Landesgericht Graz
ORF.at/Roland Winkler
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Gericht

Kanzler beleidigt und bedroht: Einweisung

„Ich sage es nur noch einmal Sebastian ich sprenge dich in die Luft“ hat ein Steirer per Facebook dem Bundeskanzler ausgerichtet. Am Donnerstag wurde der Schreiblustige dafür in Graz in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen.

„Sebastian Kurz wenn du dich nicht bei mir meldest sprenge ich die Hofburg“, schrieb der Angeklagte – und die Staatsanwältin nahm diese Zeilen durchaus ernst: „Er hat Sebastian Kurz mit dem Tod und Sprengmittel gedroht.“ „Ich bin mir nicht sicher, dass Kurz davon Kenntnis erlangt hat“, wollte der Verteidiger abschwächen.

„Ich war in einem Ausnahmezustand“

„Es stimmt, aber ich habe alles schon gelöscht“, zeigte sich der 42-Jährige am Donnerstag einsichtig. „Ich war in einem Ausnahmezustand, meine Mutter ist gestorben, und meine Frau ist mit den drei Kindern gegangen, und dann war auch noch Corona“, schilderte er. „Was hat Kurz damit zu tun? Der ist ja für die Kinder nicht zuständig?“, fragte die Richterin. „Gar nichts, ich hab’ das aus einer schlechten Laune heraus gemacht. Der ist eigentlich ein guter Politiker“, räumte der Befragte ein.

Krankenakte eintätowiert

Der psychiatrische Sachverständige Manfred Walzl bescheinigte dem Steirer eine bipolare affektive Störung, derzeit sei der Betroffene manisch. „Sie haben ihre Krankenakte ja immer mit, zeigen sie die her“, forderte er den 42-Jährigen auf. Dieser rollte bereitwillig den Ärmel hoch – dort waren alle seine Krankenstands- und Klinikaufenthaltsdaten eintätowiert. „Meine Familie habe ich aber auch, das Hochzeitsdatum und so“, erklärte er und wollte die Brust entblößen, worauf die Richterin dankend verzichtete.

Da ihm derzeit laut Gutachter nur eine stationäre Behandlung helfen kann, entschied sich der Schöffensenat für eine Einweisung. Der 42-Jährige erbat sich Bedenkzeit, die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab – die Entscheidung ist nicht rechtskräftig.