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APA/Barbara Gindl
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Soziales

Steirische Firma „liefert“ Pflegekräfte

Qualifizierte Zuwanderung von Fachkräften könnte eine Säule sein, um den Personalmangel in der Pflege künftig in den Griff zu bekommen. Ein steirisches Unternehmen rekrutiert schon jetzt ausgebildete Pflegefachkräfte aus dem Ausland.

Das Unternehmen „Rise above“ mit Sitz in Traboch hat bereits Pflegefachkräfte an die KAGes, Senecura oder den Sozialhilfeverband Bruck- Mürzzuschlag vermittelt – die Vorbereitungszeit dafür dauert beinahe ein Jahr.

In der Heimat trotz Qualifikation oft arbeitslos

Vor allem Pflegefachkräfte aus Kolumbien sind für den österreichischen Markt von Interesse, da sie eine vierjährige Pflegeausbildung und zumeist einige Jahre Praxiserfahrung hinter sich haben. Dennoch sei die Hälfte der gut ausgebildeten Pflegefachkräfte im eigenen Land arbeitslos, erklärt Josef Missethon, Gründer des Rekrutierungsunternehmens „Rise above“: „Generell ist es so in Kolumbien, dass es sehr prekäre Arbeitsverhältnisse gibt, das heißt, dass es immer wieder Unterbrechungen gibt und es schwer ist, überhaupt zu überleben.“ Außerdem werde Altenpflege in Kolumbien zumeist als Aufgabe des Familienverbandes gesehen.

Mit Sprach- und Fachkenntnis nach Österreich

Hat das Unternehmen die geeigneten Fachkräfte für Österreich gefunden, erlernen sie – noch in der Heimat – die deutsche Sprache. „Wir haben eine eigene Sprachschule in Kolumbien, der Leiter der Sprachschule ist ein Österreicher, wo wir ihnen schon österreichische Werte, Verhaltensweisen und die Kultur vermitteln“, so Missethon. In Österreich angekommen, steht ein dreimonatiger Kurs an der Fachhochschule Kärnten am Programm – die Vorbereitung auf die Berufsanerkennungsprüfung, auch mit Inhalten wie österreichisches Recht und Gesundheitswesen.

22 Kolumbianerinnen bereits integriert

Österreichweit haben bereits 22 Kolumbianerinnen ihren Pflegedienst angetreten und seien gut integriert, sagt Josef Missethon, der mittlerweile Anfragen auch aus Deutschland bekommt. Für ihn führt an qualifizierter Zuwanderung kein Weg vorbei: „Wenn wir uns nur den Markt in Kolumbien anschauen, merken wir, dass wir hier stark im Mitbewerb mit Deutschland stehen, das heißt, andere Regierungen haben bereits Regierungsprogramme aufgelegt, das ist ein europäisches Phänomen, und das wird weiter ansteigen.“

Für 2022 sind bereits 150 Pflegefachkräfte fix im Programm, die in Kolumbien für den österreichischen Markt fit gemacht werden. Das steirische Unternehmen selbst hat mittlerweile zwölf Mitarbeiter in Kolumbien.

Akuter Pflegenotstand in der Steiermark

In der Steiermark kann mittlerweile fast jedes fünfte stationäre Pflegebett aufgrund des Personalmangels nicht belegt werden – mehr dazu Personalmangel befeuert Pflegenotstand. Eine Pflegekampagne, 100 zusätzliche Ausbildungsplätze, 350 weitere Plätze in der Pflegestiftung für jene, die für den Pflegeberuf gewonnen werden können: Das sind Eckpfeiler der Initiativen, die auf Landesebene gesetzt wurden, um dem drohenden Pflegenotstand entgegenzuwirken – mehr dazu Pflegenotstand: Land kündigt Initiativen an. Zusätzlich sollen Fachkräfte aus dem Ausland sowie Arbeitslose aushelfen – mehr dazu in Pflegekräfte aus Kolumbien sollen entlasten.