Digitalisierung und Automatisierung bei den euroskills
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Euroskills

Zukunftsmusik mit Robotik-Sound

Zahlreiche Berufsfelder, in denen sich die rund 400 Teilnehmenden bei den EuroSkills messen, drehen sich um Digitalisierung und Automatisierung – und darüber, die Arbeitswelt zu verbessern. Rund um das Wettbewerbsgelände ist Zukunftsmusik zu hören.

Ein gelber Roboterarm stellt Alexander Mayer und sein österreichisches Team vor eine Denkaufgabe. Er soll Schütten sortieren und Handgriffe ersparen – zuerst sind jedoch viele davon gefragt: „Wir geben 100 Prozent, aber es ist wirklich nicht einfach“, verrät der Teilnehmer im Bewerb „Robot System Integration“ während einer kurzen Pause. Wie er motiviert bleibt? „Es gibt immer Potential nach oben, man kann immer etwas besser machen, immer eins draufsetzen!“

Robotik-Experte Manuel Stötzer betont: „Das Team Österreich ist gut dabei – und die Aufgabengebiete für Robotik sind spannend. Die Roboterarme kennt man ja bereits aus Paketlagern von Onlinehändlern, die automatische Sortierungen benötigen. Es geht dabei aber nicht darum, Jobkiller zu entwerfen, sondern die Arbeit der Menschen zu erleichtern.“ So könnte sich auch im Bereich der Pflege viel tun, meint Stötzer: „In der Physiotherapie zum Beispiel gibt es Aufgaben, die körperlich besonders belastend sind. Hier könnte man in der Zukunft Robotik einsetzen.“

Digitalisierung erobert die Berufswelt

Rund zwei Drittel der 56 Disziplinen bei den WorldSkills nützen bereits digitale Technologien – und auch bei den EuroSkills kommt es bei zahlreichen Wettbewerben auf digitales Know how an. Für Stefan Praschl, Vizepräsident von WorldSkills Europe, beweist die Erhebung, „dass digitale Tools auch in der dualen Ausbildung unverzichtbar geworden sind, um den heutigen um den heutigen Anforderungen zu entsprechen“.

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Computer, Kabel und kluge Köpfe – bei den EuroSkills haben sie Hochsaison

„Unsere Fachkräfte von morgen beweisen im Rahmen der Berufseuropameisterschaften, dass sie über eine Top-Ausbildung im klassischen Handwerk genauso wie im Umgang mit modernen Technologien verfügen“, betont EuroSkills 2021-Aufsichtsratvorsitzender und Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk. „Um dem Digitalisierungstrend Rechnung zu tragen, werden laufend neue digitale Lehrberufe etabliert und bestehende Berufsbilder modernisiert“, so Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck (ÖVP).

„Try a Skill“: Ausprobieren erwünscht

Mehr als 25.000 Gäste haben sich für die EuroSkills angekündigt, darunter 10.000 SchülerInnen. Viele von ihnen sind noch auf der Suche nach ihrem Traumberuf. Fast 30 Ausprobierstationen sollen inspirieren – inklusive Ausblick auf die Champions.

Viele Berufsfelder sind in der digitalen Welt erweitert worden – so können sich VerkäuferInnen etwa zu E-Commerce-Kaufleuten weiterbilden lassen. Auch in traditionellen Handwerksberufen hält die Digitalisierung Einzug: Im Baubereich haben sich Modellierungen wie das Building Information Modeling etabliert. Um mit den modernen Tools arbeiten zu können, werden Baulehrlinge seit kurzem mit Tablets ausgestattet.

Maschinen von besonderem Wert

Ein weiteres Beispiel für den Digitalisierungsboom bei Handwerksberufen ist der Lehrberuf Tischlereitechnik, bei dem Arbeitsaufträge digital erfasst und geplant werden; auch die Vorfertigung erfolgt über programmierte CNC-Fräsmaschinen.

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Bei dieser Try-a-Skill-Station dreht sich alles um CNC-Drehmaschinen

Zahlreiche Maschinen, die mit dem CNC-Kürzel für Computerized Numerical Control versehen sind, sind auch bei den EuroSkills im Einsatz. Inmitten der Wettbewerbe im Bereich Fertigungstechnik gibt es unter dem Motto „Try a Skill“ auch die Möglichkeit, selbst an einer CNC-Drehmaschine zu arbeiten – mehr dazu in „Try a Skill“: Ausprobieren erwünscht.

Andreas Gruber hilft dabei und erklärt: „Mit computergesteuerten Drehmaschinen ist es möglich, hochpräzise Teile prozesssicher zu fertigen – auch als Massenware. Aber auch die Maschinen haben ihren Preis: Sie starten bei rund 20.000 und gehen bis in die Millionen – die Maschine, die die Leute hier haben, hat einen Wert von 140.000 Euro.“

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Andreas Gruber (rechts) erklärt die Maschine

Unbezahlbar ist wohl die Denkarbeit, die darin steckt und die man den Teilnehmenden aus unterschiedlichsten Ländern rund um die Maschinen ansieht: Auch bei der Disziplin „Industrie 4.0“ ist der Nervenkitzel spür- und sichtbar.

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Höchste Konzentration im Bereich der „Industrie 4.0“: Die Juroren bewerten einen Teil der Aufgaben

Österreich tritt hier mit dem Zweierteam Robin Löhr und Julian Wissmann an. „Es läuft!“, meint Jonas Brunner über ihre Aufgaben, bei denen er unterstützt: „Es geht um die Digitalisierung und Automatisierung von Abläufen“ – kurzum effizienteres Arbeiten mithilfe des World Wide Web.

Neue Lehrberufe

Erst im September wurden wieder zwei neue Lehrberufe geschaffen: Neben „Applikationsentwicklung – Coding“ können Interessierte ab sofort auch eine Lehre im Bereich „Informationstechnologie“ absolvieren; zudem wurden die Weichen für den Lehrberuf des „digitalen Fertigungstechnikers“ gestellt: ein digitalorientiertes Zusatzmodul für angehende Metalltechniker und Mechatroniker – mehr dazu in Neuer Lehrberuf: Digitaler Zerspaner (3.9.2021).