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Graz-Wahl

Wie viel Kommunismus steckt in Grazer KPÖ?

Die KPÖ ist seit Sonntag die stärkste politische Kraft in Graz. Vor allem jenseits der Stadt- und Landesgrenzen wird ein derartiger Erfolg einer kommunistischen Partei mit Argus-Augen betrachtet – aber wie viel Kommunismus steckt überhaupt in der Grazer KPÖ?

Sowjetkommunismus, Stalinismus und damit Erinnerungen an dunkle Kapitel der Weltgeschichte, mit denen auch im Grazer Wahlkampf einmal mehr versucht wurde, Negativstimmung zu machen – das alles wird auch heute noch mit einer kommunistischen Partei verknüpft.

„Helfen statt reden“

Die Grazer KPÖ schafft es aber, diese Assoziationen zu unterdrücken, sagt der Grazer Politikexperte Heinz Wassermann: „Die KPÖ versteht das auch sehr gut zu verstecken. Man hat das Logo ‚Elke Kahr und KPÖ‘, aber das Kommunisten-Logo Hammer und Sichel werden sie vergeblich suchen“ – auch weil „Hammer und Sichel“ nicht das Programm der Grazer KPÖ sind.

„Zutiefst demokratisch“

„Helfen statt reden“: Dieses Motto gab KPÖ-Urgestein Ernest Kaltenegger schon vor über 20 Jahren aus, und die Grazerinnen und Grazer belohnen das seitdem mit ihren Stimmen. „Sie wissen, dass wir – so wie es manchmal dargestellt wird – nicht die verkappten Stalinisten sind, die eigentlich nur die Diktatur des Proletariats errichten wollen – das ist nicht so. Die KPÖ ist eine zutiefst demokratische Partei“, so Kaltenegger.

„Sie lebt das, was sie auch ist“

Die Grazer Kommunisten setzen vor allem auf Glaubwürdigkeit: Elke Kahr sei nicht nur vor Wahlen für Menschen in Notsituationen da, sagt Kaltenegger – es gehe ihr nicht darum, bei Events aufzutauchen und ihr Gesicht in die Kameras zu halten: „Man braucht keine Politikerinnen und Politiker, die durch den Windkanal von Meinungsumfragen geformt werden und dann noch vielleicht ein paar Spindoktoren dazu. Elke Kahr ist immer ohne Spindoktoren ausgekommen, weil sie das lebt, was sie auch ist.“

KPÖ-Urgestein Ernest Kaltenegger zu Elke Kahr

ORF Streiermark-Reporterin Ulli Enzinger sprach mit KPÖ-Urgestein Ernest Kaltenegger über das Erfolgsrezept der Grazer KPÖ und seiner Nachfolgerin Elke Kahr.

Laut Kaltenegger ist sie dann doch eine Kommunistin, die sich gemäß der Grunddefinition für soziale Gleichheit und kollektive Problemlösung einsetzt – und die jetzt Bürgermeisterin werden könnte – mehr dazu in Grazer Bürgermeisterin-Sessel für Kahr möglich: „Ich würde es mir wünschen, und das ist unbestritten, und auch viele Grazerinnen und Grazer wünschen sich das. Aber es ist uns nie um Posten gegangen, sondern um die Lösung von Aufgaben“, sagt Ernest Kaltenegger über das Erfolgsrezept der Grazer KPÖ und seiner Nachfolgerin Elke Kahr.

Überraschung allerorts

Die KPÖ auf Platz eins, deutlich vor der ÖVP: Dieses Ergebnis brachte am Sonntag die Grazer Gemeinderatswahl – mehr dazu Erdrutsch in Graz: KPÖ auf Platz eins. Noch am Wahlabend erklärte Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) seinen Rücktritt – mehr dazu in Bürgermeister Nagl tritt zurück und in Nagl-Rücktritt: Eine Ära geht zu Ende.

Die anderen Reaktionen waren dem Ergebnis entsprechend unterschiedlich – mehr dazu in „Mehr als überraschend“ und in Zwischen Freude und Niedergeschlagenheit. Das Ergebnis der Grazer Gemeinderatswahl kam auch für die Politik- und Wahlforscher durchaus überraschend – mehr dazu in Auch Politik- und Wahlforscher überrascht.