Erzberg
APA/Erwin Scheriau
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Wissenschaft

„Zentrum am Berg“ feierlich eröffnet

Mit mehr als 300 Ehrengästen ist am Montag das „Zentrum am Berg“ eröffnet worden. Das Forschungs- und Trainingszentrum für Untertagebau am Erzberg in Eisenerz ist europaweit einzigartig. Rund 30 Mio. Euro wurden investiert.

Am steirischen Erzberg ist auf rund 1.000 Metern Seehöhe das Forschungszentrum „Zentrum am Berg“ (ZaB) entstanden, das den Tunnelbau und seinen sicheren Betrieb zum Schwerpunkt hat. Die in den 1950er-Jahren entwickelte „Neue Österreichische Tunnelbaumethode“ (NATM) hat sich speziell bei schwierigen geologischen Bedingungen bewährt – so tragen weltweit Straßen- und Eisenbahntunnel sowie U-Bahn-Röhren ein Stück dieser österreichischen Ingenieurskunst in sich.

Tunnelsystem im Eins zu Eins-Maßstab

Für die Weiterentwicklung der Baumethoden, aber auch von Materialien und der Ausstattung – von der Tunnellüftung bis zur gesamten Sicherheitstechnik im Tunnel – waren Tests unter realen Bedingungen europaweit bisher jedoch kaum möglich. Das neue Zentrum in Eisenerz bietet nun ein insgesamt rund vier Kilometer langes Tunnelsystem für Versuche, aber auch Einsatzübungen im Eins zu Eins-Maßstab. „Es ist noch viel besser geworden, als ich mir jemals gedacht hätte“, zeigte sich Robert Galler, Leiter des neuen Zentrums und Professor für Subsurface Engineering an der Montanuniversität Leoben, am Montag bei der Eröffnung begeistert.

„Zentrum am Berg“ feierlich eröffnet

Mit mehr als 300 Ehrengästen ist am Montag das „Zentrum am Berg“ eröffnet worden. Das Forschungs- und Trainingszentrum für Untertagebau am Erzberg in Eisenerz ist europaweit einzigartig. Rund 30 Millionen Euro wurden investiert.

Das ZaB befindet sich in einem stillgelegten Teil des steirischen Erzbergs, wo der Untertagebau vor mehr als 20 Jahren aufgegeben wurde. Seit 2007 wurde aber wieder geplant und seit Herbst 2016 wurden einige Stollen zu einem Tunnelforschungs- und Sicherheitstrainingszentrum umgebaut. Kernstück sind zwei Straßen-und zwei Eisenbahntunnel sowie eine weitere Röhre – ein ehemaliger Förderstollen. Sie sind teils miteinander verbunden.

Projekt mit „internationaler Sichtbarkeit und Strahlkraft“

Die beiden parallel geführten Straßentunnel entsprechen den aktuellsten Bau- und Ausrüstungsvorschriften und bieten insgesamt circa 800 Tunnelmeter für Forschungs- und Ausbildungszwecke. „Wie wir aus den Anfragen um Forschungskooperationen aus aller Welt entnehmen können, gewinnt die Montanuniversität damit an internationaler Sichtbarkeit und Strahlkraft“, betonte Rektor Wilfried Eichlseder. Bereits jetzt seien mehr als 20 nationale und internationale Forschungspartner mit unterschiedlichsten Projekten im ZaB tätig „und wir haben Anfragen aus der ganzen Welt“, schilderte Galler gegenüber der APA.

Die Röhren der Verkehrstunnel gleichen in den Abmessungen denen von „echten“ Verkehrstunnel. Auch die beiden je rund 400 Meter langen Eisenbahntunnel werden parallel zueinander geführt. Neben konkreten Entwicklungsfragen soll im ZaB auch die Sicherheit im Untertagebau und -betrieb getestet werden. Auch entsprechende Ausbildungen und Trainings – etwa für Einsatzorganisationen unter sehr hohen Brandlasten – sind möglich.

von links der Landeshauptmann der Steiermark, Hermann Schützenhöfer (ÖVP), Waltraud Klasnic, Robert Galler (Leiter Zentrum am Berg), Vizerektorin Martha Mühlburger (Montanuniversität Leoben), Hannes Androsch, BM Heinz Faßmann, LR Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP), LR Ursula Lackner (SPÖ) und der Rektor der Montanuniverisität Leoben, Wilfried Eichlseder anl. der Eröffnung des „Zentrum am Berg“ der Montanuniversität Leoben am Montag
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von links: Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP), Waltraud Klasnic, Robert Galler (Leiter Zentrum am Berg), Vizerektorin Martha Mühlburger (Montanuniversität Leoben), Hannes Androsch, BM Heinz Faßmann, LR Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP), LR Ursula Lackner (SPÖ) und der Rektor der Montanuniverisität Leoben, Wilfried Eichlseder.

Steiermark als Vorreiter für Forschung und Entwicklung

„Mit dem Tunnelforschungszentrum legt Österreich in der Steiermark eine neue Visitenkarte vor“, zeigte sich LH Hermann Schützenhöfer (ÖVP) begeistert. „Wenn ich in China bin, kennt mi neamt, aber man weiß, dass es in Österreich ein Bundesland gibt, das europaweit in der Forschungsquote ganz vorne liegt. Grundlage für diesen Erfolg seien die Universitäten, die wissenschaftlichen Einrichtungen und pionierhafte Unternehmer“, wie der LH auf die Sonderstellung der Steiermark in Forschung und Entwicklung verwies. Das Land Steiermark hat zwölf Millionen Euro zu dem Projekt beigesteuert. Den Rest teilen sich das Bildungsministerium, das Umweltministerium und die Montanuni mit jeweils sechs Millionen Euro.

Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) betonte die Wichtigkeit der Spitzenforschung für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Österreich: „Mit dem ZaB verfügt die Montanuniversität über ein weiteres Alleinstellungsmerkmal in der europäischen Universitätslandschaft.“ Die steirische Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) zeigte sich „beeindruckt vom Ausmaß, der Technik und den Sicherheitsanforderungen“ des „internationalen Leuchtturms“. Die Investition in das ZaB sei als „Bekenntnis zur Region und zur Montanuni“ zu verstehen.