LAbg. Werner Murgg, Stadträtin Elke Kahr, Stadtrat Robert Krotzer und Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler
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KPÖ-Mandatar verteidigt TV-Interview

Der Sieg der KPÖ bei der Graz-Wahl liefert nach wie vor einiges an Gesprächsstoff. Dabei dreht sich vieles um die Ideologie der Partei. Entsprechend groß die Aufregung rund um ein Video, das jetzt in sozialen Netzwerken aufgetaucht ist.

Das Video zeigt den KPÖ-Landtagsabgeordneten Werner Murgg im Staatsfernsehen in Belarus, in dem er unter anderem die Sanktionen gegen Belarus infrage stellt. Die steirische KPÖ distanziert sich von diesem Auftritt klar. Murgg selbst verteidigt seinen Auftritt in einem ORF Interview am Donnerstag.

Fragwürdige Aussagen

Der besagte TV-Auftritt fand bereits im August statt, am Rande eines Besuchs des steirischen KPÖ-Landtagsabgeordneten Werner Murgg in Belarus auf Einladung der belarussisch-österreichischen Freundschaftsgesellschaft. In diesem Fernseh-Interview ließ sich Murgg zu gleich mehreren fragwürdigen Aussagen hinreißen. Er redet von Stabilität und Ordnung im Land, und spricht der westlichen Berichterstattung über die Zustände in Belarus damit faktisch den Wahrheitsgehalt ab. Historiker Stefan Karner kritisiert den TV-Auftritt – mehr dazu in Historiker Karner kritisiert KPÖ Interview(30.9.2021).

EU-Sanktionen in Frage gestellt

Auch die Sanktionen der EU gegenüber Belarus stellt Murgg im Zuge des TV Interviews in Frage und bezeichnet sie als Krieg gegen das letzte Land, das sich dem Einfluss der EU widersetzt. „Auch das gehört zur KPÖ“ schreibt dazu jene Journalistin, die das Video auf Twitter in Umlauf gebracht hat und spricht von „Lukaschenko-Whitewashing“ im Propaganda-TV.

KPÖ Steiermark distanziert sich klar

KPÖ-Chefin Claudia Klimt-Weithaler distanziert sich von Murggs TV-Auftritt klar. Sie selbst habe davon erst vor zwei Tagen erfahren: „Ich kenne nicht das ganze Interview, ich kenne nur Schnipsel, wo es um die EU-Sanktionen gegen Belarus gegangen ist. Was ich dazu sagen möchte ist, dass das eine private Reise war, ein Abgeordneter kann auf Urlaub fahren, wohin er will. Sollte der Eindruck entstehen, dass die KPÖ, ein diktatorisches Regime unterstützt, dann kann ich das nur ganz klar von der Hand weisen und sagen, dass das die KPÖ nicht tut. Weder das Regime, noch die Methoden und wir pflegen auch keine Beziehungen zu Belarus.“

Murgg selbst verteidigt sein Interview

Werner Murgg selbst verteidigt seinen Auftritt im weißrussischen Fernsehen gegenüber dem ORF. in einem Radio Steiermark-Interview bleibt der KPÖ-Landtagsabgeordnete und Leobner Stadtrat bei seiner Kritik. Er spricht aber davon, dass im TV-Beitrag ein langes Interview komprimiert dargestellt wurde.

In dem rund sechsminütigen TV-Beitrag hört man Werner Murgg nur kurz auf Deutsch antworten und dann nur mehr die russische Übersetzungsstimme.

„Einseitige westliche Berichterstattung“

Murgg sagt, das Land befinde sich nicht vor einem ökonomischen Kollaps und er habe belebte Stadtzentren und eine funktionierende Wirtschaft gesehen. Er sei viermal in Belarus gewesen – erstmals Mitte der 90er – und seitdem habe er einen Aufschwung gesehen. Die Berichterstattung westlicher Medien beurteilt er als einseitig und kritisiert erneut die EU-Sanktionen, weil sie nur die einfachen Menschen treffen würden.

Werner Murgg betont, das alles aber ursprünglich in einem deutlich längeren Interview gesagt zu haben: „Ich kann nicht hundertprozentig sagen, ich stehe zu dem was in diesem verkürzten Fernsehbeitrag drinnen ist. Ich habe mir das noch nicht wörtlich übersetzen lassen. Aber, ob da jetzt jeder Satz genau das wiedergibt, was ich gesagt habe, weiß ich nicht. Aber ich stehe zu dem was ich dort in einem eineinhalbstündigen Interview gesagt habe und lang und breit erklärt habe.“

„Fernsehen hat freundlich angefragt“

Auf die Frage, was er sich gedacht habe, sich als österreichischer Politiker mit 25 Jahren Erfahrung im staatlichen weißrussischen Fernsehen hinzusetzen, sagt Werner Murgg, er fühle sich vom Regime nicht instrumentalisiert. „Ich bin gefragt worden ob ich bereit wäre ein Interview zu geben. Ich habe nur darauf bestanden, dass ich das nicht in Englisch geben muss, sondern in Deutsch und dass sich das wirklich länger entwickeln kann. Und dass ich eine Übersetzerin bekomme, zu der ich auch Vertrauen habe. Ich meine, wenn ich da von Vornherein schon gemerkt hätte, dass die mich da in irgendeine Richtung fragen wollen, also dass ich hundertprozentig alles verteidige dann hätte ich da abgebrochen. Das war nicht der Fall.“

Das Land nicht mehr zu besuchen sei auch keine Lösung, sagt Murgg auch in Richtung kritischer Stimmen aus der eigenen Partei. Er werde sich auch weiterhin vor Ort ein Bild machen und sich solche Privat-Reisen nicht verbieten lassen.