Pfleger schiebt alte Frau im Rollstuhl
ORF.at/Zita Klimek
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Soziales

Pflegekräfte aus Kolumbien sollen entlasten

Der Pflegebereich hat zunehmend mit großen Personalsorgen zu kämpfen. Pfleger aus Drittstaaten wie etwa Kolumbien oder auch Arbeitslose könnten nun kurzfristig zur Entlastung des Pflegepersonals beitragen.

Bereits fast jedes fünfte stationäre Pflegebett kann aufgrund des Personalmangels nicht belegt werden – mehr dazu in Personalmangel befeuert Pflegenotstand. Eine Pflegekampagne, 100 zusätzliche Ausbildungsplätze, 350 weitere Plätze in der Pflegestiftung für jene, die für den Pflegeberuf gewonnen werden können: Das sind Eckpfeiler der Initiativen, die auf Landesebene gesetzt wurden, um dem drohenden Pflegenotstand entgegenzuwirken – mehr dazu in Pflegenotstand: Land kündigt Initiativen an.

Diese Initiativen werden allerdings erst in einigen Jahren tatsächlich Personal hervorbringen, und so braucht es Kreativität für schnelle Lösungen: Vor allem zwei Ansätze könnten laut Experten das Personalproblem kurzfristig überbrücken.

Unterstützung durch Arbeitslose

Volkshilfe-Geschäftsführer Franz Ferner könnte sich etwa vorstellen, das ähnlich der „Aktion 20.000“ Arbeitslose bzw. Niedrigqualifizierte das Pflegepersonal bei einfachen Tätigkeiten in den Heimen – bei der Betreuung Demenzkranker etwa – unterstützen. Zum anderen müsse man ernsthaft darüber nachdenken, Pflegekräfte aus Drittstaaten aufzunehmen, „weil aus eigener Kraft werden wir das, was momentan als Lösungsansatz an Qualifizierung angeboten wird, nicht schaffen, weil das alles zu wenig ist für das, was auf uns zukommt, und zu lange dauert“, so Ferner.

„Hoffnungsmarkt“ Kolumbien

Für Pflegekräfte aus den Nachbarstaaten gäbe es aufgrund ähnlicher Pflegestandards und Gehaltsschemata künftig kaum Anreize, in Österreich zu arbeiten.

Als ein „Hoffnungsmarkt“ gilt nun Kolumbien – und hier gibt es auch schon ein Beispiel: Der Sozialhilfeverband Bruck-Mürzzuschlag, der aktuell 145 Heimbetten nicht belegen kann, wird noch im Oktober neun Pflegefachkräfte aus dem südamerikanischen Land einstellen – sie werden über eine Rekrutierungsfirma gestellt.

„Es gibt einen Markt, weil dort sehr viele qualifizierte Pflegefachkräfte sind, die dort aber keine Arbeit finden – da gibt es ein Überangebot an Personal. Die werden dort auf unser Sprachniveau qualifiziert und werden dann in unseren Unternehmen integriert und eingesetzt“, so der Geschäftsführer des Sozialhilfeverbandes, Oliver Wunsch. Diese ersten neun Pflegefachkräfte aus Kolumbien sollen zunächst in Mariazell, Mürzzuschlag und Kapfenberg das dortige Pflegepersonal entlasten.