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APA/Barbara Gindl
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Soziales

Pflegegipfel: Sterblichkeitsstudie präsentiert

In Rahmen eines „Pflegegipfels“ haben am Freitag Politik, Experten und Interessenvertreter Fragen zum Umgang mit der CoV-Pandemie sowie der allgemeinen Personal- und Bettensituation diskutiert. Auch eine Mortalitätsstudie wurde präsentiert.

Die vom Land in Auftrag gegebene Studie zur Mortalität in Pflegeheimen in der Pandemie 2020 wurde von EPIG GmbH – Planungs- und Entwicklungsinstitut für Gesundheit in Graz – ausgeführt. Untersucht wurde anhand von Daten Todesfälle in 224 steirischen Pflegeheimen im Jahr 2020. Demnach starben 2020 – unabhängig von der Ursache – 4.890 Menschen, 1.155 mehr als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Von der Übersterblichkeit betroffen waren Bewohner aller Altersgruppen und Geschlechter.

Das Mortalitätsrisiko lag bei hochaltrigen Männern (85+) am höchsten. Auch regional gab es Unterschiede: So war die Übersterblichkeit im obersteirischen Bezirk Murau mit 152 pro 1.000 Einwohner am höchsten, am wenigsten betroffen war der weststeirische Bezirk Voitsberg (29/1.000 Einwohner).

Höhere Sterblichkeit in größeren Heimen

Die Analysen lieferten Hinweise darauf, dass die Pflegeheimgröße einen Einfluss auf die Mortalität der Bewohner haben könnte. Die beobachtete Sterblichkeit in kleinem Heimen (bis 70 Bewohner), mittlerer (bis 130) und großer Heime (ab 130) lag zwischen 100/1.000 und 111/1.000 Bewohner. Im Vergleichszeitraum 2015 bis 2019 zeigt sich aber, dass kleinere Pflegeheime in den Wintermonaten eine geringere Mortalität aufwiesen als mittlere und diese wiederum geringere als große Heime. Ursache hierfür könnte die Größe der baulichen und organisatorischen Einheiten sein, die in größeren Pflegeheimen möglicherweise die Ausbreitung von Infektionen begünstigt, so die Studienautoren.

Der Vergleich von privat-gewerblich geführten Heimen und öffentlichen sowie privat-gemeinnützig geführten Heimen lieferte keine Hinweise darauf, dass privat-gewerbliche eine schlechtere Versorgung während der Pandemie geboten hätten.

Personalmangel als großes Thema

Ein weiteres Thema des Pflegegipfels, bei dem rund 35 Fachleute, darunter Vertreter aller sechs Landtagsparteien, der Pflegeorganisationen und der Landesspitäler, teilnahmen, war der Personalmangel in der Pflege: Immerhin kann aufgrund des Personalmangels aktuell schon jedes fünfte stationäre Pflegebett nicht belegt werden – mehr dazu in Personalmangel befeuert Pflegenotstand (5.10.21); man müsse endlich in eine konstruktive Arbeitsphase eintreten, brachte es etwa Caritas-Direktor Herbert Beiglböck im Vorfeld des Gipfels auf den Punkt.

Landesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) verwies erneut darauf, dass Ausbildungsplätze aufgestockt werden – aus ihrer Sicht wäre eine Novellierung des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes wichtig. Sie könne sich auch qualifizierte Zuwanderung von Pflegefachkräften vorstellen – mehr dazu in Pflegenotstand: Land kündigt Initiativen an (5.10.2021) –, und man müsse an einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Pflegefachkräfte herzustellen.

Arbeitsgruppe, Bedarfs- und Entwicklungspläne

Sie kündigte dann auch weitere Treffen an: „Wir werden unter dem Titel ‚Pflege 2030‘ auch eine Arbeitsgruppe machen, die aus Expertinnen und Experten besteht, es wird einen Bedarfs- und Entwicklungsplan geben zum Personal 2030, und es wird einen Bedarfs- und Entwicklungsplan zu der Notwendigkeit von mobilen, teilstationären und stationären Einrichtungen geben“, so Bogner-Strauß.

„Tannenhof“-Untersuchungsbericht präsentiert

Ein weiterer Punkt des Pflegegipfels war die Präsentation des Untersuchungsberichtes zum Pflegewohnheim Tannenhof in St. Lorenzen, wo ja 18 Bewohner an Covid verstorben waren – mehr dazu in „Tannenhof“: Gutachten liegen vor (22.7.2021). Die unabhängige Expertenkommission beschränkt sich darin auf Empfehlungen: So soll es künftig ab 200 Betten eine eigene Hygienefachkraft geben, und nicht mehr die Bezirkshauptmannschaften, sondern das Land soll einmal jährlich unangekündigt Kontrollen durchführen und dabei auch Bewohner visitieren.