750 Haushalte werden intensiv unterstützt, da vonseiten des Vermieters bereits eine Räumungsklage eingebracht wurde – im Vorjahr waren es 487. Der Anstieg um 30 Prozent sei auf die Pandemie und die Auswirkungen zurückzuführen.
Mietstundungen als „Falle“
Verlust des Arbeitsplatzes oder Kurzarbeit hätten zu teils hohen Mietrückständen geführt, aber auch die eigentlich als Hilfsmaßnahme gedachte Möglichkeit von Mietstundungen habe sich als Falle erwiesen, sagt die Leiterin der Caritas-Wohnungssicherung, Iris Eder: „Es war schon eigentlich eine Falle, dass Leute ihre Miete nicht mehr bezahlt haben, weil sie gedacht haben, das wird gestundet.“
Betroffene hätten zwar nicht über ihre Verhältnisse gelebt, „aber sie haben gedacht, sie hätten ein wenig Spielraum. Dann haben sie ein bisschen besser eingekauft oder vielleicht was anderes bezahlt, was noch offen war, und jetzt stehen sie am Ende des Tages mit einem hohen Mietrückstand vor unserer Haustür“, so Eder. Die Mietrückstände belaufen sich teilweise auf mindestens 2.000 Euro – ein Betrag, der für viele kaum bewältigbar sei.
Verlagerung in „Mitte der Gesellschaft“
Die elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas-Wohnungssicherung beraten, übernehmen Verhandlungen mit Vermietern und suchen auch bei erfolgten Räumungsklagen die Wohnung für Betroffene zu erhalten, erklärt Eder: „Unsere Wahrnehmung ist, dass es immer mehr in der Mitte der Gesellschaft ankommt. Die Hälfte unserer Klientinnen und Klienten arbeitet – viele Teilzeit, weil wir einen hohen Frauenanteil haben, viele Alleinerzieherinnen und Alleinstehende.“
Der Wohnungsverlust sei oft nur durch eine rasche Rückzahlung zumindest eines Teils der Mietrückstände abzuwenden, was in den meisten Fällen – derzeit noch – gelinge, sagt Eder: „Wir versuchen, staatliche Unterstützungen für die Klientinnen in Anspruch zu nehmen, und benötigen die Hilfe privater Unterstützungsvereine. Gerade heuer merken wir, dass wir ohne die privaten Vereine die Rückstände nicht mehr regeln könnten.“
Finanzierbares Wohnen gefordert
Die Leiterin der Caritas-Wohnungssicherung sieht jedenfalls die neue Stadtregierung gefordert, finanzielle Ressourcen für die Unterstützung bei Mietrückständen freizumachen und Wohnen wieder finanzierbar zu machen, denn ein Großteil der Klienten gibt laut Caritas mehr als 50 Prozent des Einkommens für Wohnen aus.