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Wirbel um TV-Sperre für oststeirischen Pfarrer

Die Diözese Graz-Seckau steht im Konflikt mit dem Geistlichen Josef Reisenhofer. Weil er sich laut Diözese zu wenig an liturgische Kriterien hielt, sollen seine Messen, geht es nach der Diözese, nicht mehr im ORF übertragen werden. Von einem Verbot sei aber nicht die Rede, so die Diözese.

Die Diözese Graz-Seckau bestätigte am Mittwoch einen entsprechenden Bericht der „Kleinen Zeitung“. Demnach habe der Geistliche die liturgischen Kriterien mehrfach nicht eingehalten, obwohl man bereits Gespräche mit ihm geführt hatte. Außerdem sollen auch andere steirische Pfarren zum Zug kommen, sagte Sprecher Thomas Stanzer.

Große Fan-Gemeinde

Reisenhofer gilt seit Jahren als ungewöhnlicher Pfarrer. Er hat beispielsweise schon 2009 einen Gottesdienst in einer großen Disco nahe Hartberg abgehalten und er ist auch sonst für seine Nähe zur Bevölkerung bekannt und beliebt.

Um ihn gibt es eine große Fan-Gemeinde, die ihn zuletzt auch immer wieder bei Übertragungen im ORF sehen konnte. Bereits mehrmals wurden Messen von Reisenhofer übertragen – auch deshalb, weil seine Pfarre eine große Erfahrung hat und die Abwicklung technisch sehr gut funktioniere, unterstrich Stanzer – mehr dazu in Online-Gottesdienste gut „besucht“ (19.4.2020).

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Abweichungen bei Formeln und Liedauswahl

Allerdings gab es auch immer wieder Abweichungen von der vorgegebenen Liturgie, beispielsweise bei der Liedauswahl, aber auch in der Sprache. Es müssen auch gewisse Formeln bei Messen enthalten sein, doch Reisenhofer habe es damit nicht genau genug genommen. Obwohl es mehrere Gespräche gab, sei es immer wieder zu Abweichungen vom zuvor Vereinbarten gekommen, so Stanzer. Der Gottesdienst im Juli am Freizeitsee in Greinbach dürfte dann das I-Tüpfelchen gewesen sein.

Konsequenzen aus Rom befürchtet

Während die Fan-Gemeinde hinter Reisenhofer steht und sich nun erbost bei der Diözese meldet, warum er nicht mehr im TV auftreten soll, gab es laut Stanzer auch viele kritische Stimmen – nicht nur von Geistlichen. „Da gab es auch Leute, die das nicht gut fanden“, betonte der Sprecher. Nachdem es aus Hartberg schon mehrere Übertragungen gab, will man nun auch andere Pfarren zum Zug kommen lassen. Es sei nicht ausgeschlossen, dass Reisenhofer auch wieder im TV zu sehen sein wird, aber dann müsse er sich auch an die formalen Kriterien halten, so die Vorgabe.

Hintergrund dürfte auch Sorge um Post aus Rom sein, denn wird die Liturgie nicht eingehalten, könnten Konsequenzen aus Rom drohen. Reisenhofer darf nun zwar weiterhin Gottesdienste abhalten und diese auch per Livestream im Internet übertragen.

ORF behält sich redaktionelle Entscheidung vor

Von Seiten des ORF hieß es am Mittwoch, die redaktionelle Entscheidung darüber, wer im Fernsehen auftrete, liege selbstverständlich beim ORF selbst.

Von der Diözese hieß es am Mittwoch in einer Aussendung: "Zwischen den österreichischen Diözesen und dem ORF gibt es die Vereinbarung, wonach an jedem Sonntag um 10.00 Uhr ein christlicher Gottesdienst auf ORF3 ausgestrahlt wird. Die Diözesen haben dazu für ein fertiges Livestream-Signal zu sorgen, das vom ORF übernommen werden kann. Auf die Diözese Graz-Seckau entfällt eine Handvoll Übertragungen im Jahr 2022 beziehungsweise pro Jahr. Der Diözese Graz-Seckau geht es dabei nicht um ein ‚Verbot‘, wie es in den Medien kommuniziert wurde, sondern darum, das Gemeinsame im katholischen Glauben und in der katholischen Liturgie, das uns weltweit verbindet, auch in den Fernsehübertragungen zu fördern.