eine Tischlerei
ORF/Thomas Koppensteiner
ORF/Thomas Koppensteiner
Wirtschaft

Fachkräftemangel: Firmen werden immer flexibler

Volle Auftragsbücher, aber zu wenige Mitarbeiter: Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, ist zunehmend Kreativität gefragt. Zwei steirische Firmen sind nun auf 35 Stunden bzw. die Vier-Tage-Woche umgestiegen.

Auf der einen Seite sind in der Steiermark tausende Menschen ohne Job, auf der anderen Seite wird händeringend nach Personal gesucht – so vor allem auch in der Gastronomie. Ein Schlüssel könnte mehr Freizeit sein – mehr dazu in Gastronomie sucht dringend Personal (18.9.2021).

„Rufe nach mehr Freizeit werden lauter“

Auch Martin Wasif hat sich entschieden, die alten Wege zu verlassen – er leitet die Installateursfirma Kubica in Kirchberg an der Raab im Bezirk Südoststeiermark: „Da haben wir uns dann überlegt, dass wir versuchen, die Arbeitszeit auf 35 Stunden zu reduzieren, aber mit dem aktuellen Gehalt.“

Eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohn: Die jungen Mitarbeiter waren begeistert, langjährige überrascht. Wasif möchte damit handwerkliche Berufe attraktiver zu machen, „weil wir einfach in unserem Betrieb vor der Herausforderung stehen, dass der Handwerksberuf ein körperlich recht anstrengender ist und die Rufe nach mehr Freizeit und Erholungsphasen immer lauter werden“.

Ziel: Mehr Mitarbeiter

Ein wirtschaftliche Risiko sei vorhanden, aber mit etwas Kreativität und Offenheit werde das schon gehen. Wichtig ist ihm dabei, „dass es hier keine Schein-35-Stunden-Woche gibt und die Leute dennoch 40 Stunden und mehr arbeiten, sondern das Ziel auf unserer Seite muss es sein, die Mitarbeiteranzahl zu steigern“, so Wasif.

Niedrige Arbeitslosigkeit ebenfalls ein Problem

Mit offenen Stellen und keinen Bewerbern hatte auch Johannes Forstner von der Tischlerei Schneider in der Nähe von Murau zu kämpfen: „Wir haben zusätzlich noch einmal verschärfte Bedingungen, weil wir im Bezirk Murau haben eine Arbeitslosigkeit von 2,6 Prozent, was auf der einen Seite gut ist, aber dabei ist es dann aber auch wirklich schwierig, Mitarbeiter zu finden.“

Durchaus Vorbildwirkung

Seit der Betrieb eine Vier-Tage-Woche mit weiterhin 40 Stunden eingeführt hat, hat sich das geändert – die drei offenen Stellen wurden besetzt. Und „uns haben Firmen aus dem Bezirk angerufen und gefragt, wie wir das machen. Es gibt auch einen Metallbaubetrieb mit 60 Mitarbeitern, der das jetzt eingeführt hat, aber auch viele kleine Betriebe. Im Moment, wenn im Bezirk eine Stelle ausgeschrieben wird, dann bewirbt das jetzt fast jeder mit flexiblen Arbeitszeiten bzw. Vier-Tage-Woche“, so Forstner.

Die Arbeitszeit zu verkürzen – wie etwa der Installateursbetrieb Kubica – sei auch eine spannende Idee, „aber das große Problem ist halt, dass wir ein kleiner Betrieb sind – wir sind nur 15 Leute –, und als kleiner Betrieb kann man so etwas halt nicht ausprobieren“; der Gedanke geistere aber herum, so Forstner.