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Coronavirus

Zentralisierte Kontrollen in Heimen geplant

Nach dem Pflegeskandal im Pflegeheim Tannenhof in St. Lorenzen im Vorjahr ist am Freitag im Rahmen eines „Pflegegipfels“ ein Untersuchungsbericht präsentiert worden. Dieser sieht ein neues Hygienekonzept sowie umfassende und zentralisierte Heimkontrollen vor.

18 Bewohner starben vergangenen Herbst im Pflegeheim Tannenhof an den Folgen einer Covid-Infektion; da auch ein Großteil des Pflegepersonals infiziert war, musste sogar das Bundesheer aushelfen – mehr dazu in CoV: Heer übernimmt Pflegeheim im Mürztal (30.11.2020).

Führungskräfte nicht immer „greifbar“

Mehrere unglückselige Umstände seien beim CoV-Cluster im Pflegeheim Tannenhof zusammengekommen. Pflegeombudsfrau Michaela Wlattnig verweist im Rahmen des „Pflegegipfels“ – mehr dazu in Pflegegipfel: Sterblichkeitsstudie präsentiert (15.10.2021) auf Führungskräfte, die nicht immer „greifbar“ gewesen seien. Auch ein für die Heimbewohner zuständiger Arzt sei am Höhepunkt der zweiten Welle selbst ausgefallen und Schutzausrüstung sei Mangelware gewesen.

Verbesserungen in Hygiene und zentralisierte Kontrolle

Lehren für die Zukunft könne man jedenfalls ableiten, so Wlattnig: „Ein Punkt in Sachen Hygiene, man sollte pro 200 Betten eine Vollzeitäquivalenz Hygienefachkraft anstellen und diese sollte entsprechende Hygienpläne für Krisenzeiten immer am aktuellen Stand halten.“ Zudem sollen die Heimkontrollen zentralisiert, also den Bezirkshauptmannschaften entzogen werden. Dort seien die Heimkontrollen derzeit ein kleiner Teil von sehr vielen Aufgaben der Sozialreferate, so Wlattnig.

Jährliche, unangemeldete Kontrolle geplant

Künftig sollen zudem die Kontrollen vom Land durchgeführt werden. Einmal jährlich, unangemeldet inklusive Visite direkt bei etwa zehn Prozent der Bewohner: „Die Kontrolle muss umfassend sein, pflegefachlich, eventuell medizinisch und auf die besonderen Bedürfnisse der Älteren schauend. Ich glaube, dass sind wir jenen Menschen schuldig, die aktuell und zukünftig auf Pflege und Betreuung in stationären Einrichtungen angewiesen sind.“

Laut Wlattnig sei beim Land bereits eine Arbeitsgruppe mit der Umsetzung der Zentralisierung befasst. Um die medizinische Versorgung von Heimbewohnern auch in Krisenzeiten zu gewährleisten, empfiehlt die Expertenkommission die Einrichtung einer ärztlichen Krisen- und Notfallzentrale als Ansprechstelle für Pflegeheime.