Das Wort „Coronavirus“ wird geschrieben
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Chronik

Wort-des-Jahres-Suche im Finale

3-G, Chatprotokolle, Impfdurchbruch und Schattenkanzler – die Pandemie und die Chat-Affäre prägen die diesjährige Suche nach dem Wort des Jahres. Bis Montagmittag kann noch abgestimmt werden.

Die Forschungsstelle Österreichisches Deutsch der Uni Graz hat in Kooperation mit der APA wieder eine Liste mit Kandidaten zusammengestellt – zuvor konnten Wörter, die den Österreicherinnen und Österreichern seit Ende vergangenen Jahres positiv oder negativ aufgefallen sind, an die Jury geschickt werden. 2020 setzte sich beim Wort des Jahres der „Babyelefant“ gegen „Corona“ durch, beim rot-weiß-roten Unwort ließ „Coronaparty“ das „Social Distancing“ hinter sich – mehr dazu in „Babyelefant“ ist Wort des Jahres (3.12.2021).

Von „3-G“ bis „WKSta“

Anwärter für das aktuelle Wort des Jahres sind neben den bereits erwähnten: „Gewohnheitsunrecht“ (Irmgard Gries: „Wir haben zwar ein Gewohnheitsrecht, aber wir haben kein Gewohnheitsunrecht“), „Inseratenkorruption“, „Ninja-Pass“, „WKSta“ (Wirtschafts- und Korruptionsanwaltschaft) und „untadelige Person“. Letzterer Kandidat geht auf eine Forderung von Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) zurück, wen die ÖVP als neuen Bundeskanzler anstelle von Sebastian Kurz nominieren müsse. Mit „Klimaticket“ hat sich zumindest ein Kandidat abseits der beiden Top-Themen eingeschmuggelt.

Unwort: Von „Querdenker“ bis „Hilfe vor Ort“

Auch bei den Unwort-Kandidaten hat die Pandemie deutliche Spuren hinterlassen: Vorgeschlagen sind etwa „Herdenimmunität“, „Impfskeptiker“, „Impfapartheid“ („Kampfbegriff der extremen Rechten“, erläutert die Jury) und „Querdenker“. Weiters stehen zur Wahl: „Erinnerungslücken“, „Quotenweiber“ als abwertender Begriff für weibliche Führungskräfte und „zur Seite treten“, ein beschönigender Ausdruck von Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) anstelle von „Rücktritt“, wie die Jury erklärt.

„Wort des Jahres“

Abgestimmt werden kann online bis Montag, 11.00 Uhr; die Bekanntgabe erfolgt am 2. Dezember.

Weiters kann man zum Unwort „Kaufhaus Österreich“, „Schuldvermutung“ und „Hilfe vor Ort“ wählen. Letzteres ist laut Jury ein „Schlagwort“ von Innenminister Wolfgang Nehammer (ÖVP) und des nunmehrigen Bundeskanzlers Alexander Schallenberg (ÖVP), wonach Österreich keine Flüchtlinge aus Lagern in Griechenland aufnimmt und stattdessen „Hilfe vor Ort“ anbietet, „die jedoch laut Medienberichten nie ankam“.

Spruch: Von „Alles gurgelt“ bis „Wer zahlt schafft an“

Neben „alles gurgelt“ stehen zwei politische Zitate für den „Spruch des Jahres“ zur Wahl: „Eli, es ist vorbei!“ – Ausspruch von Matthias Strolz an Tourismus- und Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), die in der ORF-Sendung „Im Zentrum“ Ex-Bundeskanzler Kurz verteidigte – und „Sie fragen sich in diesen Stunden vielleicht: Was ist denn jetzt schon wieder passiert“, Statement von Bundespräsident Alexander Van der Bellen zur Regierungskrise.

Bei den Kandidaten zum „Unspruch des Jahres“ wird aus den Chat-Protokollen zitiert: „Bitte. Kann ich ein Bundesland aufhetzen?“ (Sebastian Kurz an Thomas Schmid) und „Wer zahlt schafft an! Ich liebe das!“ (Schmid an Kurz). Außerdem hat es eine Aussage von Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) vor dem Ibiza-Ausschuss in die Wahlvorschläge geschafft: „Ich kann für mich ausschließen, dass ich mich erinnern kann, dass das ein Thema war“.

Jugendwort: Von „cringe“ bis „Geringverdiener“

Nicht zuletzt gilt es auch, das „Jugendwort des Jahres“ zu küren – eine Corona- und Affären-freie Kategorie: „cringe“ (peinlich), „flexen“ (die Muskeln anspannen), „gäistig“ (außerordentlich beweglicher Mensch, Schnelldenker), „lit“ (Verstärkung für super), „same“ (Ausdruck von Empathie), „sheesh“ (Ausdruck für Erstaunen) und „sus“ (Kurzform für suspicious, dt. suspekt); außerdem steht hier noch „Geringverdiener“, scherzhaft für Verlierer, zur Auswahl.