Motivierte Jugendliche bei den EuroSkills
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Euroskills

„Try a Skill“: Ausprobieren erwünscht

Mehr als 25.000 Gäste haben sich für die EuroSkills angekündigt, darunter 10.000 SchülerInnen. Viele von ihnen sind noch auf der Suche nach ihrem Traumberuf. Fast 30 Ausprobier-Stationen sollen inspirieren – inklusive Ausblick auf die Champions.

Spaß haben, Neues entdecken und vielleicht sogar seinen Traumjob finden oder besser kennenlernen: Unter dem Motto „Try a Skill“ lassen sich inmitten der EuroSkills-Champions unterschiedlichste Aufgabengebiete aus sechs Berufsgruppen ausprobieren; Tipps und Tricks von den Profis gibt es inklusive. Fashionweek-Luft lässt sich etwa bei Elisabeth Gotthardt und Andrea Mandl-Binder schnuppern.

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Christoph Aigner und seine Freundinnen zwischen den Schneiderinnen Elisabeth Gotthardt (links) und Andrea Mandl-Binder

Zwischen Nähmaschine, Runway-Videos und großen Ballroben geben die beiden Schneiderinnen einen Einblick in ihr Berufsleben, das bereits das Herz von Christoph Aigner aus Knittelfeld erobert hat: „Die Kleider hier begeistern mich! Ich bin jetzt seit zwei Wochen auf der Modeschule in Graz, und wenn ich damit fertig bin, möchte ich auch so etwas schaffen können: Kleidung kann, darf und soll für mich Kunst sein!“

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Vollste Begeisterung: „So etwas will ich auch einmal schaffen!“

Elisabeth Gotthardt betont: „Es ist wundervoll zu sehen, wie motiviert die Jugend ist, die Berufe besser kennenzulernen!“ Unter den „Try-a-Skill“-Berufen ist auch der von KosmetikerInnen vertreten: „Man kann hier nicht nur ausprobieren, wie sich eine Gesichtsbehandlung von mir anfühlt, sondern auch eine geben – wir arbeiten mit Sugaringpasten, die antibakteriell wirken, daher ist das auch in Coronazeiten möglich – es ist ein Kommen und Gehen!“, freut sich Kosmetikerin Agnes Eszter Schratzer.

„Try a Skill“: Ausprobieren erwünscht

Mehr als 25.000 Gäste haben sich für die EuroSkills angekündigt, darunter 10.000 SchülerInnen. Viele von ihnen sind noch auf der Suche nach ihrem Traumberuf. Fast 30 Ausprobierstationen sollen inspirieren – inklusive Ausblick auf die Champions.

Mit Neugier ins Abenteuer

Mit viel Motivation und Neugier hat sich auch eine Klasse der MS2 Leibnitz ins EuroSkills-Abenteuer gestürzt: Die zwölfjährige Vanessa Hammer etwa hat sich als Floristin ausprobiert und sich eine florale Erinnerung daran mitgenommen: „Floristik interessiert mich wirklich: Ich liebe Blumen, die unzähligen Arten und wie unterschiedlich sie aussehen“, strahlt sie.

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Gelungener Schulausflug der MS2 Leibnitz

Ihr 13 Jahre alter Schulkollege Alexander Vanek-Rupp meint: „Mir haben die Programmierer am besten gefallen. Ich bin mit dem Computer aufgewachsen – sowas könnte ich mir für später vorstellen!“ „Mechaniker, das würde ich gern werden“, sagt wiederum der zwölfjährige Constantin Schnederer.

EuroSkills: Der erste Wettkampftag

Bei den EuroSkills, der Europameisterschaft der Berufe, in Premstätten haben am Donnerstag die Bewerbe begonnen – und das vor 7.500 begeisterten Zuschauern. Bis Sonntag messen sich Menschen aus 22 Nationen in 48 Wettbewerben.

Die Irdninger Schüler Nils Doringer und Florian Huemer, beide 14 Jahre alt, haben auch schon berufliche Interessen: „Physik und Chemie sind meine Fächer. Irgendetwas mit Technik oder in einem Labor – das wäre etwas für mich“, meint Nils, und Florian verrät: „Technik interessiert mich auch – und Handwerk.“ Wie gut sich die Felder verbinden lassen, das zeige sich bei den EuroSkills: „Echt cool!“ finden die Schüler bei einem Rundgang, bei dem sie auch den kochenden Teilnehmern ganz genau auf die Finger schauen.

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Nils Doringer und Florian Huemer lassen sich von den unterschiedlichen Teilnehmenden inspirieren

Bei der „Try a Skill“-Station ein paar Meter weiter geht es bereits um Eigenkreationen der Gäste: „Wir dürfen eigene Smoothies mixen – eine coole Station zum Genießen“, lacht Karo aus Deutschlandsberg, die mit Unterstützung von Koch Urs Bürki an einem neuen Geschmackserlebnis tüftelt: „Es ist großartig zu sehen, wie offen die Leute für gesunde Ernährung sind, wie groß die Neugierde ist – wir diskutieren viel über Inhaltsstoffe“, so Bürki.

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Einen eigenen Smoothie mixen – Urs Bürki und sein Team unterstützen dabei

Auch die Wirtschaft brauche dringend Menschen, die sich mit Ernährung auseinandersetzen, meint Annemarie Eckhard-Stengel, die den Teststand mitbetreut – „und es ist faszinierend zu sehen, wie motiviert die jungen Leute sind, wenn man sie einfach mal machen, ausprobieren, zupacken lässt! Und schon wird der erste Smoothie fotografiert und gepostet – wir haben auch eine eigene Fotobox!“

„Spannend, sich zu informieren“

Auch die Fotostation des Handels ist gut besucht: „Die Leute können hier nicht nur lustige Selfies machen, sondern sich auch über die Möglichkeiten im Handel informieren: zum Beispiel über den neuen Beruf der E-Commerce-Kaufleute oder die Arbeit als Sportgerätefachkraft. Die Selfie-Idee hatten wir, weil man als Verkäufer ja auch ein Influencer ist und den Leuten zeigen und empfehlen kann, was man selbst gut findet“, meint Nina Taucher, die den Stand mitbetreut und verrät: „Der Handel ist zum ersten Mal bei den EuroSkills dabei – wir haben aktuell 2.200 Lehrlinge, aber es werden immer mehr gesucht!“.

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Neue Influencer: Nico Leodolter und seine Freunde beim Handelsstand

„Es ist spannend, sich über die ganzen Berufe hier zu informieren, ich kenne viele davon – aber es steckt oft noch sehr viel mehr dahinter. Ob im Handel oder bei den Maurern oder Fliesenlegern“, findet der 17-jährige Nico Leodolter aus Mürzzuschlag, der sich mit seinen Freunden rund um das 70.000 Quadratmeter große Wettbewerbsgelände schlau macht – seinen Traumberuf hat er allerdings bereits gefunden: „Ich bin Elektrotechniker im dritten Lehrjahr, das passt!“

Berufliche Ausbildung zunehmend weiblich

Auch die zwölfjährige Anna Reinbacher aus Stainz hat ihren Traumberuf bereits gefunden. Dennoch will sie wenn möglich alles ausprobieren – so testet sie etwa bei einem Try-a-Skill-Stand mit ihren Freundinnen ihr Geschick beim Tischdecken. Dabei steht für sie fest: „Ich will Mechanikerin werden!“

Try A Skill
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Der Try-a-Skill-Stand rund ums Tischdecken und Smoothiemixen war besonders gut besucht

Rund jeder dritte Lehrling ist weiblich

In der Steiermark haben mit Jahresende 2020 15.323 junge Menschen eine Lehre absolviert, davon war rund jeder dritte weiblich. Exakt absolvierten im Vorjahr 4.923 Mädchen in der Steiermark eine Lehre, davon 1.280 einen der traditionellen Lehrberufe im Gewerbe und Handwerk.

Dabei wird die berufliche Ausbildung zunehmend weiblich: Schon jeder zehnte weibliche Lehrling absolviert eine Lehre in bisherigen Männerdomänen wie Metalltechnik (Ende 2020 gab es in diesem Bereich bundesweit 1.081 weibliche Lehrlinge), Elektrotechnik (534 weibliche Lehrlinge), Tischlerei (467), Maler und Beschichtungstechniker (421), Kfz-Technik (344), Mechatronik (334), Karosseriebautechnik (115), Konstrukteur (91) und Elektronik (89).

Bereits doppelt so viele Malerinnen am Start

Seit 2005 haben sich die Lehrlingszahlen bei jungen Frauen in den Berufsgruppen Bau/Architektur/Gebäudetechnik (von 657 auf 1.186), Elektrotechnik/Elektronik (von 295 auf 651) sowie Holz/Papier/Glas/Keramik (von 383 auf 644) verdoppelt. Noch stärker ist die Zahl der weiblichen Lehrlinge im Bereich Maschinen/Fahrzeuge/Metall gestiegen, nämlich von 854 im Jahr 2005 auf zuletzt 2.077 (2020).

Lisa Janisch
EuroSkills/Kanizaj
Lisa Janisch mit EuroSkills-Experte Michael Tobisch

Malerin Lisa Janisch, die bei den EuroSkills in Göteborg 2016 dreimal Gold holte, spricht auch als Botschafterin für die Heim-EM jungen Frauen in Männerdomänen Mut zu: „Es erfordert oft viel Mut, wenn man in sogenannten Männerdomänen einsteigen will. Doch der Blick über den eigenen Tellerrand macht sich rasch bezahlt. Wir brauchen junge engagierte Frauen, die für Technik und Handwerk brennen.“

Malerin
EuroSkills/Kanizaj
2021 sind bereits doppelt so viele Malerinnen am Start wie bei den letzten EuroSkills

Insgesamt sind um rund ein Viertel mehr Frauen als bei den letzten Berufseuropameisterschaften auf Medaillenjagd. Außerdem sind bereits doppelt so viele Malerinnen (8) wie Maler dabei. Insgesamt kämpfen mit 80 weiblichen Teilnehmerinnen rund 25 Prozent mehr Frauen als zuletzt in Budapest um Medaillen. Dennoch gibt es Luft nach oben – vor allem im Vergleich zu den männlichen Teilnehmern: 287 junge Männer sind mit von der Partie.