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Graz-Wahl

Warten auf Briefwahlstimmen – Gremien tagen

Nach dem sensationellen Ergebnis der Grazer Gemeinderatswahl am Sonntag tagen am Montag die Gremien der meisten Parteien. Am Abend liegt das endgültige Ergebnis inklusive Briefwahlstimmen vor – Verschiebungen sind möglich.

Die KPÖ auf Platz eins, deutlich vor der bisherigen Bürgermeisterpartei ÖVP: Die Reaktionen waren dem Ergebnis entsprechend unterschiedlich – mehr dazu in „Mehr als überraschend“ und in Zwischen Freude und Niedergeschlagenheit. Das Ergebnis der Grazer Gemeinderatswahl kam auch für die Politik- und Wahlforscher durchaus überraschend – mehr dazu in Auch Politik- und Wahlforscher überrascht.

Kahr empfängt Delegation

Beim Wahlsieger KPÖ – Spitzenkandidatin Elke Kahr nahm Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) am Sonntag die Mehrheit ab – mehr dazu in Kahr gewann von fast allen – wird erst am Abend oder Dienstag beraten. Kahr äußerte sich vorerst nicht zum weiteren Vorgehen – sie empfing am Montagvormittag den bereits länger fixierten Besuch einer Delegation aus der Schweiz im Rathaus. Weiters warte man die Auszählung der Briefwahlstimmen ab, das habe man immer so gehalten.

Stärkste Parteien pro Sprengel bei der Urnenwahl der Gemeinderatswahl 2021. Stand: 26.9.2021, 19.30 Uhr. Briefwahl ist nicht enthalten.

Chancen für Schwentner

Nach dem Wahlsieg der KPÖ, den herben Verlusten der ÖVP (25,7 Prozent, minus 12,1 Prozentpunkte) und dem Rücktritt des sichtlich schockierten Langzeit-Bürgermeisters Siegfried Nagl noch am Wahlabend – mehr dazu in Nagl tritt zurück – gab es am Sonntag auch bei den Grünen Grund zur Freude: Spitzenkandidatin Judith Schwentner führte die Ökopartei, die ihren Wahlkampf ganz auf Klimaschutz und Ausbau des öffentlichen Verkehr ausgerichtete hatte, zu einem historisch hohen Wahlerfolg von vorläufig 17,3 Prozent, ein Plus von 6,8 Prozentpunkten. Sollte sich Kahr aus taktischen Gründen entschließen, die Bürgermeisterin-Funktion nicht wahrzunehmen, könnte so die Stunde von Schwentner schlagen.

Zepterübergabe bei der ÖVP

Die ÖVP hat nach der Rücktrittsankündigung von Nagl für Montagabend, 17.00 Uhr, einen Stadtparteivorstand einberufen – gegen 18.30 Uhr will man vor die Medien treten und ein Statement abgeben. Geplant ist die formale Übergabe des Parteizepters an Stadtrat Kurt Hohensinner, der seit Jahren als Nachfolger von Nagl gehandelt wird, nun aber überraschend übernehmen muss.

„Blauer Montag“ bei der FPÖ

Die FPÖ – ihr Spitzenkandidat Mario Eustacchio verlor fünf Prozentpunkte auf 10,9 Prozent – macht traditionell „blauen Montag“ – ob er Vizebürgermeister bleibt, ist noch offen. Am Wahlabend hatte er jedenfalls für seine Freiheitlichen die Oppositionsansage getätigt.

Freude bei NEOS, Hoffnung bei SPÖ

Freudestrahlend präsentierte sich auch NEOS-Spitzenmann Philipp Pointner: Er hatte die Ansage von zwei Mandaten (5,3 Prozent, plus 1,4 Prozentpunkte) umgesetzt und zieht mit Sabine Reininghaus in den Gemeinderat ein.

SPÖ-Spitzenmann Michael Ehmann könnte es doch noch in den Stadtsenat schaffen – sein erklärtes Ziel. Trotz Verlusten (9,6 Prozent, minus 0,5 Prozentpunkte) könnte sich der vorläufig mit nur wenigen Stimmen abgesicherte dritte Stadtsenatssitz der KPÖ noch zu den Sozialdemokraten verschieben. In diesem Fall würde Ehmann bleiben und gerne die Verkehrsagenden betreuen – diese lagen in den vergangenen viereinhalb Jahren in den Händen von Elke Kahr.

Nur 43,76 Prozent gingen wählen

Die Wahlbeteiligung (ohne die noch nicht ausgezählten Briefwahlstimmen) ist in Graz runtergerasselt, sie belief sich am Sonntag auf 43,76 Prozent – Dies ändert sich mit den 25.430 Wahlkarten zwar noch, die Wahlbeteiligung von 2017 mit 57,39 Prozent (2012: 55,47 Prozent) wird aber nicht mehr erreicht werden.