haben, waren einstimmig“, so Nagl über die Zusammenarbeit zwischen ÖVP, KPÖ und FPÖ.

Kein Baustopp angedacht

Ein im Wahlkampf geforderter Baustopp für neue Projekte komme für den aktuellen Bürgermeister nicht infrage. Unterdessen gibt es in Graz auch noch viele leerstehende Wohnungen – um Spekulation zu verhindern bzw. zusätzlichen Wohnraum zu haben, könnte man eine Leerstandsabgabe einführen. Die Grazer ÖVP hat eine solche bisher immer kategorisch abgelehnt, ihr Landesparteichef Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer kann sich jetzt eine solche Abgabe vorstellen.

Siegfried Nagl im Sonntagsgespräch mit Wolfgang Schaller

Nagl halte sehr viel mehr von neuen Lösungsvorschlägen, „zum Beispiel zu sagen: Wenn jemand seine Wohnungen tatsächlich nicht anbringt, kann er sie künftig der Stadt anbieten. Dann bräuchten auch wir nicht weitere Gemeindewohnhäuser bauen.“ In puncto öffentlicher Verkehr hält Nagl unterdessen weiter an den Plänen für eine U-Bahn fest: „Wir brauchen die Ebene Minus 1“, betont er im Sonntagsgespräch.

Hoffen auf Koalition ohne KPÖ

Alle Umfragen zeigen, dass die ÖVP auch nach dem 26. September wieder die Nummer 1 in der Stadt bleiben wird. Die Frage ist nur, mit welcher Partei sich eine Koalition ausgeht. Fix ausgehen würde sich eine Zusammenarbeit mit der KPÖ – die will Nagl aber nicht, warum? „Da sie noch immer eine Ideologie hochhalten und verfolgen, die 100 Millionen Todesopfer gefordert hat, die heute auf der Welt nur Elend bringt. Das macht mich nicht zum Koalitionspartner. Es wird sich hoffentlich noch eine andere Koalition ausgehen.“