Mähdrescher auf Acker
APA/ROBERT JAEGER
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Landwirtschaft

Studie: Landwirten bleibt zu wenig übrig

Es sei Zeit für eine Trendumkehr: Am Mittwoch präsentierte die Landwirtschaftskammer eine Studie, die zeigt, wie viel den heimischen Bauern bleibt und was sich ändern könnte, wenn mehr Menschen Wert auf heimische Lebensmittel legen würden.

Es geht um Wertschöpfung, also um das, was den heimischen Bauern bleibt, wenn sie die Produktionskosten für ihre Produkte – etwa die Verarbeitung von Lebensmitteln, Abgaben an den Handel, Verpackung oder Transport – abziehen.

Äpfel: Von 100 Euro bleiben Landwirten nicht einmal vier

Gibt ein Konsument für unverarbeitete Agrarprodukte wie etwa Äpfel 100 Euro aus, bleiben dem Landwirt laut der Studie nicht einmal vier Euro, dem Handel hingegen mehr als 17 Euro, schildert Franz Sinabell vom Wirtschaftsforschungsinstitut, das die Studie erstellt hat: „Die Folge davon ist, dass das Gewicht der Landwirtschaft als Teil der Wertschöpfungskette kleiner geworden ist.“

Positiv zu erwähnen sei aber, dass die Wertschöpfung für die Landwirtschaft innerhalb von knapp 15 Jahren in der Steiermark um 20 Prozent gestiegen sei, im Rest von Österreich hingegen nur um 10 Prozent, so Sinabell: „Das heißt, in der Steiermark haben Landwirte und Landwirtinnen doch einiges besser gemacht als BerufskollegInnen in anderen Bundesländern.“

Viel Luft nach oben

Dennoch gebe es noch viel Luft nach oben, betont Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher: Es würde schon helfen, wenn jeder Haushalt monatlich ausländische Lebensmittel durch heimische Lebensmittel in der Höhe von 3,50 Euro ersetzen würde. „Das bedeutet rund 18 Millionen Euro in der Steiermark an zusätzlicher Wertschöpfung, das bedeutet aber auch 500 Arbeitsplätze zusätzlich in der Steiermark“, so Titschenbacher.

Aus für Rabattaktionen gefordert

Außerdem fordert die Landwirtschaftskammer die Lebensmittelindustrie dazu auf, bei verarbeiteten Lebensmitteln mehr zu heimischen Produkten zu greifen. Vom Handel wiederum fordert man ein Aus von Rabattaktionen, um faire Preise für die Produzenten zu erzielen – Kritik übt Titschenbacher hier vor allem an Billigpreisen der Eigenmarken im Handel. Schließlich fordert die Landwirtschaftskammer einmal mehr die Herkunftskennzeichnung bei verarbeiteten Lebensmitteln und in Großküchen. Auf diese Forderungen wolle man in der Woche der Landwirtschaft, die am Sonntag beginnt, besonders hinweisen.

Kaufleute: „Vorwurf nicht erklärbar“

Im steirischen Lebensmitteleinzelhandel könne man die Vorwürfe, dass zu wenig regionale Produkte verkauft werden, nicht nachvollziehen, so Sigrid Spath – sie vertritt die 400 steirischen Lebensmittelhändler, die selbstständige Kaufleute sind.

„Ich weiß nicht, wo der Vorwurf herkommt, und es ist auch nicht erklärbar für mich, weil meine ganzen Kollegen sehr bemüht sind und den Bauern den Preis zahlen, den sie gerne hätten. Ich bin auch sehr dankbar und froh, dass der Konsument das sehr gut annimmt – davon leben wir beide, und der Kreislauf schließt sich wieder“, so Spath.

Die Obfrau spielt den Ball an die großen Handelsketten weiter. Von Spar heißt es dazu am Mittwoch, man wolle sich dazu nicht äußern und keine Stellungnahme abgeben.