Graz Köflach Bahn, GKB-Zug
ORF.at/Christian Öser
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Verkehr

GKB: Übernahme wäre „Anfang vom Ende“

Wegen einer Betriebsversammlung sind am Mittwoch drei Stunden lang sämtliche Zugsgarnituren und auch fast alle Busse der Graz-Köflacher-Bahn (GKB) stillgestanden. Die fast 500 Mitarbeiter wollen die Übernahme der GKB-Infrastruktur durch die ÖBB verhindern.

Laut GKB-Zentralbetriebsrat achtete man bei der Veranstaltung darauf, dass die Betriebsversammlung Schulkinder und Pendler möglichst nicht betraf. Rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versammelten sich dann ab 10.00 Uhr in der Grazer GKB-Zentrale, wo Zentralbetriebsrat Helmut Koch erklärte, worum es geht: „Es geht um die Abspaltung der Infrastruktur in Richtung ÖBB – was meiner Meinung nach starke Auswirkung hat auf den Gesamtbetrieb der GKB, da mit einem Schlag 200 Mitarbeiter wechseln würden, und ich finde, es ist der Anfang vom Ende der GKB.“

GKB-Betriebsversammlung
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Rund 350 GKB-Mitarbeiter kamen zur Betriebsversammlung

Den betroffenen Mitarbeitern würden langfristig finanzielle Verschlechterungen und Dienstort- Versetzungen drohen: „Zum Beispiel müssten 21 Verschieber auspendeln zum Verschiebebahnhof Gösting. Die Fahrdienstleiter würden sich dann wahrscheinlich in absehbarer Zeit in Villach wiederfinden – in der Fernsteuerzentrale der Bundesbahnen“, so Koch.

„Nicht mehr Herr im eigenen Haus“

Auch an den Fahrgästen würde es nicht spurlos vorüber gehen, ist sich Helmut Koch sicher: „Siehe Gleichenbergerbahn, siehe Radkersburgerbahn – die sind nicht auf diesem kundenfreundlichen Niveau, das die GKB seit 100 Jahren praktiziert.“

Außerdem würden ganze Infrastruktur-Bereiche in der Weststeiermark – Fahrdienstleitungen, Wartungs-Einheiten und Streckenbau – schrittweise obsolet werden: „Es wäre das gleiche, wenn Kastner und Öhler seine Rolltreppen verkauft – und wenn eine kaputt ist, muss er hoffen, dass der neue Besitzer ihn trotzdem fahren lässt und die repariert. Wir sind dann nicht mehr Herr im eigenen Haus.“

Verhandlungen schon seit Oktober

Verärgert sei man auch, weil man erst Ende August informiert wurde, dass Land und Infrastrukturministerium schon seit Oktober 2020 über eine eventuelle Ausgliederung Richtung ÖBB verhandeln – unter Geheimhaltung und ohne Einbindung der GKB, wie es heißt.

Erst am Mittwoch sei dann letztendlich ein Brief aus dem Büro von Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) gekommen – darin steht, dass noch nichts entschieden sei, die GKB bei der Frage, ob es sinnvolle Synergien zu nutzen gebe, eingebunden werde und niemand Nachteile zu befürchten habe. Doch das wollen Belegschaftsvertretung und Gewerkschaft so nicht glauben, wie auch der am Mittwoch ebenfalls anwesende steirische ÖGB-Chef Horst Schachner betonte: „So einen Brief, wo keinem was passiert – den habe ich schon so oft bekommen, und die Firmen gibt’s heute gar nicht mehr.“

Per Bahn und Bus haben die GKB vor der CoV-Pandemie rund zwölf Millionen Kunden pro Jahr befördert; derzeit liege die Auslastung bei 70 Prozent, so Koch, die Bilanz sei jedes Jahr positiv. Er könne sich als Lösung vorstellen, „dass durchaus die Infrastruktur an die ÖBB geht, wir zeitgleich einen Pachtvertrag für die nächsten 100 Jahre bekommen, zu einem symbolischen Preis, und das alles selber machen – somit würde nur das Eigentum wechseln“.

Gemeinsame Arbeitsgruppe soll Lösungen finden

Bis Mitte Oktober sollen nun in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe von Ministerium und GKB Lösungen gefunden werden – der Betriebsrat befürchtet aber, dass es letztlich vor allem ums Geld geht, weil die GKB sowohl dem Ministerium als auch dem Land günstiger kommt, wenn sie zum Teil von der ÖBB übernommen würde. Oberstes Ziel sei es, keine Mitarbeiter zu verlieren, sagt Betriebsratsvorsitzender Koch, denn die Belegschaft habe in den letzten Jahren mit Pensionsreformen und einer höheren Wochenstundenanzahl bereits einen enormen Beitrag geleistet.