Zwei Fußgängerinnen von hinten
ORF.at/Carina Kainz
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Graz-Wahl

Grüne wollen mehr Gehör für Grazer Fußgänger

Jeder Grazer erzeugt jährlich rund 14 Tonnen CO2-Äquivalent durch Verkehr, Energie, Bauwesen und Nahrungsmittel. Die Grünen wollen daher bei den Fußgängern ansetzen und ihnen mehr Gehör verschaffen.

Um die Klimaziele zu erreichen, müsse der Verkehr angepasst werden und die Wertigkeit anders verteilt werden, sagt die Grüne Spitzenkandidatin für die Grazer Gemeinderatswahl, Judith Schwentner.

CO2: Grazer liegen über Österreich-Schnitt

Rund fünfeinhalb Tonnen an CO2-Äquivalent werden in Graz pro Bürger und Jahr emittiert; das sind rund 14 Tonnen – und damit über dem österreichischen Durchschnitt –, wenn die Emissionen, die durch den Konsum von andernorts erzeugten Produkten einbezogen werden. Zu viel, finden die Grazer Grünen und stellten am Donnerstag eine vor allem verkehrsbezogene Lösungsstrategie vor.

Fußgänger zuerst!

Fußgänger, Fahrradfahrer, Öffi-Verkehr, Auto: In dieser Reihenfolge will Schwentner den Folgen der Klimakrise in der Stadt Graz entgegenarbeiten. Der Verkehr sei der Verursacher Nummer eins unter den klimaschädlichen Emissionen auf konsumbasierter Basis. „Wir müssen zuerst fragen, wie geht es den Fußgängern, wie den Fahrradfahrern, dem öffentlichen Verkehr und dann, wie geht es den Autofahrern – dann haben wir in puncto Klimazielerreichung schon viel gewonnen“, zeigt sich Schwentner überzeugt.

Die Grüne Spitzenkandidatin spricht sich für Fußgängerbeauftragte, den Ausbau des Radwegenetzes, Bereinigung der Konfliktzonen von Radfahrern und Fußgehern im Verkehr und den Ausbau des Straßenbahn-und S-Bahnsystems aus.

Wer hinterlässt welchen Fußabdruck?

Werner Prutsch, Leiter des Umweltamtes der Stadt Graz, präsentierte am Donnerstag die Zahlen zum ökologischen Fußabdruck der Grazer, die das Wegener Center Graz für das Jahr 2019 erhoben hat, aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln: Während die Grazer Bevölkerung aus produktionsbasierter Sicht mit 5,4 Tonnen CO2-Äquivalent deutlich unter dem österreichischen Durchschnitt (9,1 Tonnen) liegt, trage man aus konsumbasierter Perspektive mit 13,6 bis 13,7 Tonnen „deutlich mehr bei“ als der Bundesländerdurchschnitt (13,4 Tonnen).

Produktionsbasiert sei der Wert niedriger, weil Graz keine ausgewiesene Industriestadt sei, so Prutsch: „Wenn ein Grazer ein Handy kauft, entstehen die Emissionen in Asien und fallen produktionsbasiert nicht ins Gewicht. Auf konsumbasierter Basis werden sie Graz zugerechnet – das ist dann die faire Betrachtungsweise.“

„Viele Möglichkeiten, den Klimawandel zu wenden“

Karl Steininger vom Wegener Center Graz führte weitere Details aus: „Rund 50 Prozent der Emissionen aus der konsumbasierten Gruppe gehen auf den Verkehr, Energie und Kleinfeuerung, Gebäude und Bauwirtschaft und Nahrungsmittel – und zwar in dieser Reihenfolge – zurück“, so der Professor für Klimaökonomie.

Aus seiner Sicht gäbe es „viele Möglichkeiten, um den Klimawandel zu wenden. Es braucht aber Grips und Anstrengung, um dahin zu kommen“. Auf der Ebene der Produkte seien es etwa Auszeichnungslabels, ein anderer Weg sei die Diskussion der Flächenaufteilung im öffentlichen Raum: „Wie viel Platz geben wir den Autos, wie viel den Kindern – in Paris sei etwa eine Reduktion von Parkplätzen um die Hälfte angestrebt“, wie der Grazer Klimaökonom ausführte.

„Unsere Verantwortung ist in den Städten“

„Der IPCC-Bericht zeigt, dass die fortschreitende Erwärmung der Erdatmosphäre eindeutig menschengemacht ist. Drei Viertel der Treibhausgas-Emissionen entstehen in den Städten. Die Lösung liegt also an den Städten – da liegt unsere Verantwortung“, schloss die Grüne Spitzenkandidatin zur Grazer Gemeinderatswahl am 26. September.